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Millionenschwerer Ämterumbau

Der Landkreis investiert an der Heinestraße in Riesa fast vier Millionen Euro. Dafür will er woanders Miete sparen.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Christoph Scharf

Riesa. Von außen sieht die frühere Kaserne an der Heinrich-Heine-Straße noch schmuck aus. Dennoch will der Landkreis in das zuletzt 1992 sanierte Verwaltungsgebäude 3,9 Millionen Euro investieren. Anlass ist ein geplanter Ämterumzug in Riesa, der auch mit einem Neubau in Meißen zusammenhängt (SZ berichtete). Das hat Folgen nicht nur für Meißen und Großenhain – sondern auch in Riesa. In der Stahlstadt ist der größte Effekt, dass das Landratsamt seine Verwaltung an der Heinestraße konzentrieren will. Arbeiten aktuell in dem Gebäude rund 50 Mitarbeiter, sollen es nach der Sanierung dreimal so viele sein.

Das Jobcenter zieht von der Arbeitsagentur in das Gebäude des Landratsamtes an der Heinrich-Heine-Straße 1.
Das Jobcenter zieht von der Arbeitsagentur in das Gebäude des Landratsamtes an der Heinrich-Heine-Straße 1. © Sebastian Schultz

So wird das Gebäude derzeit genutzt

Die meisten Riesaer dürften die einstige Kaserne vor allem als Kfz-Zulassungsstelle kennen: Dieser Bereich ist nach wie vor im Erdgeschoss untergebracht. Auf den anderen Ebenen gibt es weitere Büros, in denen unter anderem Mitarbeiter von Gesundheitsamt, Jugendamt, Sozialamt und Ausländeramt zu finden sind. Im Untergeschoss liegen Technik-, Archiv- und Abstellräume. Außerdem gibt es eine frühere Kantine. Die Musikschule war zwischenzeitlich bereits an die Lange Straße umgezogen.

So sieht die künftige Nutzung aus

Aus derzeit 50 untergebrachten Mitarbeitern sollen nach dem Umbau 154 werden. Dann wird das komplette Haus von der Kreisverwaltung genutzt. Die meisten Mitarbeiter zählen zum Jobcenter – das aktuell in Riesa noch in einem Flügel der Arbeitsagentur an der Breitscheidstraße eingemietet ist. Die sollen in den Folgejahren nach und nach an die Heinestraße umziehen. Kfz-Zulassung, Ausländeramt und Sozialamt bleiben drin. Das Jugend- und das Gesundheitsamt werden in dem Gebäude temporäre Arbeitsplätze unterhalten.

Das muss alles gemacht werden

Aktuell ist der Zustand von Gebäude und Außenanlagen nach der jahrelangen Nutzung „sanierungsbedürftig“, heißt es in der Beschlussvorlage für den Kreistag, der die Kreisräte zugestimmt haben. Die haustechnischen Anlagen seien veraltet. Jetzt gelte es, die Räume an die neue Nutzung anzupassen, die veralteten Anlagen – wie etwa den Aufzug – zu erneuern, den Sonnenschutz zu ergänzen. Außerdem sollen Heizung, Klima und Beleuchtung künftig weniger Strom verbrauchen. Das EDV-Netz muss auf den aktuellen Stand gebracht werden, Maler und Fußbodenleger sollen ran. Zuletzt ist für das Gebäude auch noch eine elektronische Schließanlage geplant.

Auch von außen soll es etwas zu sehen geben: Dach und Fassade werden repariert. Außerdem will der Landkreis die Außenanlagen erweitern – und dabei einen Wirtschaftshof anlegen. Dort sollen dann künftig die elektrisch angetriebenen Dienstautos an die Ladesäule kommen.

So läuft der Bau – und das kostet er

Insgesamt kalkuliert die Kreisverwaltung mit Kosten von 3,9 Millionen Euro. Gut zwei Millionen davon entfallen auf die eigentliche Baukonstruktion, eine Million auf die technischen Anlagen. Die Außenanlagen schlagen mit gut 180 000 Euro zu Buche. Außerdem wird mit 650 000 Euro Nebenkosten gerechnet – das meiste davon sind die Architekten- und Ingenieurleistungen. Die Gesamtsumme wird aus den Haushalten der Jahre 2017, 2018 und 2019 genommen. Der eigentliche Bau beginnt laut Plan im Sommer 2019, Ende 2020 soll alles fertig sein. Insgesamt wird es vier Bauabschnitte geben. Das Gebäude wird auch während der Bauzeit weiter genutzt.

Das sagt die Arbeitsagentur dazu

Bei der Geschichte gibt es einen Verlierer: die Arbeitsagentur in Riesa. Denn in deren Gebäude sind bislang die meisten Mitarbeiter des Jobcenters eingemietet. Der Kreis zahlt dafür pro Jahr 170 000 Euro Miete, die künftig wegfallen sollen. Aktuell belegt das Jobcenter an der Breitscheidstraße rund 2 200 Quadratmeter, fast ein Drittel der Gesamtfläche des Gebäudes der Arbeitsagentur. Die hat bislang noch kein Nachnutzungskonzept dafür. Es gäbe auch noch keine Anfragen möglicher Interessenten. „Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass der Beschluss des Kreistages noch sehr aktuell ist“, sagt Agentursprecherin Berit Kasten. Denkbar sei dort eine klassische Büronutzung. „Natürlich können in Abstimmung mit einem Interessenten auch Umbauten vorgenommen werden“, sagt die Sprecherin. Mit Rücksicht auf die Hauptnutzung käme allerdings nicht alles infrage: Lehrwerkstätten oder Kochstudios etwa seien nicht möglich. Die wegfallenden Mieteinnahmen hätten jedenfalls keine Konsequenzen für den Standort Riesa.