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Mit dem Flower-Drive-In durch die Coronazeit

Statt der Tür öffnet sich beim Blumen ABC jetzt ein Fenster. Trotz der neuen Regeln wird das voraussichtlich so bleiben.

Von Cathrin Reichelt
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Nur für den Fotografen hat sich Ramona Holstein, Inhaberin des Blumen ABC, außen auf das Fensterbrett ihres Ladens gesetzt. Normalerweise steht sie im Laden und bedient die Kunden in einer Art Drive-In durch das Fenster.
Nur für den Fotografen hat sich Ramona Holstein, Inhaberin des Blumen ABC, außen auf das Fensterbrett ihres Ladens gesetzt. Normalerweise steht sie im Laden und bedient die Kunden in einer Art Drive-In durch das Fenster. © Dietmar Thomas

Döbeln. Einen bunten Strauß bestellt die Frau aus Döbeln Ost bei Ramona Holstein. Während die Inhaberin des Blumen ABC Rosen, Nelken und andere Blumen zusammenbindet, plaudern die beiden.

Die Frau ist eine Stammkundin, sie kommt regelmäßig. So hat sie Ramona Holstein allerdings noch nie gegenüber gestanden. Die reicht ihr den Strauß aus einem Fenster des Ladens. Schmunzelnd nennt es die Chefin „Flower-Drive-In“. Es ist die einzige Möglichkeit, während der Corona-Pandemie das Geschäft „offen“ zu halten.

Wirklich offen ist es nicht. „Wir arbeiten im Werkstattmodus“, sagt Ramona Holstein. Dass die ersten Monate des Jahres 2020 nicht einfach werden könnten, war ihr bewusst. Allerdings aus einem anderen Grund. Seit dem 1. Januar führt sie den Laden, in dem sie bereits ihre Ausbildung absolviert hat, allein. Zwischenzeitlich hat sie in Roßwein gearbeitet, aber vor etwa zwölf Jahren zog es sie zurück ins Blumen ABC. Zuerst als Angestellte, dann gemeinsam mit einer Geschäftspartnerin als Inhaberin.

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„Ich hänge an dem Laden“, sagt sie. Deshalb suchte sie Lösungen, um auch jetzt am Ball bleiben zu können. In den Werkstattmodus ging Ramona Holstein vor vier Wochen über. Eine Woche lang konnte sie so noch die meisten Schnittblumen verkaufen. Nach 14 Tagen Schließzeit ist sie nun neu durchgestartet. 

Per Facebook und mit einem Aushang an der Tür hat sie die Kunden informiert, dass Bestellungen möglich sind, aber auch Spontankäufe. Jedenfalls von 10 bis 16 Uhr. Dann ist Ramona Holstein im Laden anzutreffen. Die Zeit davor und danach nutzt sie, um bestellte Waren auszuliefern.

Das Angebot ist etwas reduziert. Pflanzen für den Garten und Balkon gehören im Moment nicht dazu. Zeitweise gab es auch einen Engpass bei den Schnittblumen. Von den drei Großhändlern kam nur noch einer. Aber auch der wurde ausgebremst. Die Lieferungen aus dem Ausland fehlten. Die Rosen kommen aus Ecuador, Pistazien aus Italien und der Großteil der anderen Blumen aus Holland. Inzwischen habe sich die Lage stabilisiert und in den großen Vasen des Ladens stehen ausreichend Freesien, Tulpen, Ranunkeln und Co. Auch Fleurop wird ausgeliefert. Dafür steht eine Notkollektion von 14 Sträußen zur Verfügung.

Für Beerdigungen fertigt Ramona Holstein weiterhin Gestecke. Bereits bestellte Hochzeitssträuße wurden hingegen storniert. Und noch vor zwei Tagen machte sich die Geschäftsfrau Sorgen um den nächsten, üblicherweise umsatzstarken Tag, den Muttertag am 10. Mai.

Inzwischen wurden die Corona-Regeln gelockert. Kleinere Geschäfte dürfen wieder öffnen. „Das freut mich, auch für die Läden in der Innenstadt“, sagt Ramona Holstein. Trotzdem ist sie unsicher. „Es ist für mich schwer, die Hygienemaßnahmen zu gewährleisten. Und ob sich die Kunden an die Abstandsregeln halten und vor dem Laden warten, wenn schon zwei im Geschäft sind?“, fragt sie sich. An einem Tag, wie dem Muttertag sei der Andrang immer groß. Deshalb lässt sie die Tür voraussichtlich weiter geschlossen und öffnet lieber noch ein weiteres Fenster.

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