Merken

Millionen für das Grenzgebiet

Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds lebt von vielen Projekten. Zum Beispiel in Nebelschütz. Geht da noch was?

Teilen
Folgen
© René Plaul

Von Frank Oehl

Reiner Deutschmann ist seit mehr als einem Jahr kein Bundestagsabgeordneter mehr. Trotzdem ist er immer noch auf höchster Ebene unterwegs. Erst in der vergangenen Woche tagte der Verwaltungsrat des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds. Mit jeweils vier Räten auf beiden Seiten – von den Parlamenten in Berlin und Prag eingesetzt. „Ich bin wieder für zwei Jahre berufen worden“, sagt der Thonberger. Offensichtlich wird seine Arbeit auch ohne FDP-Bundestagsmandat geschätzt.

Positive Grenzüberschreitung

Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds fördert vor allem die Grenzüberschreitung. Im positiven Sinne, versteht sich. In diesem Jahr lautete das übergreifende Thema „Crystal-Prävention“. Ein schwieriges Aufgabenfeld, das das enge Zusammengehen der beiden EU-Partner voraussetzt. Der Fonds fördert die beidseitigen Begegnungen mit finanziellen Beiträgen. Das ist projektabhängig, versteht sich. „In besonderen Fällen sind bis zu 70 Prozent Förderung möglich“, sagt Deutschmann. Ansonsten bleibt es bei der Hälfte. Eine wichtige Voraussetzung sind also die Eigenmittel der Projektpartner, die zu gleichen Teilen im Boot sind. Das macht den Fonds attraktiv und schwierig zugleich, weil die Partner auf beiden Seiten der Grenze oft nach wie vor unterschiedliche Potenzen haben. „Es ist jedenfalls noch ausreichend Geld vorhanden“, so Deutschmann.

Es wurde aber auch schon einiges ausgegeben. Seit 1998, als der Fonds zunächst für zehn Jahre aufgelegt wurde, sind etwa 45 Millionen Euro ausgegeben worden. Für etwa 7 500 Projekte. Sie fördern die Basisarbeit auf verschiedenen Gebieten. Jugend und Schule, Kultur, Kirchensanierung, Dialog-Foren, Stipendien, Gemeindepartnerschaften, Sozial- und Minderheitenprojekte – der Themenvielfalt scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein. Auch die Freundschaftssteinskulptur am Radweg zwischen Kamenz und Nebelschütz, die wesentlich über den Verein Steinleicht mit Partner initiiert worden war, kam mit über den Zukunftsfonds zustande. Schade, dass sie aus Gründen der angeblichen Verkehrsgefährdung von der Straße aus nicht zu sehen ist. Man muss halt mit dem Radl ran.

Motto „Nachbarschaft“

Der Zukunftsfonds war so erfolgreich, dass seine Laufzeit noch einmal um zehn Jahre verlängert wurde. Nun läuft er bis 2017. In den zehn Jahren stehen rund 38 Millionen bereit, was einem Schnitt von rund 3,8 Millionen Euro pro Jahr entspricht. Bis Ende 2017 sind es noch 11,7 Millionen Euro. Das ist viel Geld, um Bürger beider Länder zu ermuntern, enger zusammenzuwirken. Das kommende Jahr 2015 steht deshalb unter dem Motto: „Nachbarschaft.“ Deutschmann: „Vor allem auch der Jugend- und Kulturaustausch kann über den Zukunftsfonds weiter befördert werden.“

Die Stiftung selbst sitzt in Prag, der Verwaltungsrat aber tagt diesseits und jenseits der Grenze. Zuletzt in Schwabach. „In der Sitzung haben wir weitere 120 Projekte beschlossen“, so Deutschmann. Die Gesamtsumme beläuft sich auf fast 790 000 Euro, wobei der Rat weitere Antragsteller nur ermuntern kann, den Fördertopf anzuzapfen. Ein positiver Bescheid ging erneut an den Verein Steinleicht in Nebelschütz. Hier hat man die Wirksamkeit des Förderinstruments offensichtlich verinnerlicht. Das neue Kunstprojekt heißt „Flamme und Tränen, Hoffnung und Leiden – Nadja“ und widmet sich der schwierigen Thematik der Zwangsarbeiter im 2. Weltkrieg. Ein tschechischer Künstler wird eine zentrale Stelle im Ort gestalten.

Und wie kommt man an Fördergeld? Über einen Antrag, der direkt im Internet gestellt werden kann. Dabei sind Fristen zu beachten. „Ein Vorlauf von drei oder vier Monaten ist zweckmäßig“, so Deutschmann. Für Denkmalrenovierungen ist der Stichtag der 15. August und bei Stipendien der 15. Dezember für das folgende akademische Jahr. Die weitere Annäherung der beiden Staaten in den letzten Jahren wertet Deutschmann durchaus positiv. „Da hat auch das Deutsch-Tschechische Gesprächsforum mitgewirkt.“ Ende November hatte man in Leitmeritz und Theresienstadt getagt. „Erinnerungskultur für die Zukunft“ lautete das Thema. Da geht noch was …

www.fondbudoucnosti.cz