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Mit Indianern über den Skalp reden

Das Karl-May-Museum in Radebeul empfängt am Wochenende den Vertreter vom Stamm des Ojibwe-Volkes. Es geht um Rückforderungen der Ureinwohner Amerikas.

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© dpa

Peter Redlich

Anlässlich der Karl-May-Festtage werden offizielle Vertreter vom Stamm der Ojibwe-Indianer in Radebeul sein. Das Karl-May-Museum werde sie zu Gesprächen über bislang erzielte Erfolge und weitere Schritte in der strittigen Skalp-Frage empfangen, informierte Robin Leipold, Kurator des Museums.

Indianer tanzen sich warm

Der Indianerhäuptling vom nordamerikanischen Turtle-Clan der Oneida Indian Nation, Dale Rood, auf dem Festgelände des Karl-May-Festes am Hohen Stein. Nur Stunden vor dem Beginn des Festes am Abend bereiteten sich die Indianer vor.
Der Indianerhäuptling vom nordamerikanischen Turtle-Clan der Oneida Indian Nation, Dale Rood, auf dem Festgelände des Karl-May-Festes am Hohen Stein. Nur Stunden vor dem Beginn des Festes am Abend bereiteten sich die Indianer vor.

Die Experten vom Museum wollen sich mit dem Vertreter des Sault Ste. Marie Tribe der Ojibwe-Indianer zu Gesprächen zusammenfinden, heißt es in einer Mitteilung. Gemeinsam werden dabei unter Ausschluss der Öffentlichkeit die bisher erzielten Fortschritte und die weitere Vorgehensweise im Rahmen der Erforschung eines Skalps erörtert.

Im Rahmen seines Besuchs der Karl-May-Festtage Radebeul wird der Repatriierungsbeauftragte des Sault Ste. Marie Tribe of Chippewa Indians Michigan, Cecil E. Pavlat Sr., im Karl-May-Museum zu gemeinsamen Gesprächen erwartet. Ziel ist es, den freundschaftlichen Dialog zwischen den Vertretern der Ojibwe-Indianer und dem Museum mit einem persönlichen Besuch zu bekräftigen und einvernehmlich die weitere Vorgehensweise bei der Herkunftsforschung eines Skalps aus der Indianersammlung des Karl-May-Museums zu besprechen.

Nachdem das Karl-May-Museum im März 2014 vonseiten des Sault Ste. Marie Tribe of Chippewa Indians Michigan ein Rückforderungsgesuch zu einem Skalp der Radebeuler Sammlung erhalten hatte, einigten sich beide Parteien im darauffolgenden Juni mit einem Letter of Understanding auf einen gemeinsamen Plan zur Erforschung der noch ungeklärten Herkunft der Trophäe.

Experten unterstützen Forschung

Da es sich dabei um die erste öffentlich bekannt gewordene Rückforderung eines Skalps in Deutschland handelte, habe die Vereinbarung zu einer gemeinsamen Erforschung wichtige Impulse für eine größere öffentliche Wahrnehmung dieser Thematik gegeben. Aus diesem Grund richtete die Karl-May-Stiftung im Februar 2015 erfolgreich ein interdisziplinäres Symposium mit dem Titel „Ruhe sanft (in der Vitrine)!? – Vom Umgang mit menschlichen Überresten in Sammlungen und Museen“ für einen umfassenden Erfahrungsaustausch mit einem wissenschaftlichen Fachpublikum aus ganz Deutschland aus. Die Mehrzahl der über 80 Teilnehmer begrüßte den fruchtbaren Dialog mit den Vertretern der Ojibwe-Indianer, so Robin Leipold.

Anknüpfend an die Erkenntnisse der Fachtagung und ausgehend von den „Empfehlungen zum Umgang mit menschlichen Überresten in Museen und Sammlungen“ des Deutschen Museumsbundes von 2013 und der „UN-Deklaration über die Rechte der indigenen Völker“ von 2007 erarbeitete die Karl-May-Stiftung Handlungsrichtlinien zum Umgang mit den menschlichen Überresten ihrer Sammlung. Die ausführliche Erforschung des Skalps werde gegenwärtig mit größtmöglicher Sensibilität gegenüber dem Objekt und der rückfordernden Partei durchgeführt, allerdings auch noch Zeit brauchen.