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Micro-Tina für den Weltraum und den Balkon

Diese Weltraumtomate ist eine Rarität. Sie fliegt ins All. Doch gedeiht dieses Space-Gemüse auch auf der Erde?

Von Stephan Schön
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© Andrea Warnecke/dpa

Aus alten Sorten gezüchtet und ohne Genmanipulation. Die Weltraumtomate Micro-Tina ist ein robustes Bio-Produkt, klein, rot und schnell blühend, sagt Biologe Jens Hauslage. Er ist für die Weltraumgärtnerei auf dem Satelliten Eucropis verantwortlich. Im Institut für Luft- und Weltraummedizin des DLR hat er ein Filtersystem entwickelt, mit dem aus biologischen Abfällen Dünger gemacht wird.

Die Tomaten hat er ausgewählt, weil sie eine Art Biosensor für ihn sind, der zeigt, alles funktioniert dort bestens. Und warum ausgerechnet Tomaten? Die Antwort ist so verblüffend wie einfach: „Tomaten sind von den Kameras im Satelliten halt besser zu erkennen als grüne Bohnen.“

Die Zutaten im Satelliten, Jens Hauslage nennt sie: Künstlicher Urin, also Harnstoff; Augentierchen, das sind Einzeller; jede Menge Bakterien aus dem Gartenboden und schließlich Wasser sowie Licht. 

Micro-Tina ist eine Tomate, die speziell für die Zucht im Weltall entwickelt wurde.
Micro-Tina ist eine Tomate, die speziell für die Zucht im Weltall entwickelt wurde. © DLR

Diesen Cocktail bekommen die Weltraumtomaten dann im All vorgesetzt. In mehreren Stufen wird aus Bioabfall der für Pflanzen wichtige Nährstoff. Die Augentierchen produzieren zunächst Sauerstoff, wichtig für das Keimen der Tomatensamen und das erste Wachstum. Die Bakterien zerlegen den Urin. Es entsteht Nitrat, dann Nitrit und letztlich Dünger. Crop nennt sich dieses Lebenssystem. Es ist ein geschlossener Stoffkreislauf, in dem nichts von außen eindringt, aus dem nichts von drinnen herauskommt.

Und Micro-Tina? Sie wurde an den Universitäten in Utah und Florida speziell für Weltraumexperimente entwickelt. Über das Internet sind die Samen zu bekommen für 12 Dollar, allerdings meist nur direkt aus den USA. Wer die Samen hat bekommt Micro-Tina auch auf den eigenen Balkon, so wie bei Jens Hauslage. Denn diese Weltraumtomate wächst dort auch ohne Urin und Augentierchen, aber mit den Bakterien in der Blumenerde.