Großenhain
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Milchbauern haben nichts zu verbergen

Bei einem Tag des offenen Hofes stellten Landwirte ihre Millioneninvestition in moderne Ställe und Anlagen vor.

Von Manfred Müller
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Mit der Kuh auf du und du: Marie (12) aus Tauscha kennt die Dobraer Milchviehanlage schon durch Besuche in ihrer Kita-Zeit.
Mit der Kuh auf du und du: Marie (12) aus Tauscha kennt die Dobraer Milchviehanlage schon durch Besuche in ihrer Kita-Zeit. © Anne Hübschmann

Dobra. Andreas Richter ging kritischen Fragen nicht aus dem Weg. „Wir haben kein Gülleproblem“, erklärte der Vorstands-Chef der Dobraer Agrargenossenschaft den Besuchern. Sein Betrieb bringe weniger als die Hälfte der in Sachsen erlaubten Menge auf die Wiesen und Felder aus. Und die Gülle komme zu den Zeiten in die Erde, in denen die Pflanzen die Nährstoffe brauchen und verarbeiten können. Deshalb gebe es auch keine Schwierigkeiten mit Nitratbelastungen im Grundwasser. Dass das in etlichen Regionen des Freistaates und auch vielerorts im Landkreis Meißen anders ist, führt Richter auf Sünden der Vergangenheit zurück. „Vor 20, 30 Jahren waren die Vorschriften nicht so streng“, sagt er. „Ganz zu schweigen von der DDR-Zeit.“ Sei das Nitrat aber erst einmal im Grundwasser, brauche es Jahrzehnte, bis man es herausbekomme. Die Dobraer Landwirte können sich darauf berufen, dass das nächste Wasserwerk nur wenige Kilometer entfernt liegt. Die Tauschaer Brunnen speisen ausgesprochen sauberes Trinkwasser ins Netz ein. Sachsens Milchbauern haben es nicht leicht in Zeiten, in denen sie von Klimaschützern gleich nach SUV-Fahrern und Vielfliegern zu Lieblingsfeinden erklärt werden. Dass sich die Landwirte eine Menge einfallen lassen, um die Umweltbelastungen zu verringern und die Lebensbedingungen der Tiere zu verbessern, fällt dabei meistens unter den Tisch.

Anlagenleiter Andreas Richter zeigt beim beim Rundgang die Anlagen.
Anlagenleiter Andreas Richter zeigt beim beim Rundgang die Anlagen. © Anne Hübschmann
Für den Tag der offenen Tür bei der Agrargenossenschaft interessierten sich viele Besucher. 
Für den Tag der offenen Tür bei der Agrargenossenschaft interessierten sich viele Besucher.  © Anne Hübschmann
Die Gäste konnten Einblicke in die Ställe bekommen.
Die Gäste konnten Einblicke in die Ställe bekommen. © Anne Hübschmann

Insgesamt sieben Millionen Euro hat die Agrargenossenschaft in den vergangenen drei Jahren in neue Rinderställe, Güllebehälter und ein Futtersilo verbaut. Die neuen Ställe sind viel heller und gewährleisten eine weit bessere Luftzirkulation als die alten Gebäude. Jede Kuh hat ihren eigenen Liegeplatz und ihren eigenen Fressplatz. Der Stallboden ist mit rutschfesten Laufflächen versehen, und es stehen durchgehend Futter und frisches Trinkwasser zur Verfügung. Automatische Bürstenanlagen sorgen für die Fellpflege. Darüber hinaus musste der Agrarbetrieb neue Güllebehälter bauen, um den verschärften Umweltbestimmungen zu genügen. Weil Gülle nur zu bestimmten Zeiten auf die Felder gebracht werden darf, ist eine Lagerkapazität von sechs Monaten vorgeschrieben. Die Dobraer haben so großzügig gebaut, dass sie sogar eine Frist von neun Monaten einhalten können. Auch in die Ausbringtechnik wurde investiert – der Naturdünger kann jetzt sofort in den Boden eingearbeitet werden.

Das vermindert nicht nur die Geruchsbelästigung für die Bewohner der Dörfer, sondern gewährleistet auch, dass den Pflanzen die optimale Menge an Nährstoffen zugeführt wird. Dadurch kann der Betrieb weitgehend auf synthetische Düngemittel verzichten. Hunderte Besucher kamen am vergangenen Sonnabend, um sich beim Tag des offenen Hofes ein Bild davon zu machen, wie moderne Landwirtschaft funktioniert. „Schauen Sie sich die Tiere an“, sagt Andreas Richter. „Wenn eine Kuh sauber aussieht und frisst, wenn das Fell glänzt, ist die Welt für sie in Ordnung.“ In großen Laufställen gehe es den Rindern besser als bei der Anbindehaltung, die noch von kleinen Agrarbetrieben praktiziert wird. Im Zuge der Investition in die neuen Anlagen wollen die Dobraer ihren Bestand an Milchkühen von 800 auf 1.300 aufstocken. Da die Agrargenossenschaft nahezu komplett auf eigene Nachzucht setzt, kommen noch einmal um die 1000 Jungrinder und 700 Bullen hinzu. Letztere werden als Schlachtvieh gemästet. Die Anbauflächen, die von den Dobraern bewirtschaftet werden, dienen fast ausschließlich der Futterproduktion; sie werden mit Feldgras, Futtergetreide und Mais bestellt.