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Millionen unter Glas

In den Gärtnereien von Elsner Pac in Thiendorf und Dresden werden Pflanzen herangezogen – und in alle Welt verkauft.

Von Catharina Karlshaus
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Acht fleißige Hände in Hunderten von Pflanzen. In der Thiendorfer Produktionsstätte von Elsner Pac wachsen die Sommerblumen heran.
Acht fleißige Hände in Hunderten von Pflanzen. In der Thiendorfer Produktionsstätte von Elsner Pac wachsen die Sommerblumen heran. © Kristin Richter

Thiendorf/Dresden. Es ist ein eigener Kosmos. Wer den Weg über die Desinfektionsmatten genommen, die lange schwarze Schürze angezogen und die Klinke zur Eingangstür gedrückt hat, ist tatsächlich drinnen. In einer vier Hektar großen Welt unter Glas, in welcher auf hochmodernen Rolltischanlagen unzählige Beet- und Balkonpflanzen wachsen. 

Alles, was das gärtnerische Herz begehrt, ist hier am Thiendorfer Standort der Elsner Pac Vertriebsgesellschaft mbH zu finden. Petunien, Pelargonien – die Anzahl der gut 600 verschiedenen Sorten beeindruckt genauso wie die Pflanzendichte selbst. Millionen von sorgsam aufgezogenen Ablegern tummeln sich auf den Tischen, bestätigt Antonia Feindura.

Die Diplomingenieurin ist nicht nur die Produktmanagerin des weltweit agierenden Unternehmens. Die 41-Jährige hat die Hinwendung zur Aufzucht von Pflanzen gewissermaßen im Blut. Als Urururenkelin des Begründers der einstigen Kunst- und Handelsgärtnerei verkörpert Antonia Feindura die nunmehr fünfte Generation in Sachen professioneller Pflanzenaufzucht. 

Der Betrieb, welcher sich dieser Tage auf der größten Schau ihrer Art in Essen mit ausgewählten Neuheiten präsentiert, ist ein absoluter Profi. Denn was bereits 1889 von Wilhelm Elsner im Dresdner Stadtteil Tolkewitz mit Rosen, Sommerblumen und Gemüse begonnen hat, darf sich inzwischen zu den modernsten Unternehmen zählen. Allein am Standort in der Landeshauptstadt stehen 22 Gewächshäuser mit insgesamt 2,5 ha Hochglasfläche. 

Ausgestattet mit Energieschirmen und teilweise mit Assimilationslicht versorgt, werden die Gewächshäuser für die sogenannten Elite-Mutterpflanzen darüber hinaus mit Insektennetzen geschützt. Über 90 Mitarbeiter sorgen in Thiendorf täglich dafür, dass sich die aus Kenia, Portugal und Israel stammenden Stecklinge optimal entwickeln. 

Immerhin: Gutes genetisches Ausgangspotenzial das zu tun, bringen sie mit. Die Geschäftsführung mit Martina Feindura an der Spitze, habe in den vergangenen Jahren ganz bewusst weiterentwickelt, was es bereits seit dem Jahr 1956 gibt: hauseigene Labore. „Gärtnereien möchten moderne Sorten, welche sich im Mutterpflanzenbestand, als Jungpflanze und im Topf gleichmäßig und gut entwickeln und reich verzweigen. Sie sollen früh und einheitlich zur Blüte kommen, in der ganzen Produktionszeit und natürlich besonders auch beim Kunden gesund und unempfindlich sein“, weiß Antonia Feindura. 

Um das zu erreichen, würden in der Züchtungsabteilung verschiedene Kulturen bearbeitet. Nach der Kreuzung und Selektion der besten Sämlinge werden die Sortenkandidaten in mehrjährigen Versuchen – etwa eine Anbauprüfung im Gewächshaus und Freiland sowie einer Prüfung auf Hitze im Ausland – ausführlich getestet. 

Bevor es jedoch so weit ist, sei das A und O sicherzustellen, tatsächlich virusfreies Pflanzenmaterial zu erhalten. In einem Gewebekulturlabor würden die Pflanzen deshalb durch in vitro Vermehrung gewonnen. Für viele Arten, so Antonia Feindura, sei diese Vorgehensweise die nahezu einzige Möglichkeit, gesundes Planzenmaterial zu erhalten.

All jene, die auf den Thiendorfer Rolltischen stehen, haben die ersten Entwicklungshürden erfolgreich genommen. Mehr noch. Sie sind bereits startklar, um in Gärtnereien in allen Teilen Europas ausgeliefert zu werden. Gleichmäßig gewachsen, in sattem Grün, ohne Blüten. 

„Wenn Pflanzen Blüten haben, konzentrieren sie sich nicht mehr auf ihre Aufgabe hier bei uns, nämlich zu wurzeln und zu wachsen“, erklärt Antonia Feindura und lacht. Doch dafür seien sie in Thiendorf nun mal da. Dafür wurde dieser eigene Kosmos geschaffen. Wohltemperiert, bewässert und – keimfrei.