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Mit 22 Jahren schon im Parlament

Lucie Hammecke ist die jüngste Abgeordnete im neuen sächsischen Landtag.

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Lucie Hammecke (Bündnis90/Die Grünen) ist die jüngste Abgeordnete im sächsischen Landtag.
Lucie Hammecke (Bündnis90/Die Grünen) ist die jüngste Abgeordnete im sächsischen Landtag. © Robert Michael/dpa

Von Cem-Odos Güler

Ihr Erlebnis 2016 nennt sie "Wahlschock". Lucie Hammecke wohnte noch bei ihren Eltern in Sachsen-Anhalt und durfte zum ersten Mal bei einer Landtagswahl ihre Stimme abgeben. Das gute Abschneiden der AfD habe sie damals aufgebracht, sagt sie. "Ich habe mir gedacht, das kann nicht sein, wieso sind die so laut und der Rest so leise." Sie habe etwas tun wollen, damit die anderen Parteien mehr wahrgenommen werden, sagt sie. Heute, drei Jahre später, sitzt sie als jüngste Abgeordnete im neuen sächsischen Landtag.

Hammecke ist 22 Jahre alt und ist für die Grünen in das Parlament in Dresden eingezogen. Sie ist dort in der aktuellen Legislatur die jüngste Abgeordnete. Kurz vor dem Wahltag hat die Studentin der Politikwissenschaften an der Uni Leipzig noch ihre Bachelorarbeit eingereicht. Und heute, da in Sachsen vieles auf eine Kenia-Koalition zwischen CDU, Grünen und SPD hindeutet, könnte Hammecke mit ihrer Partei bald in Regierungsverantwortung stehen.

"Es gibt lustige Geschichten von anderen jungen Abgeordneten, die für Praktikanten gehalten wurden, mal gucken, ob mir das auch passiert", sagt die 22-Jährige und lacht. Hammecke sitzt an einem ihrer Lieblingsorte in Dresden, den Elbwiesen, unweit ihres neuen Arbeitsplatzes. Hier kommt sie manchmal zum Lesen her oder, um ihren Hund spazieren zu führen. Für ihren Aufstieg in der Partei hat sie sich ins Zeug gelegt, hat Infostände organisiert, ist mit der Grünen Jugend durch das Land getourt. Am Ende stand sie bei den Wahlen auf dem aussichtsreichen Listenplatz 9.

Studium in Leipzig

An den Wahlkampfständen hätten manche Menschen ihre Kandidatur nicht ernst genommen. "Ich wurde zum Beispiel gefragt, ob ich noch in der Schule bin, weil ich noch jünger aussehe, als ich bin", sagt Hammecke. Andere Passanten wiederum hätten sie beschimpft. Ihre Antwort auf Anschuldigungen, die Grünen hätten die Hartz-IV-Gesetzte mitgetragen, sei jedoch schlicht gewesen: "Das sind Beschlüsse, da war ich vier bis acht Jahre alt."

Seitdem habe sich vieles in der Partei verändert, die Mitgliederzahlen seien stark gestiegen, auch die in Sachsen. Dies habe auch einen Einfluss auf die Inhalte gehabt. Hammecke selbst will sich im Parlament für Gleichstellungspolitik stark machen. "Aber in Absprache mit den Mitgliedern meiner Fraktion", schiebt sie hinterher.

Aufgewachsen ist die junge Politikerin nahe Magdeburg in Wolmirstedt. Für ihr Studium zog sie nach Leipzig, wo sie auch heute wieder wohnt. Zwischenzeitlich lebte sie aber in Dresden, und in der sächsischen Landeshauptstadt hatte die 22-Jährige auch ihren Wahlkreis - diesen gewann allerdings der Kandidat der CDU, Lars Rohwer.

Auf den Austausch mit CDU und SPD blickt sie mit Spannung. Wichtig sei für sie, "ein neues Miteinander" im politischen Diskurs zu finden. Für Hammecke bedeutet das auch, gegenüber der AfD eine klare Haltung einzunehmen. "Ich werde nette Schwätzchen mit denen auf dem Flur vermeiden, das interessiert mich nicht."

Hammecke hofft mit ihrer Position als Abgeordnete und mit ihrer Politik ein Vorbild zu sein. Die Bundessprecherin der Grünen Jugend, Ricarda Lang, habe sie stark geprägt, erzählt die 22-Jährige. "Mir haben andere junge Frauen geholfen, jetzt kann ich ein Vorbild für andere sein, das ist so wichtig, diese Solidarität", sagt sie.

Einen Masterabschluss nach ihrem Bachelor plant sie vorerst nicht. Sie wolle sich nun erst einmal auf die parlamentarische Arbeit konzentrieren. Was nach der Legislatur kommt, weiß Hammecke noch nicht. "Aber ich bin ja auch erst 22", sagt sie und grinst. (dpa)