Ministerpräsident schaut sich das Leben ganz unten an

Nein, die Brille will sich Sachsens Ministerpräsident nicht aufsetzen . „Lasst das mal die Kinder machen“, sagt Michael Kretschmer. Dabei hätte es so schön sein können. Der Ministerpräsident an der oder sogar unter der sächsischen Bodenkrume. Der Freistaat aus der Sicht von ganz unten sozusagen. Das bietet das Senckenberg Naturkundemuseum am Marienplatz an. In 3D, mit großen Virtual-Reality-Brillen. Da wird das Ein-Cent-Stück plötzlich riesengroß, man kann sich die Erde aus der Sicht eines Bodenbewohners anschauen. Michael Kretschmer hat sich das jetzt nur sozusagen „von außen“ betrachtet. Aber der Ministerpräsident war dennoch sehr angetan von dem, was im Museum geleistet wird. Mit dabei: Schüler von der fünften bis achten Klasse aus der Oberschule Innenstadt. Seine Patenschule, so heißt es in der Einladung für die Presse. Hat der sächsische Ministerpräsident jetzt tatsächlich Patenschulen? „Naja“, lacht Michael Kretschmer. „Ganz so ist es nicht.“ Er sei von der Oberschule Innenstadt sehr herzlich empfangen worden, gerade als er Geburtstag hatte. „Wenn man so will, ist es mittlerweile ein Patenschule. Aber das ist nichts Offizielles“, sagt er. Die Oberschule liege ihm aber sehr am Herzen.
Genau wie das Senckenberg Museum für Naturkunde. Die Gesellschaft plant weiterhin den Neubau an der Bahnhofstraße, das Haus am Marienplatz soll aber erhalten bleiben. Über 40 Millionen Euro wird das Projekt kosten, das der Freistaat gemeinsam mit dem Bund finanziert. „Wir hoffen, das damit attraktive Arbeitsplätze in Görlitz geschaffen werden, die Wissenschaftler aus anderen Regionen anlocken“, sagt Michael Kretschmer.
Das 3D-Projekt, das die Lebensweise kleinster Lebewesen aus deren Sicht zeigt, läuft noch bis Ende März 2020. „Wir haben inzwischen Anfragen anderer Einrichtungen, die unsere Technologie übernehmen möchten“, sagt Museumsdirektor Willi Xylander. Aber so schnell trennen möchte er sich von der einzigartigen Symbiose aus modernster Technik und Natur auch nicht. „Wir werden sie noch eine Weile bei uns in Görlitz behalten, bevor wir sie weitergeben“, so der Museumsdirektor.
Michael Kretschmer schaut derweil den Schüler der Oberschule über die Schulter. „Erstaunlich, wie selbstverständlich unser Nachwuchs mit dieser Technologie umgeht“, findet er.