Merken

Mit Tempo 113 durch Frankenthal

Die Gemeinde misst jetzt die Geschwindigkeit. Bei einigen Ergebnissen vergeht selbst dem Smiley das Lachen.

Teilen
Folgen
© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Frankenthal. Sie fahren ... – meist gehen dann die Zahlen auf der Tafel nach unten, weil Autofahrer den Fuß vom Gaspedal nehmen: 50 km/h, 49, 47, läuft die Anzeige rückwärts. Zwischen den Zahlen blinkt ein Smiley. Alles im grünen Bereich. Erlaubt auf der Frankenthaler Hauptstraße sind 50 km/h.

Nach Rammenau, wo bereits seit anderthalb Jahren ein solches Messgerät steht, kontrolliert jetzt auch die Gemeinde Frankenthal die Geschwindigkeit im Ort. Zurzeit befindet sich das Messgerät in der Nähe des Kindergartens. Zuvor stand es vor der Grundschule aus Richtung Hauswalde. Gemessen wurde dort in zwei Abschnitten vom 9. August bis zum 6. September. In den ersten beiden Wochen passierten 18 300 Fahrzeuge den Smiley, in den beiden Folgewochen waren es 17 250, sagt Stefan Korb. Er ist Gemeinderat und betreut das Projekt, das der Verkehrssicherheit im Ort dient, ehrenamtlich.

Trauriger Rekord: 113 km/h

Inzwischen liegen erste Ergebnisse vor. 85 Prozent aller Kraftfahrer halten sich an das vorgegebene Geschwindigkeitslimit. „Das ist erst mal positiv“, sagt Stefan Korb. Es bedeutet aber auch, dass 15 Prozent, fast jeder Siebente, zu schnell fährt. Vor allem im Berufsverkehr zwischen 5 und 9 Uhr sowie zwischen 12 und 17 Uhr gibt es die meisten Überschreitungen. Das sind gerade die Zeitintervalle, in denen Kinder auf der Hauptstraße sind. 47 Autofahrer rasten mit Tempo 80 und mehr an der Schule vorbei. Einer brachte es sogar auf 113 km/h. Dass dieser traurige Rekord nachts gegen halb Zwölf gemessen wurde, spielt dabei keine Rolle. „Es ist rücksichtslos und unverantwortlich“, sagt Stefan Korb. Zumal an dieser Stelle eine Nebenstraße einmündet, von der aus man den Verkehr aus Richtung Hauswalde nur schwer einsehen kann.

Ab 30 km/h geht der Blitzer-Smiley an. Maximal 80 km/h zeigt er an, wenngleich auch alles, was darüber ist, registriert wird. „Wir möchten keinen Wettbewerb von Rasern, die sich gegenseitig überbieten wollen“, begründet Stefan Korb die visuelle Begrenzung. Genauso hält man es in Rammenau. Beide Geräte erfassen zwar alle Daten über die Anzahl von Fahrzeugen und die gemessenen Geschwindigkeiten. Aber sie „fotografieren“ keinen, sodass Rasern (vorerst) kein Bußgeldbescheid droht. Trotzdem hat der „Smiley-Blitzer“ nicht nur moralische Wirkung. Beide Gemeinden können mit den Ergebnissen gegenüber dem Landratsamt Geschwindigkeitskontrollen an Schwerpunkten fordern.