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Meyer-Optik-Görlitz ist gerettet

Eine Firma aus Rheinland-Pfalz führt die Traditionsmarke weiter. Deren Chef kommt im Januar in die Stadt.

Von Ingo Kramer
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© Nikolai Schmidt

Gute Nachricht aus Rheinland-Pfalz: Die altehrwürdige Marke Meyer-Optik-Görlitz ist gerettet. Nach der Insolvenz der Firma net SE in Koblenz, zu der Meyer-Optik-Görlitz seit 2014 gehört hatte, geht es nun 75 Kilometer weiter südlich in Bad Kreuznach weiter: Die Firma OPC Optics erwirbt die Markenrechte an Meyer-Optik-Görlitz, dazu auch das Warenlager und die Konstruktionspläne der Objektive. Darüber informierte gestern Henrike Maas im Auftrag des Insolvenzverwalters von net SE.

Meyer-Optik-Görlitz sei im Zuge einer übertragenden Sanierung an die OPC Optical Precision Components Europe GmbH gegangen, die unter dem Namen OPC Optics in Deutschland anspruchsvolle, qualitativ hochwertige Linsen sowie Baugruppen und Objektive herstellt: „Dank der Übernahme ist der Erhalt der deutschen Traditionsmarke gesichert.“ Der Übergang auf den neuen Investor sei rückwirkend zum 1. November erfolgt.

OPC Optics ist ein 2016 gegründetes Unternehmen, das als unabhängiger Hersteller von optischen Komponenten sowie kompletten Baugruppen und Objektiven tätig ist. Nach Aussage von Geschäftsführer Timo Heinze sind heute zwölf Mitarbeiter in der Firma beschäftigt, „alle in Deutschland und Tendenz stark wachsend“. Im Gespräch mit der SZ sieht er gute Chancen, die Marke erfolgreich zu führen. Das Geschäftsmodell von net SE habe komplett auf Crowdfunding basiert. Das heißt, erst wurde Geld von potenziellen Kunden gesammelt und davon dann Objektive produziert. „Das hat viele Kunden verprellt“, sagt Heinze. Sein Unternehmen wende sich klar gegen dieses Verkaufsprinzip und wolle stattdessen den klassischen Weg gehen: Der Kunde bestellt und bekommt anschließend sein Objektiv geliefert. Die Produktion soll möglichst schnell wieder beginnen.

Beim Sortiment will OPC Optics nachsteuern. „Wir schauen uns jetzt an, was gut läuft und was nicht“, sagt Heinze. Erfolgreiches werde weiterproduziert, vielleicht sogar aufgestockt, weniger Erfolgreiches hingegen möglicherweise wegfallen. Im Übrigen sei die Objektiv-Sparte auch bei net SE gar nicht so schlecht gelaufen. Dort habe es aber auch andere Sparten gegeben. Wenn eine schlecht lief, habe sie die anderen mit heruntergezogen. Auch diesen Fehler wolle er nicht wiederholen – und sich stattdessen ganz auf die Objektive konzentrieren.

Meyer-Optik-Görlitz habe ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal: Es sind historische Objektive, die Bilder mit einem gewissen Effekt produzieren. „Es gibt Liebhaber, die diese Bildeffekte toll finden“, sagt Heinze. Dieser Kundenkreis werde woanders nicht fündig. Wichtig sei aber, die historischen Objektive auf den neuesten Stand der Technik zu bringen: „Das hatte auch net SE angedacht, aber nie umgesetzt.“ Er wolle nun „innovative Objektive mit historischen Effekten“ produzieren. Sogar mit Hilfe aus Görlitz: „Dort gibt es noch einen Konstrukteur, mit dem wir gern zusammenarbeiten würden.“ Er habe auch bisher schon für Meyer-Optik-Görlitz gearbeitet. Heinze will im Januar nach Görlitz kommen, um sich mit dem Mann zu treffen.

Der mögliche Verlust der Marke ist damit abgewendet. Der Optiker Hugo Meyer (1863 bis 1905) gründete 1896 mit dem Kaufmann Heinrich Schätze die Optisch-Mechanische Industrie-Anstalt Hugo Meyer & Co. auf der Löbauer Straße 7, heute Sitz des Fotomuseums. Mit besonders patentierten Objektiven begründete Meyer den Erfolg der Firma, die seine Witwe Elise und seine Söhne nach 1905 fortführten. In der DDR hieß die Firma VEB Feinoptisches Werk, 1991 war Schluss. 2014 galt es in der Fotobranche als Sensation, als auf der Messe Photokina in Köln die Meyer-Optik-Görlitz mit dabei war. Dabei wurden die einzelnen Komponenten dafür überall gefertigt, aber nicht in Görlitz. Anbieter war net SE, ein Unternehmen für die Entwicklung und den Vertrieb von Marken der Software und der Fotografie. „Wir machen Marken messbar erfolgreicher“, erklärte damals deren Chef. Geklappt hat das bei ihm nicht.