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Mit Bock auf Wanderschaft

Auf einer besonderen Tour können Wanderer jetzt die Kletterkünste von Ziegen hautnah erleben.

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© Marko Förster

Von Yvonne Popp

Königstein. Diese Wandergruppe erregt Aufsehen. Auch als sie am Pfaffensteinweg an einem Brunnen Rast macht, bleiben viele andere Wanderer stehen und schauen interessiert. Denn zu dem Trupp, der sich aufgemacht hat, den Gipfel zu erklimmen, gehören nicht nur Menschen, sondern auch drei Ziegen. Besser gesagt: dreieinhalb. Ein zweieinhalb Wochen altes Lämmchen ist auch dabei.

Auf der Wanderungen gibt es viel Wissenswertes rund um die vom Aussterben bedrohten Waldziegen zu erfahren. Bild unten rechts: Ziegenhirte Patu Radfeld mit Lamm „Blacky“.
Auf der Wanderungen gibt es viel Wissenswertes rund um die vom Aussterben bedrohten Waldziegen zu erfahren. Bild unten rechts: Ziegenhirte Patu Radfeld mit Lamm „Blacky“. © Marko Förster
Auf der Wanderungen gibt es viel Wissenswertes rund um die vom Aussterben bedrohten Waldziegen zu erfahren. Bild unten rechts: Ziegenhirte Patu Radfeld mit Lamm „Blacky“.
Auf der Wanderungen gibt es viel Wissenswertes rund um die vom Aussterben bedrohten Waldziegen zu erfahren. Bild unten rechts: Ziegenhirte Patu Radfeld mit Lamm „Blacky“. © Marko Förster

Geführt werden die Ausflügler vom Ziegenhirten Patu Radfeld, der erst seit kurzem geführte Ziegenwanderungen auf den Pfaffenstein anbietet. Ausgangspunkt ist der Fähranleger in Königstein. Zusammen mit Leitbock Gershi holt der 31-Jährige die Teilnehmer dort ab. Nach einer kleinen Einführung geht es dann weiter Richtung Paffendorf, wo unterwegs von einer Koppel die beiden Ziegendamen nebst dem Lämmchen geholt werden.

Bereits kurz danach sind Mensch und Tier schon so gut aneinander gewöhnt, dass die Teilnehmer die Ziegen eigenständig führen können. Am Brunnen, kurz bevor der eigentliche Aufstieg auf den Pfaffenstein beginnt, erklärt der Ziegenhirt allen, dass sie hier gern mit der Hand etwas Wasser schöpfen können, um es dann den Tieren anzubieten. Leitbock Gershi aber scheint trotz der sommerlichen Temperaturen keinen Durst zu haben. Etwas gelangweilt schaut er auf die dargebotene Flüssigkeit.

Vielmehr interessiert ihn der Apfel, den einer der Gruppenmitglieder gerade aus seinem Rucksack holt. Straks läuft er hin und versucht einen Bissen zu ergattern. „Einfach laut nein sagen“, gibt Patu Radfeld dem Mann, der seinen Apfel nicht so gern teilen möchte, ein wenig Hilfestellung. „Und wenn das nicht hilft, tut’s ein kleiner Stubs auf die Nase“, fügt er lachend an. Und nein, das tue den Ziegen ganz bestimmt nicht weh, beruhigt er die Kinder, die besorgt große Augen machen.

Fressen sollen die Ziegen nämlich möglichst nur das, was sie am Wegesrand, beziehungsweise auf ihren Koppeln finden. Zwar schade so ein Apfel nicht, erklärt der Ziegenhirte, jedoch seien die Tiere sehr intelligent. Sie merken sich, von wem sie etwas bekommen haben und versuchen dann, immer wieder etwas zu erhaschen.

Während des Aufstiegs über den Malerweg bleibt den Ziegen dann wenig Zeit zum Fressen. Dennoch versuchen sie immer wieder, ein paar Blätter von jungen Eichenbäumen zu naschen. Leichtfüßig und ohne sichtbare Anstrengung bewältigen die zähen Nutztiere die mitunter recht steilen Treppen hinauf auf den Tafelberg. Da haben die Menschen schon etwas mehr Mühe. Die Begeisterung bleibt aber ungebrochen. Besonders die Kletterkünste des Lämmchens, das behände von Stein zu Stein springt, faszinieren alle.

Oben angekommen bleiben die Ziegen Dreh- und Angelpunkt der Wanderung. Selbst die Aussicht auf die Barbarine, die legendäre Felsnadel am südöstlichen Rand des Pfaffensteins, gerät während der einstündigen Mittagspause zur Nebensache. Nicht nur die kleinen, auch die großen Wanderer scharen sich immer wieder um die Ziegen, die so viel Zuwendung sichtlich genießen. Mit viel neuem Wissen rund um Patu Radfelds Thüringer Waldziegen geht es dann wieder hinab.

Bis Ende Oktober bietet der ehemalige Wirtschaftsinformatiker, der über Umwege zur Tierhaltung kam, die Ziegenwanderungen an. Bereits am kommenden Sonntag findet die Nächste statt. Diese erfolgt aber über einen anderen Aufstieg und ist deswegen extra als Klettertour ausgewiesen. Auch im Winter sollen Patu Radfelds Ziegen nicht im Stall stehen. Dann möchte er Führungen auf den Lilienstein anbieten. Die Genehmigungen stehen aber noch aus.

www.ziegen-wanderung.de