Von Eric Weser
Strehla. Strehlas Markt ist um ein saniertes Gebäude reicher: das Haus Nummer 2, wegen seiner alten Adresse Riesaer Straße 96 auch von vielen schlicht „96“ genannt. Rund anderthalb Jahre hat es gedauert, das ans Rathaus grenzende städtische Gebäude instand zu setzen. Nun stehen die Arbeiten kurz vorm Ende. Für Freitag ist eine feierliche Einweihung geplant.


Durch die Sanierung ist aus dem Haus, das zuletzt fast gänzlich leer stand und zu verfallen drohte, wieder ein ansehnliches Stück Stadtmitte geworden. Neben einem Vereinsraum im Erdgeschoss und öffentlichen Toiletten im Innenhof-Anbau beherbergt das Gebäude nun fünf Sozialwohnungen mit moderner Ausstattung. Drei liegen im ersten Stock, zwei im Dachgeschoss. Für die Zwei- bis Dreiraumwohnungen gebe es bereits erste Interessenten, heißt es von der Stadt. 4,60 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter seien veranschlagt. Im Juni könnten erste Mietverträge abgeschlossen werden.
Um das denkmalgeschützte Gebäude bewohnbar zu machen, war viel Arbeit nötig, erzählt Detlev Goldbach. Der Strehlaer Bauingenieur hat die Sanierung für die Stadt koordiniert. Vor allem bei der Statik habe nachgebessert werden müssen, so Goldbach. Grund war eine Bausünde aus den 1920ern, als das Gebäude umgestaltet worden war. Daraufhin hatte der Dachstuhl das Haus innerlich regelrecht verbogen.
Das sei auch zu sehen gewesen: „Innerhalb eines Zimmers gab es Schräglagen bis zu 14 Zentimeter.“ Eine erneuerte Tragkonstruktion aus Stahlträgern, Holzbalken und neuen Decken sorgt dafür, dass es jetzt überall waagerecht zugeht. Auch energetisch und in Sachen Brandschutz ist dank Dämmung, spezieller Türen und Schutzplatten alles auf dem Stand der heutigen Zeit. – Die Geschichte des Hauses aus dem 18. Jahrhundert wird dennoch an vielen Stellen sichtbar oder angedeutet. Etwa im Treppenaufgang. Dort sind alte Sandsteinfassungen hervorgehoben. Auch historische Türbeschläge und Handläufe sind aufgearbeitet worden. Einen Anschein von Historie erwecken auch die ockerfarbenen Spaltklinker auf dem Boden und die an Laternen erinnernden Wandlampen. Beides Beispiele, dass Denkmalschutz nicht immer teuer sein muss, so Detlev Goldbach.
Eröffnungsfeier am Freitag
Nicht teuer, zumindest nicht im Detail. Insgesamt hat die Sanierung des Hauses immerhin eine reichliche Million Euro gekostet. Geld, das die Stadt aus eigener Kraft nicht hätte aufbringen können, sagt Bürgermeister Jörg Jeromin (FWG). Möglich wurde das Projekt durch staatliche Fördertöpfe. Einer davon war geschaffen worden, um den Bau neuer Wohnungen für Flüchtlinge zu unterstützen. Asylbewerber werden in die Strehlaer Wohnungen aber wohl nicht einziehen, dafür besteht derzeit kein Bedarf, heißt es von der Stadtverwaltung.
Neben potenziellen Wohnungsmietern haben auch schon mehrere Vereine Interesse am Markt 2. Das freut Stadtchef Jeromin. Denn der neue Vereinsraum hinter den großen Erdgeschoss-Fenstern soll künftig rege genutzt werden. Für Vorträge, Versammlungen, Feiern. Eine Infotafel soll über aktuelle Termine in der Stadt informieren. Um den Raum auszustatten, will die Stadt das Preisgeld verwenden, das sie beim 2016 Städtepreis „Ab in die Mitte“ abgeräumt hatte. Die Wettbewerbsjury hatte damals die Idee des multifunktionalen Vereinsraums inklusive WLAN-Hotspot und Elektrotankstelle mit 10 000 Euro Preisgeld prämiert. – Mit der Einweihung soll jetzt zunächst der Abschluss der Bauarbeiten gefeiert werden. Danach soll die Belebung der sanierten „96“ Fahrt aufnehmen.
Die Einweihungsfeier findet am Freitag, 1. Juni, im Innenhof des Marktes 2 statt. Beginn: 14 Uhr. 15-16 Uhr u. 18-19 Uhr geführte Besichtigung im Gebäude. 16.30 Uhr Auftritt Schalmeienzunft, 17 Uhr Einlage Karnevalsverein, ab 19 Uhr Livekonzert mit Pop-Solokünstler.