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Mit Eisprinzessin und Weltraumfiesling in die Schule

Die Zuckertüte ist das Größte für die 5 000 Erstklässler in Dresden, die bald eingeschult werden.

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© Sven Ellger

Von Philipp Eller

Die Zuckertüte ist der Stolz eines jeden Abc-Schützen. Bereits Erich Kästner freute sich auf seine Tüte. In seiner Erinnerung war sie „bunt wie hundert Ansichtskarten, schwer wie ein Kohleeimer und reichte mir bis zur Nasenspitze“. Bekommen hat er seine Zuckertüte 1905, als er auf die 4. Bürgerschule in der Neustadt ging.

Seither haben sich die Zuckertüten kaum verändert. Hauptsache, sie sind groß, bunt und voll mit Geschenken. Was sich geändert hat, sind die Motive auf der Tüte. Auch dieses Jahr ist Elsa – Disneys Version der Schneekönigin – die klare Favoritin. Sie ist, neben Pferden und Einhörnern, vor allem für Mädchen beliebt, so Stephanie Wuttcke aus „Das creative Hobby“ in der St. Petersburger Straße. Bei den Tüten herrscht strikte Geschlechtertrennung. Die Tüten für die Mädchen sind meist rosa, die für die Jungs blau. Beliebte Motive für Jungen sind laut Anett Püschel aus der CityPapeterie in der Hauptstraße die Traumberufe eines Erstklässlers: Polizist, Feuerwehrmann und Eisenbahner. Dank EM finden sich mehr Fußballer auf den Tüten. Die Figuren aus dem „Star-Wars“-Universum sind weit verbreitet, aber keine Konkurrenz für die Schneekönigin.

Wem das klassische Modell mit 85 Zentimeter Höhe nicht ausreicht, für den gibt es ausgefallenere, aber auch teurere Alternativen. Viele Großeltern legten Wert auf „Zuckertüten mit Glanz und Gloria“, so Püschel. Sie sind bereit, bis zu 33 Euro für Tüten mit besonders viel Tüll, Glitzer und Schleifen zu bezahlen. Auch für Jungs gibt es Luxusvarianten, die auf Knopfdruck leuchten und Geräusche von sich geben.

Weiterhin beliebt sind selbst gebastelte Tüten, so Anja Pardon aus der „Spielzeit“ in der Rothenburger Straße. „Das creative Hobby“ bietet Rohlinge, die mit Strohseide beklebt, später sogar zu einer Lampe umgebaut werden können. In den Tüten finden sich neben Süßigkeiten, Kleidung und Spielsachen vor allem praktische Sachen für die Schule, wie Füller. 2015 gaben sächsische Eltern dafür im Schnitt 105 Euro aus.

Falls der Abc-Schütze mit dem Ergebnis der elterlichen Handarbeit nicht zufrieden sein sollte, besorgen die Großeltern oft vorsorglich eine zweite, kleinere Tüte. Viele Geschwister dürfen sich über eine Trosttüte freuen. Nicht, dass es ihnen ergeht wie Erich Kästner. Der hatte vor lauter Schleifen eine Stufe übersehen und die Spitze der Zuckertüte abgebrochen. Sein erster Schultag endete in Tränen, mitten in einem Berg aus Pralinen, Apfelsinen und Bonbons.