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Mit Motorrad und Beiwagen zum Kunden

Harry Freiberg hat vor 40 Jahren seinen Elektrikerbetrieb aufgemacht. Es gab viel Arbeit, aber große Schwierigkeiten.

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© privat

Von Jens Hoyer

Döbeln. Auch als Rentner ist Harry Freiberg noch in der Elektrofirma aktiv, die seinen Namen trägt. Er hat die Geschäftsführung zwar im vergangenen Jahr in die Hände seiner Tochter Jacqueline Freiberg gelegt, aber der 75-Jährige arbeitet immer noch mit. „Ich bin der Haus- und Hofmeister“, sagt er. Seine Frau Angelika managt mit 67 Jahren noch das Büro. Vor 40 Jahren hatte sich der Elektromeister selbstständig gemacht. Zu tiefsten DDR-Zeiten. Das war nicht einfach. „Es gab drei starke Elektro-PGHs in Döbeln, Roßwein und Hartha. Da hieß es, es sind genügend Elektriker in der Region vorhanden“, sagte er.

Der damalige Limmritzer Bürgermeister habe sich mit „behutsamer Arbeit“ dafür eingesetzt, dass Harry Freiberg seinen Betrieb eröffnen konnte. Der Rat des Kreises Döbeln und die Handwerkskammer mussten zustimmen. Am 1. März 1978 war es dann soweit. „Ich hatte in der PGH Elektro in Döbeln gekündigt und alleine angefangen.“ Arbeit gab es genug, aber Material gab es wenig, sagte Freiberg. Alles war bilanziert und wurde zugeteilt. Auch die Mobilität war ein Problem. „Ich habe mit einem Motorrad mit Seitenwagen angefangen. Später konnte ich einen alten Framo von der Firma Pikant kaufen“, sagte er. Später ist der Elektromeister mit einem Trabant Kombi zu den Kunden gefahren.

Elektro Freiberg stieg zu einer Zweimann-Firma auf. Ingolf Stange stieg nach seiner Elektrikerausbildung in der PGH in Roßwein bei seinem Schwager ein. Dabei blieb es nach der Wende nicht, denn die Firma konnte durchstarten. „Wir hatten nach der Wende zwölf Mitarbeiter“, erzählte Harry Freiberg. Bei Elektroinstallationen alleine blieb es nicht. In Limmritz wurden nicht nur Werkstatt und Lager, sondern auch ein Geschäft gebaut. „Wir haben dort Elektrogeräte – Kühlschränke und Waschmaschinen – verkauft“, erzählt der Altmeister. Einige Jahre war das Nebengeschäft gut gelaufen. Die Firma hatte damals Aufträge in ganz Deutschland, die Mitarbeiter fuhren auf Baustellen bis München, Berlin und Rostock.

Das ist mittlerweile anders. Wie alle Handwerker hat die Firma Elektro Harry Freiberg GmbH eine Menge Arbeit – und zwar vor allem in der Region. „Wir arbeiten viel in Döbeln, sind aber auch bis Dresden, Chemnitz und Leipzig unterwegs“, sagte Geschäftsführerin Jacqueline Freiberg. In der Firma arbeiten aktuell neun Leute. Die installieren elektrische Anlagen in Industrie- und Landwirtschaftsbetrieben und Eigenheime, bauen Blitzschutz und Photovoltaik auf Dächer und arbeiten mit Datentechnik und installieren Sat-Anlagen. Auch Alarmtechnik wird von den Fachleuten eingebaut. „Im vergangenen Jahr haben wir ein sogenanntes intelligentes Haus ausgerüstet. Das funktioniert wunderbar“, sagte Jacqueline Freiberg. Der Eigentümer kann die Technik in seinem Haus von unterwegs per Handy bedienen.

Die Chefin hatte bei ihrem Vater das Handwerk gelernt, sich zum Meister weitergebildet und einen Zusatzabschluss als Betriebswirt im Handwerk abgelegt. Im Laufe der Jahres hatte Harry Freiberg zehn Lehrlinge ausgebildet, wie er erzählte. Seine Tochter würde das gern fortführen – aber die jungen Leute haben wenig Interesse an dem Beruf. „Es ist schwierig, jemanden zu finden“, sagte Jacqueline Freiberg. Sie beklagt, dass auch das schulische Niveau der Bewerber in den vergangenen Jahren deutlich nachgelassen habe.