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Michael Kretschmer hilft bei Löbaus Sockel-Panzer

Der Ministerpräsident war zu Besuch im Militärmuseum in der Jägerkaserne. Auch einen raschen Ausbau der B 178 hat er versprochen.

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© SZ

Von Markus van Appeldorn

Löbau. Wenn Ministerpräsiden Michael Kretschmer (CDU) möchte, dass etwas sofort erledigt wird, dann sagt er ein knappes aber freundliches „Heidrich!?“. Herr Heidrich ist sein persönlicher Assistent und macht sich dann sofort eine Notiz oder fängt an zu recherchieren. Zu dem Ort, den Michael Kretschmer am Dienstag besuchte, passte dieser knappe Befehlston. Der Ministerpräsident war zu Gast im Militärhistorischen Museum des Löbauer Garnisonvereins in der alten Jägerkaserne.

Ministerpräsident Michael Kretschmer besuchte am Dienstag das Militärhistorische Museum des Löbauer Garnisonvereins in der Jägerkaserne. Vereinsvorstand Danilo Baumgarten erklärte ihm unter anderem das ehemalige Kommandanten-Zimmer.
Ministerpräsident Michael Kretschmer besuchte am Dienstag das Militärhistorische Museum des Löbauer Garnisonvereins in der Jägerkaserne. Vereinsvorstand Danilo Baumgarten erklärte ihm unter anderem das ehemalige Kommandanten-Zimmer. © Rafael Sampedro

Und die Anweisung an Herrn Heidrich könnte die Erfüllung eines Herzenswunsches von Vereins-Vorstand Danilo Baumgarten beschleunigen: Der russische Panzer, der einst auf einem Sockel in der Kaserne thronte, möge zurück nach Löbau kommen. Baumgarten berichtete dem Ministerpräsidenten davon, dass der Verein den alten T 34 im vorigen Jahr zufällig im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden wiederentdeckt hatte. Jahrelang hatte man geglaubt, er sei verschrottet. Das Museum ist bereit, den Panzer herauszurücken. Noch fehle aber eine notwendige Genehmigung aus Berlin. Jetzt kümmert sich Herr Heidrich. Und Michael Kretschmer versprach: „Ich werde die Sache auch noch mal mit Oberbürgermeister Dietmar Buchholz besprechen.“ Der hatte sich auch stets dafür ausgesprochen, den Panzer wieder nach Löbau zurückzuholen.

Mit seinem Besuch im Löbauer Militärmuseum löste der Ministerpräsident ein Versprechen ein, das er 2017 noch als Bundestagsabgeordneter gegeben hatte. Beim Tag der Sachsen im September in Löbau hatte er sich auch sehr für den Stand des Garnisonvereins interessiert. Dass er mittlerweile zum Ministerpräsidenten aufgestiegen ist, wertet den Besuch noch auf.

Gut eine Stunde ließ sich Michael Kretschmer von Danilo Baumgarten durch die Sammlung führen. In der Sonderausstellung über das Militärpferdewesen betrachte er das Foto eines Pferdelazaretts in Dresden-Klotzsche. „Ich wohne ja in Klotzsche, wo war denn das?“, fragte er. Der genaue Standort sei nicht überliefert. „Die Pferdelazarette waren ja im Felde“, erklärte Baumgarten. Auch Fotos vom Bau der Jägerkaserne in den Jahren 1913/14 faszinierten Kretschmer: „Da haben die damals in unglaublicher Qualität und mit dieser Geschwindigkeit gebaut – und das mit dieser einfachen Technik. Die Sachsen eben.“ Ein Vereinsmitglied erzählte ihm die Geschichte, dass der Löbauer Bürgermeister im Jahr 1821 einen Herzinfarkt vor Aufregung bekam, weil ihm mitgeteilt worden war, Löbau werde Garnisons-Stadt. „Ja, wegen der enormen Bedeutung, der wirtschaftlichen Perspektive“, sagte Kretschmer.

Michael Kretschmer selbst war nie beim Militär. „Es gab früher viele, die den Wehrdienst aus moralischen Gründen abgelehnt haben“, sagte er. Zu denen gehörte er allerdings nicht. „Mit der Wiedervereinigung ist der moralische Grund weggefallen. Streitkräfte sind wichtig für eine Demokratie.“ Im Wiedervereinigungsjahr 1990 war Kretschmer 15 Jahre alt. „Ich habe den Wehrdienst nicht verweigert, sondern sechs Jahre bei den Maltesern mitgearbeitet, unter anderem 2002 beim großen Hochwasser“, erzählt er.

Kretschmer sprach mit dem Vereinsvorstand auch über die Schwierigkeiten, die Sammlung dauerhaft für Publikum attraktiv zu halten. „Wenn die Erlebnisgeneration verschwunden ist und die danach, die vielleicht noch ihren Vater oder Großvater hier auf Fotos erkennen, dann wird‘s oft schwierig“, sagte Kretschmer. Er kenne diese Problematik vom Volkskunde- und Mühlenmuseum in seinem Wohnort Waltersdorf im Zittauer Gebirge. Er lobte den Verein aber für museumspädagogische Ansätze, die auch Nachfolgegenerationen ansprechen.

Und Michael Kretschmer lobte den Verein für sein Engagement. „Ich gehe gerne zu Menschen, die etwas bewegen wollen“, sagte er. Auch die Ungewissheit des Museumsstandorts in der Jägerkaserne und die Zukunft des Areals sprach er an. „In der Oberlausitz hat der Aufschwung länger gedauert als in anderen Landesteilen. Aber wir sehen ihn allerorten“, sagte er. So viele alte Gebäude in der Region seien in den letzten Jahren wieder einer neuen Nutzung zugeführt worden. „Weil die Wirtschaft sich entwickelt hat, weil kreative Leute kommen, weil Menschen aus dem Westen zurückkommen und jetzt doch wieder ein Umgebindehaus wollen“, sagt er. Und einem älteren Mitglied des Garnisonvereins, der ihn auf die ewige Planung des Baus der B-178-Schnellstraße ansprach, versprach Kretschmer: „Wir beide werden die B 178 noch fahren. Sie werden sehen.“