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Mit Kind verändert sich alles

Nach ihrer Babypause verpasste Klippenspringerin Anna Bader eine WM-Medaille. Die 33-Jährige war trotzdem glücklich.

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© dpa

Von Thomas Lipinski

Als sie ihre spektakuläre Flugshow beendet hatte, strahlte Anna Bader mit den Medaillengewinnerinnen um die Wette. Bei ihrer dritten Weltmeisterschaft hatte die Klippenspringerin das Podest zwar verpasst, doch das störte die 33-Jährige überhaupt nicht. „Jede Mutter kennt das, jetzt kommt das Kind an erster Stelle, da verändert sich alles“, sagte sie nach ihrem fünften Platz nach vier Sprüngen aus 20 Metern an der Donau.

Vor zehn Monaten ist Töchterchen Roksana geboren, anderthalb Jahre hat die Extremsportlerin Pause gemacht. Bei der Rückkehr in ihren gefährlichen Sport minimierte sie das Risiko. „Mir hat der Schwierigkeitsgrad gefehlt, um aufs Podium zu kommen“, sagte Bader, die mit 283,40 Punkten 20 Zähler von Bronze trennten, „aber ich bin sehr zufrieden, dass ich mithalten konnte – knapp hinter der Weltspitze.“

Für die atemberaubenden Sprünge der neuen Weltmeisterin Rhiannan Iffland aus Australien, die Tausende auf den Tribünen und am Budapester Donauufer begeisterte, fehlte Bader in den vergangenen Monaten das Training. „Es ist manchmal sehr chaotisch, man ist Springer, Trainer und Mutter gleichzeitig“, sagte die WM-Dritte von 2013, die mit dem polnischen Klippenspringer Kris Kolanus liiert ist.

Als sie vom Stahlgerüst am Batthyany-Platz aus schwindelerregender Höhe mit bis zu 90 km/h in die Tiefe sprang, war ihre Tochter bei Oma und Opa in besten Händen. „So konnte ich mich ganz auf den Wettkampf konzentrieren.“ Anders als bei der WM-Premiere vor vier Jahren im Hafen von Barcelona und 2015 in Kasan in einem Nebenfluss der Wolga stürzten sich die zehn Klippenspringerinnen in Budapest in ein rundes Becken auf einer Plattform neben der Donau – 15 Meter breit und sechs Meter tief.

Während die erfahrene Bader die „ganz tolle Aussicht“ mit dem Parlament zur Rechten und dem Burgberg zur Linken genießen konnte, war für WM-Debütantin Iris Schmidbauer alles neu. „Ich war am Anfang total nervös“, gab die 22-Jährige zu, die in ihrem dritten FINA-Wettkampf den zehnten Platz belegte. Vor vier Jahren hatte Schmidbauer Bader in Barcelona springen sehen. „Krass, haben die Mut“, dachte sie damals. Jetzt gehört sie selbst zu dem bunten Völkchen. „Ich sammle Erfahrung“, sagte sie. In zwei Jahren bei der WM in Südkorea will sie wieder hoch hinaus. Ob die elf Jahre ältere Bader dann noch springt, weiß sie nicht. (sid)