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Mit 80 noch in der Werkstatt

Bei Dachsels werden Mopeds und Fahrräder repariert. Als Vater Konrad anfing, gab’s noch ein Schmiedefeuer und den Amboss.

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© Anne Hübschmann

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Ebersbach. Wohl jeder Radfahrer in Ebersbach kennt die Werkstatt Dachsel am früheren Gasthof „Zur Sonne“. Doch noch bekannter ist die Firma bei jungen Leuten. Denn hier können schon 15-Jährige ihr Moped reparieren lassen oder sich ein altes Simson zum Üben abholen. Thomas Dachsel und sein Mitarbeiter haben Kunden bis in die Altbundesländer, wo solch ein Service schlicht nicht vorhanden ist. Star, Schwalbe und weitere DDR-Zweiräder reihen sich im Hof auf. Im Geschäft gibt es auch neu aufgebaute Fahrzeuge zu kaufen.

Mit in der Werkstatt steht fast jeden Tag Altmeister Konrad Dachsel. Der kann in diesem Jahr gleich auf mehrere Jubiläen verweisen. Vor 65 Jahren stieg er als Lehrling bei seinem Vater ein, der eine Schlosserei mit Maschinenhandel betrieb. „Damals haben wir viel für die Bauern an Landmaschinen gearbeitet“, erzählt der Ebersbacher. Ein Schmiedefeuer brannte in der Werkstatt, auf dem Amboss wurden Pflugscharen ausgeschmiedet. 1960, also vor 55 Jahren, machte sich Konrad Dachsel selbstständig. Da kamen die Motorräder ins Spiel, die Awos und Simsons und SR1. Dachsel selbst fuhr einen alten Sax, eine Vorkriegsmaschine. „Mein Vater musste damals noch unterschreiben, weil ich bei der Prüfung noch keine 18 war“, erzählt er.

Das Kfz-Handwerk hat Konrad Dachsel angemeldet, weil er Motorräder über 150 Kubikzentimeter reparierte. Das war damals Pflicht. Die kleine grüne Handwerkskarte hat er bis heute. Jedes Jahr bekam er einen Stempel, auch in der DDR war Dachsel immer selbstständig. „Zwar wollten sie mich der LPG oder einer PGH angliedern, aber ich passte nirgendwo hin und wurde doch für den Bevölkerungsbedarf gebraucht“, so der Ebersbacher. Die Orts-CDU hat Konrad Dachsel in seiner Selbstständigkeit unterstützt. Seit 1958 ist er ihr treues – heute nur noch zahlendes – Mitglied.

Ein Handel von Fahrrädern, wie heute, war den Ebersbachern aber zu DDR-Zeit nicht möglich. Auch die Ersatzteilbesorgung fürs Reparieren sei schwer gewesen. „Mit dem Trabi bin ich nach Dresden gefahren, um welche zu holen“, sagt Dachsel. Heute liefern die Post oder Großhändler alles frei Haus.

Der letzte Eintrag in Konrad Dachsels Handwerkskarte stammt von 1992. Da steht zur Genehmigung: „unbefristet bis zur Gewerbeaufgabe“. Zwar hat der Vater 2001 den Betrieb an seinen Sohn übergeben. Und der hat den neuen Anbau für die Fahrrad-Schauhalle geschaffen. Doch Konrad und seine Frau Erna machen sich noch immer nützlich. Zum Beispiel mit dem Einfädeln neuer Speichen in erneuerte Räder. Fehler an Fahrzeugen zu finden und das zu reparieren reizte ihn schon immer. „Ich hab alles wieder flott gekriegt“, sagt der Ebersbacher, der demnächst 80 wird. Einen anderen Beruf hätte er sie nicht gewünscht. Und für die Abwechslung singt er nach wie vor im Männergesangsverein.