Moritzburg. Die Idee war originell und passend. Zum Viertel-Jahrhundert-Jubiläum des Käthe-Kollwitz-Hauses sollten 25 Künstlerinnen und Künstler in einer gemeinsamen Ausstellung Selbstporträts zeigen. Ob Grafik oder Malerei, war freigestellt.
Selbstbildnisse sind oft auch eine innere Auseinandersetzung des Künstlers mit sich selbst. Die Kollwitz hat sich sehr oft selbst gezeichnet, wie auch in der Dauerausstellung des Hauses zu sehen ist. Und das eigene Tun, Erreichtes und Ziele zu hinterfragen passt zudem zu solch einem Anlass.
Der 50. Todestag von Käthe Kollwitz hatte 1995 einen würdigen Anlass geboten, um im Sterbehaus der bedeutenden Künstlerin einen Erinnerungsort an sie und ihr Werk zu eröffnen. Vorausgegangen war dem, ein Jahr zuvor, die Gründung einer Stiftung. So konnte die seit Jahrzehnten bestehende Idee verwirklicht werden, den Gebäudekomplex des früheren Rüdenhofs umfassend zu sanieren und darin ein Museum zu eröffnen.
Seitdem erhalten Besucher in dem einzigen noch existierenden authentischen Aufenthaltsort der Künstlerin einen Überblick über mehr als 50 Jahre ihres künstlerischen Schaffens. Zudem werden regelmäßig Sonderausstellungen gezeigt und eine Druckwerkstatt ermöglicht es, selbst kleine Radierungen herzustellen und zu drucken.
„Es war klar, wer sich an der Jubiläumsausstellung beteiligt und auch, dass es neben dieser noch einen Festakt in der Kirche geben sollte“, sagt Sabine Hänisch, die Leiterin des Hauses. Doch dann begann die Corona-Pandemie mit all ihren Einschränkungen und Schließungen. Da nicht klar war, wann Museen wieder öffnen dürfen und die geplante Ausstellung einen hohen Arbeitsaufwand erfordert, wurde schließlich entschieden, dass sie 2020 definitiv nicht stattfinden wird.
Premiere beim Kunstsommer
Obwohl Corona das Land noch immer fest im Griff hat, will die Museumsleiterin nun einen neuen Anlauf wagen. „Unser Ziel ist, dass wir die Jubiläumsausstellung ab 22. April zeigen.“ Dem 51. Todestag der Kollwitz. „Wir hoffen natürlich sehr, dass es dann gehen wird, die Erfahrung des letzten Jahres hat uns aber auch gelehrt, flexibel zu sein und einen Plan B zu haben.“, sagt Sabine Hänisch. Es gebe daher die Überlegung, auch eine digitale Variante der Schau vorzubereiten.
Und was wird aus dem abgesagten Festakt? „Darüber haben wir, ehrlich gesagt, nicht nachgedacht. Erst einmal geht es um die Perspektive des Hauses.“ Die ist zwar für dieses Jahr klar, weil die Gemeinde, die Kreissparkasse Köln und der Kulturraum bereits die Höhe ihrer finanziellen Unterstützung zugesagt haben, aber wie es danach weitergeht, ist noch ungewiss. Denn die Gemeinderäte haben Ende 2020 an die Zusage der diesjährigen Zahlung in Höhe von 30.000 Euro die Forderung geknüpft, dass bis Ende 2021 ein tragfähiges Finanzierungskonzept vorliegt. Damit soll vermieden werden, dass die Kosten für die Gemeinde explodieren, wie es ein vom Rat in Auftrag gegebenes Gutachten aufzeigt.
„Sobald wir wieder öffnen können, soll bis zur Jubiläumsschau zunächst noch die im vergangenen Herbst eröffnete Ausstellung mit Plakaten von Jochen Stankowski gezeigt werden. „Mit ihm arbeiten wir seit 15 Jahren zusammen.“
Und noch ein durch Corona ausgebremstes Vorhaben soll nun in diesem Jahr umgesetzt werden. „Im Vorjahr war geplant, dass unser Haus erstmals in den am roten Haus stattfindenden Moritzburger Kunstsommer einbezogen wird.“ Da dieser nur in einer deutlich abgespeckten Version realisiert werden konnte, wurde die Umsetzung des eigentlichen Konzepts in 2021 verschoben. Einschließlich der Premiere der Kollwitz-Haus-Beteiligung. Genutzt werden soll dabei sowohl das große Außengelände als auch die neue Grafikwerkstatt.
Postkartenserie des Grafikkurses
Sabine Hänisch hofft, dass auch in diese bald wieder Leben zurückkehren kann. „Der Grafikkurs wartet schon sehnsüchtig darauf, dass es wieder losgeht.“ Untätig waren die Männer und Frauen aber auch jetzt nicht. So sei eine Postkartenserie mit im Kurs entstandenen Motiven vorbereitet worden, die im Museum angeboten werden soll. Und noch einen Wunsch hat Sabine Hänisch: „Wir hoffen sehr, dass auch die Schulklassen bald wiederkommen können.“ Sowohl ins Museum, als auch in die Werkstatt. Das Thema Selbstporträt werde bei den museumspädagogischen Angeboten übrigens immer sehr gern und teils auch sehr kreativ von den Schülern aufgegriffen. „Da sind schon tolle Arbeiten entstanden.“
Womit der Kreis fast geschlossen wäre, wenn es da nicht noch ein Projekt des Freundeskreises des Kollwitz-Hauses gebe. Dieser bereite in enger Zusammenarbeit mit dem Moritzburger Zahnarzt Alexander Krjukow eine Ausstellung mit Werken von dessen Großvater vor. Einem russischen akademischen Maler und Grafiker, „der sich in seinen Arbeiten viel mit Menschen in ihrem Umfeld und sozialen Milieu beschäftigt hat“, so Sabine Hänisch. „Was damit auch wieder ein Bezugspunkt zur Kollwitz und ihrem Werk ist.“
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