Von Peter Hilbert
Sonnabendvormittag in Altlaubegast. Bunt kostümierte Freizeitsportler drängen sich am Start des Rückwärtslaufes. Die wohl lustigste Dresdner Laufveranstaltung hat mittlerweile Tradition. Bereits zum achten Mal treffen sich hier bewegungsfreudige Spaßvögel beim Inselfest. Nicht zu übersehen ist ein Quartett junger Männer mit einem großen Floß. Felix Kermel, Steve Richter, Knut Strube und Johannes Krug laufen hier schon seit vier Jahren mit. Und das ganz erfolgreich.

2012 hatten sie sich als Ureinwohner Laubegasts verkleidet und starteten in Tierfellen und mit Faustkeilen als die Neandertaler, berichtet Steve Richter. „Da hatten wir gleich den ersten Preis fürs beste Kostüm bekommen“, sagt der 29-jährige Kaffeeröster. Eine enge Verbindung zu Laubegast haben sie schon lange. So halfen die jungen Leute beim Hochwasser 2002 und bei der Juniflut 2013, Sandsäcke zu befüllen und sie als Schutz aufzustapeln.
Dieses Jahr haben sie sich ganz am Motto des Inselfestes „Floss auf – Floß ab“ orientiert. Die abgewandelte Redewendung steht für die Verbundenheit der Laubegaster zur Elbe. Das Männer-Quartett hat das ganz wörtlich genommen. „Am Donnerstag und Freitag habe ich mit einem Bierchen in der Hand unser Floß auf dem Balkon zusammengebastelt“, erzählt Johannes Krug. Der 27-jährige Lehramtsstudent wohnt in Großzschachwitz. Am Sonnabendvormittag hatte er es mit seinen Freunden in Bus und Bahn nach Laubegast gebracht. „Einige Leute haben ganz amüsiert geguckt, andere hingegen völlig verstört“, sagt er. Schließlich hatten sie sich noch ausgefallen kostümiert. „Es sollte eine Mischung aus Robinson Crusoe und Piraten werden“, erklärt Steve Richter. Am Freitagabend hätten sie noch schnell weiße Hemden gekauft und die zünftig hergerichtet. „Ich habe mir dann eine Perücke aus Wolle geknüpft.“ Dafür habe er anderthalb Stunden gebraucht. Doch jetzt ist alles vergessen, stehen sie wieder am Start.
Gleich daneben tummelt sich ein Schwarm weiblicher Kugelfische. Und mittendrin ein Wassermann. „Wir haben hier fast jedes Jahr mitgemacht“, sagt Franziska Gerber. Als Anwohner sei es für sie Ehrensache. Die 40-Jährige und die anderen Starter des Teams „Frischer Fisch am grünen Frosch“ kommen von der benachbarten Fährstraße im Herzen von Altlaubegast. Der Rückwärtslauf ist nur der Auftakt. Denn die Nachbarn organisieren beim Fest auch die Kinderinsel auf der Fährstraße mit, auf der während des gesamten Wochenendes gebastelt und gespielt wird.
Doch zuerst kommt jetzt der kleine Kraftakt. „Vorwärts immer, rückwärts nimmer“, ruft Michael Hloucal am Start. Das bunte Feld stürmt los. Schritt für Schritt geht es rückwärts voran. Nach wenigen Minuten laufen die Kugelfische mit ihrem Wassermann durchs Ziel. Zwar nicht als Erste, dafür werden sie fürs beste Kostüm prämiert. „Es war klasse. Unter der Kugel ist es aber ganz schön warm geworden“, berichtet Franziska Gerber. Ihre zehnjährige Tochter Sophia ist an ihrer Seite das erste Mal mitgelaufen.
Die Floß-Besatzung meisterte gleich zwei Runden und wurde letztlich dafür geehrt, dass sie am längsten und zudem „mit dem beklopptesten Kostüm gelaufen ist“, wie Michael Hloucal schmunzelnd bei der Siegerehrung verkündet. „Es war zwar ganz schön haarig. Dennoch machen wir nächstes Jahr auf jeden Fall wieder mit“, zeigt sich Steve Richter entschlossen.