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Mit 55 noch mal durchgestartet

Marion Zölfel war Lehrerin in Reichenbach und hat selbst die Schulbank gedrückt. Jetzt leitet sie selbst eine Grundschule.

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© Matthias Weber

Von Gabriela Lachnit

Reichenbach. Marion Zölfel ist sicher: Es war die richtige Entscheidung. Seit diesem Schuljahr leitet sie die Willi-Hennig-Grundschule in Oppach. Die 55-jährige Lehrerin aus Reichenbach hat vor vier Jahren gedacht, dass sie in ihrem Leben etwas Neues machen sollte. „Ich wollte noch mal durchstarten und habe deshalb mehrere Jahre selbst die Schulbank gedrückt und mich zur Schulleiterin fortgebildet“, erzählt sie.

Es war nicht ihr Wunsch nach totaler Veränderung, sondern der nach neuen Herausforderungen und Verantwortlichkeiten. Schon als Kind habe sie gewusst, dass sie Lehrerin werden möchte. Zuletzt hatte sie an der Grundschule in Reichenbach gearbeitet. Sie lebt mit ihrer Patchwork-Familie in dem kleinen Städtchen an der B 6. Nach reichlich 30 Minuten Fahrzeit und 29 Kilometern erreicht sie von Montag bis Freitag mit dem Auto ihren Arbeitsort Oppach. Der jetzt längere Arbeitsweg sei für sie kein Problem, hebt sie hervor.

Marion Zölfel hat sich die Schule im Oberland ausgesucht. Sie hatte sie sich 2015 beim Tag der offenen Tür angeschaut. Und war beeindruckt. So sehr, dass für sie feststand: Hier will ich arbeiten, wenn die Schulleiterstelle frei wird. 2017 war das der Fall. Die Reichenbacherin bewarb sich und erhielt die Stelle. „Kommissarisch“, wie sie einschränkt, „denn neue Schulleiter müssen sich zwei Jahre bewähren.“

Es war die familiäre Atmosphäre, die sie damals beim Tag der offenen Tür so begeistert hatte. Die freundliche Art und Weise der Lehrer war ihr aufgefallen. Die Schüler hatten die Gäste durch das Schulhaus geführt. „Die Schule hat sehr viele Räume, sodass es noch richtige Fachkabinette gibt“, erzählt die Leiterin. Eine Bibliothek, ein Musikzimmer und ein Spielzimmer gehören ebenso zu den Besonderheiten. Für die schöne Ausgestaltung der Räume und der Flure sorgen die Lehrer mit den Schülern gemeinsam. „Das findet man nicht überall“, betont Frau Zölfel. Auch die Ausstattung der Schule könne sich sehen lassen. So gibt es unter anderem interaktive Tafeln. „Das ist sozusagen eine weiße Tafel an der Wand, auf die man mittels Laptop und Beamer zum Beispiel Erklärungen aus dem Internet oder von einem Stick an die Tafel projizieren kann“, erklärt sie. Auf das Läuten der Pausenklingel wartet man in der Oppacher Schule vergeblich. „Wir haben doch Uhren“, sagt die 55-Jährige.

Sie sei zum Schuljahresbeginn mit offenen Armen an der Schule empfangen worden, sowohl von den drei Kolleginnen und dem einen Kollegen als auch von den 90 Schülern. Das Lehrerkollegium arbeitet gern und sehr motiviert miteinander. „Wir hatten dieses Jahr noch keinen einzigen Krankentag“, sagt die Leiterin und ist froh, dass die Grippe- und Erkältungswelle scheinbar um die Lehrer der Willi-Hennig-Grundschule einen Bogen gemacht hat. Als weitere Besonderheit benennt Marion Zölfel die Sauberkeit in der Schule. Nicht nur, dass die Lehrer das den Kindern so vorleben und darauf achten, sondern die saubere Schule sei auch Verdienst von sehr guten Reinigungskräften. Das sei nicht selbstverständlich, wie Marion Zölfel weiß. Enge Zusammenarbeit verbinde sie mit der Gemeindeverwaltung Oppach und der Bürgermeisterin Sylvia Hölzel, bescheinigt die Schulchefin. „Die Bürgermeisterin hat immer ein offenes Ohr für unsere Anliegen, viele Dinge lassen sich auf kurzem Wege klären.“ Wichtig sei das vor allem für die nächste Zeit.

Die Schule wird energetisch fit gemacht. Das heißt, es stehen Baumaßnahmen an. Unter anderem gibt es neue Fenster. Dann wird es nicht mehr so zugig sein, ist die Schulleiterin überzeugt. Am meisten freut es sie, dass die Planer Fenster ausgewählt haben, die man richtig öffnen und nicht nur ankippen kann. Ein erstes Klassenzimmer im Erdgeschoss ist bereits freigeräumt worden, hier soll ein Speiseraum entstehen. Der Werkenraum im Nebengebäude ist auch schon leer. Alle Kollegen haben geholfen. Der bevorstehenden Sanierung sieht Frau Zölfel entspannt entgegen, weil das Schulhaus genügend Räume für die vier Klassen bietet. Zwar wird die Bauzeit spannend und hält sicher auch Unwägbarkeiten bereit. „Wenn man Freude an der Arbeit hat, kann man auch Probleme bewältigen. Und ich habe sehr, sehr viel Freude an meiner Arbeit“, betont sie.