Merken

Mitgliederschwund zwingt zur großen Reform

Religion. Die evangelische Kirche will sich völlig neu strukturieren.

Teilen
Folgen

Berlin. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) startet die größte Reformoffensive ihrer Geschichte.

Der jahrzehntelang anhaltende Mitgliederschwund, der Rückgang der Finanzen, vor allem aber „das Verdunsten“ des Glaubens in der nächsten Generation sollen nicht nur gestoppt werden, im Gegenteil: „Wir wollen gegen den Trend wachsen“, sagte der EKD-Ratsvorsitzende, der Berliner Bischof Wolfgang Huber, bei der Vorstellung des Projektes „Perspektiven der Evangelischen Kirche im 21. Jahrhundert“ gestern in Berlin.

Bis 2030 würde bei gleich bleibender Entwicklung die Zahl der Kirchenmitglieder um ein Drittel sinken, die Finanzkraft der Kirche sich sogar halbieren. Huber will gegensteuern durch Umbau und Neugestalten kirchlicher Arbeit, zum Beispiel durch neue Gemeindeformen, die auch kirchenferne Menschen ansprechen, mehr evangelische Schulen, besser ausgebildete Pfarrer und Zentralisierung von Aufgaben im Bereich der EKD.

Die evangelischen Landeskirchen sollen von 23 auf acht bis zwölf zusammengelegt werden. Viele Landeskirchen gehen in ihrer regionalen Struktur noch auf die Zeit des Wiener Kongresses 1815 zurück. Manche haben kaum mehr als 50 000 Mitglieder, andere bis zu drei Millionen. Die nach Meinung von Kirchenfachleuten überfällige kirchliche Föderalismusreform solle Landeskirchen vorsehen, die sich an den Grenzen der großen Bundesländer orientieren und mindestens eine Million Mitglieder haben, heißt es in dem Papier. 2007/08 sollen die Landeskirchen auf ihren Synoden Weichen für die Reform stellen, die von 2007 bis 2017 dauern soll. (dpa)