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Reichenberger Hort betreut dauerhaft Wahnsdorfer Kinder

In die dortige Grundschule gehen sie seit fast 20 Jahren. Die Ganztagsangebote zu nutzen, war indes schwierig. Jetzt regeln Moritzburg und Radebeul das Problem.

Von Sven Görner
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Die Gemeinde Moritzburg hat in den Umbau und die Erweiterung der Außenstelle der Kita Kleeblatt in Reichenberg investiert. Wenn in diesem Jahr die Vorschulkinder in das neue Haus nach Boxdorf wechseln, gibt es in Reichenberg nur noch Hortkinder.
Die Gemeinde Moritzburg hat in den Umbau und die Erweiterung der Außenstelle der Kita Kleeblatt in Reichenberg investiert. Wenn in diesem Jahr die Vorschulkinder in das neue Haus nach Boxdorf wechseln, gibt es in Reichenberg nur noch Hortkinder. © Arvid Müller

Moritzburg/Radebeul. Die Entscheidung fiel - was im Moritzburger Gemeinderat nicht oft vorkommt - einstimmig. Und es gab auch kaum Nachfragen. Die Kollegen im Radebeuler Stadtrat hatten der neuen Zweckvereinbarung der beiden Kommunen bereits zugestimmt.

Dass es zu der mit diesem Papier geregelten Aufnahme der Kinder aus Radebeul-Wahnsdorf in den Hort im Moritzburger Ortsteil Reichenberg keine Diskussion gab, mag wohl nicht zuletzt daran liegen, dass sie beiden Seiten nützt. Vor allem aber den betroffenen Kindern - und wenn man so will, auch ihren Klassenkameraden, mit denen sie gemeinsam in der Reichenberger Grundschule lernen. Und das nun schon seit fast 20 Jahren. Geregelt hatten das die beiden Kommunen 2003 in einer Zweckvereinbarung, mit der Radebeul die Schulträgerschaft für die Wahnsdorfer Grundschüler an Moritzburg übertrug. Auf unbestimmte Zeit.

Das Problem dabei war, dass die Schüler aus Reichenberg, Boxdorf und Friedewald auch am Nachmittag und in den Ferien im Hort zusammenblieben, während die Wahnsdorfer außerhalb des Unterrichts in ihrem Ort betreut wurden. Und das in einer Einrichtung, die - ähnlich wie die in Reichenberg - aus allen Nähten platzte. So mussten die Hortkinder im Versammlungssaal des Wahnsdorfer Ortschaftszentrums betreut werden, wodurch der große Raum blockiert war und für Sportgruppen sowie für andere Vereinsaktivitäten bis in den späten Nachmittag hinein nicht zur Verfügung stand. Neubauvorhaben wurden mehrfach umgeplant und schließlich auf Eis gelegt, weil die Kosten explodierten.

Vorschulkinder ziehen in Reichenberg aus

In den vergangenen Jahren hätten immer mal wieder einzelne Wahnsdorfer Eltern ihre Kinder im Reichenberger Hort angemeldet, vor allem, damit diese die Ganztagsangebote nutzen konnten, sagt Moritzburgs Bürgermeister Jörg Hänisch. Von den derzeit 173 Schülerinnen und Schülern kommen immerhin 38 aus dem Radebeuler Ortsteil.

Mit dem im Vorjahr fertiggestellten neuen Anbau, der Sanierung des Altbaus und der Umgestaltung und Erweiterung der Außenanlagen haben sich im Reichenberger Hort die Bedingungen bereits verbessert. Für vier der insgesamt acht Klassen werden aber auch jetzt noch Räume der Grundschule genutzt.

Noch in diesem Jahr soll allerdings die neue Kita in Boxdorf fertiggestellt werden, in der dann alle Krippen- und Kindergarten-Kinder der AWO-Kita Kleeblatt betreut werden. Auch die aus der Außenstelle in Reichenberg. Dort gibt es neben 163 Hortplätzen - die aktuell noch mit einer Ausnahmegenehmigung um vier weitere aufgestockt wurden - weitere 36 Plätze für Vorschulkinder. Diese fallen künftig weg. Für die Hortbetreuung steht somit dann mehr Platz zur Verfügung. Allerdings müssen nach dem Auszug der Kindergarten-Kinder noch die Sanitäranlagen für die größeren Hortkinder umgebaut werden.

Nutzen für beide Kommunen

Bereits seit dem Start des laufenden Schuljahres gehen nun alles Wahnsdorfer Hortkinder in die Einrichtung in Reichenberg. Mit der jetzt beschlossenen Zweckvereinbarung wird das ab 1. August dieses Jahres verbindlich geregelt. Und zwar wie im Fall der Grundschule auf unbestimmte Zeit.

Radebeul zahlt dafür an Moritzburg den sogenannten Gemeindeanteil der Betreuungskosten für die Wahnsdorfer Kinder. Sollten in den kommenden Jahren Investitionen von über 50.000 Euro notwendig werden, sprechen die beiden Vertragpartner diese ab und Radebeul beteiligt sich anteilig an den Kosten.

Während Moritzburg auch durch diese neue Vereinbarung langfristig den Schulstandort in Reichenberg attraktiv halten und somit sichern will, spart sich Radebeul den Ausbau des Standorts in Wahnsdorf.

Kerstin Mißbach (CDU) stellte in der Moritzburger Gemeinderatssitzung noch die Frage, ob mit dieser Vereinbarung jetzt auch der Zugang für die Wahnsdorfer Kinder zur Kurfürst-Moritz-Oberschule erleichtert werde. „Nein, ein Automatismus ergibt sich daraus nicht“, sagte der Bürgermeister.

Allerdings sind die Chancen der Wahnsdorfer Schüler bereits jetzt schon etwas größer, einen der begehrten Plätze an der Schule in Boxdorf zu bekommen, als für Jungen und Mädchen aus anderen Nachbargemeinden. Denn nach den Schülern aus der Großgemeinde Moritzburg, die den Vorrang haben, werden nach Auskunft von Schulleiter Heiko Vogel bei noch vorhandenen freien Plätzen in einer der drei neuen 5. Klassen zunächst Geschwisterkinder und danach Bewerber aus Wahnsdorf berücksichtigt.