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Montag öffnet Obi

Der Baumarkt ersetzt Praktiker. Die Besitzer haben 3,6 Millionen Euro investiert. Für die Kunden gibt’s trotzdem Schnäppchen.

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Von Thomas Mielke

Andre Tischer wartet gespannt auf Montag. Wenn sich um 8 Uhr die Obi-Türen im Gewerbegebiet Pethau an der Neusalzaer Straße erstmals öffnen, wird er wissen, ob sich der wochenlange Vorbereitungsstress gelohnt hat und die Kunden strömen. Noch in dieser Woche glich der Baumarkt einem Ameisenhaufen: Die letzten Waren wurden in die Regale gehievt, die orange Außenverkleidung fertiggestellt, die letzten Umbauarbeiten beendet.

Damit die Kunden am Montag auch wirklich strömen, gibt’s neben dem gewohnten Obi-Sortiment und den üblichen Dienstleistungen wie Holzzuschnitt, Maschinenverleih und Farbmischungen Gewinnspiele, Vorführungen von Geräteherstellern wie Bosch und Kärcher und viele andere Heimwerker-Verlockungen. „Die Aktivitäten werden die ganze erste Woche dauern“, sagt Tischer, der bisher den Löbauer Obi-Markt geleitet hat. Zudem wirbt der Baumarkt auch mit besonderen Eröffnungsschnäppchen. „Mit Preisen, bei denen wir Sack und Pfeife einbüßen“, sagt Hartmut Gerstberger, Geschäftsführer der Eigentümerfirma Sobig Ebersbach GmbH & Co. KG, überspitzend.

Für ihn geht es um eine ganze Menge. Schließlich beschäftigt er ab Montag in Zittau 45 Menschen. Dazu gehören die ausgebildeten Lehrlinge aus dem Ebersbacher Obi-Markt, „die sonst rausgeflogen wären“, wie Gerstberger sagt. Etwa ein Drittel der Belegschaft hat schon im Vorgängermarkt Praktiker gearbeitet. Diese Mitarbeiter hat er aus der Arbeitslosigkeit geholt.

Zudem haben Gerstberger und sein Geschäftspartner 3,6 Millionen Euro in den Kauf der Immobilien und des Warenbestandes, den Umbau und die Umflaggung des Marktes investiert. Der reine Baumarkt ist 3 000 Quadratmeter groß, das Gartencenter insgesamt 2 000 Quadratmeter und der separate Marktbereich für Baustoffe und Gartenbau im Untergeschoss nochmals 1 000 Quadratmeter. Die Trennung von Ober- und Untergeschoss ist „eine Herausforderung, die es woanders nicht gibt“, sagt Tischer.

Der Marktleiter kann das einschätzen, denn er hat den Vergleich zwischen mehreren Märkten. Sein Arbeitgeber betreibt fünf Obi-Filialen in der Oberlausitz. 1995 eröffneten Gerstberger und sein Partner die in Ebersbach und Niesky, 1996 in Löbau und 2000 in Bautzen. Mit den Zittauern beschäftigen sie inzwischen 250 Mitarbeiter. Wirtschaftlich gesehen haben sie eine eigene Firma, sind aber als sogenannte Franchaise-Partner eng an Obi gebunden. Der Konzern stellt zum Beispiel das Logo, kauft die Waren für alle Märkte günstig ein und übernimmt Verwaltungsaufgaben gegen ein Entgelt. Als die Sobig-Firma gestartet ist, war dieses Geschäftsmodell noch der Alltag. Inzwischen hat Obi aufgerüstet und betreibt die Mehrzahl der neuen Märkte allein. Dass die Konzernspitze aber weiß, was sie an ihren Partnern hat, demonstriert sie am Montag in Zittau: Der deutsche Obi-Chef kommt persönlich zur Eröffnung.

Der Zittauer Markt wird die angestammte Ordnung im Sobig-Bereich nicht durcheinanderwirbeln. Von der Größe her ordnet er sich zwischen den größeren Filialen in Ebersbach und Bautzen sowie den kleineren in Niesky und Löbau ein. Auch „der Hauptsitz der Firma bleibt in Ebersbach-Neugersdorf“, sagt Gerstberger. Er erwartet, dass höchstens ein paar Kunden statt nach Ebersbach oder Löbau nach Zittau fahren. Aber nicht in den Größenordnungen, dass es den beiden etablierten Märkten schaden könnte.

Die Chance zur Übernahme des Zittauer Baumarktes ist für Obi überraschend gekommen: Im Juli 2013 hatte die Praktiker-Kette Insolvenz angemeldet. Ende Oktober gingen im Zittauer Vorgängermarkt die Lichter aus. Rund 45 Mitarbeiter waren betroffen. Als der Praktiker-Vermieter die Immobilie zum Kauf anbot, griff Obi im Spätherbst zu. Vor rund fünf Wochen unterzeichneten die Sobig-Firma und Obi den Franchise-Vertrag über den fünften Markt.