Schloss Moritzburg zeigt Augusts Afrika und zarte Freuden

Moritzburg. "Bisher wurden wir von Besuchern noch nicht überrannt“, sagt die Moritzburger Schlossleiterin Dominique Fliegler. Doch sie hofft, dass sich das in den nächsten Tagen ändert. Denn am langen Osterwochenende und den sich daran anschließenden Schulferien in Sachsen bietet das einstige Jagdschloss der Wettiner zahlreiche Führungen an. Oft sogar gleich mehrere an einem Tag. Geeignet sind diese vor allem für Kinder und Familien. Zudem kommt am Sonntag von 10 bis 13 Uhr der Osterhase zu Besuch.
Nach dem Ausräumen der Aschenbrödel-Exponate aus der Barockausstellung und dem anschließenden großen Putzen ist Schloss Moritzburg seit dem 18. März wieder geöffnet. Und natürlich wünschen sich die Schlosschefin und ihre Mannschaft wieder ein besseres Jahr. Schließlich waren die Objekte der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH (SBG) 2021 coronabedingt fast sieben Monate lang geschlossen. Das wirkte sich natürlich auf die Besucherzahlen aus. Vor allem bei den großen museal geprägten Häusern wie Schloss Moritzburg. Dort wurden 91.148 Besucher gezählt. Das waren rund 72.000 weniger als 2020. Dabei muss allerdings beachtet werden, dass auch im ersten Jahr der Pandemie bereits weniger Besucher kamen. Im Vergleich: Im Vor-Corona-Jahr 2019 strömten noch 252.972 Gäste ins Moritzburger Schloss.
Vor allem der nahezu komplette Ausfall der Winterausstellung zum Kultfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ hat an der negativen Besucherbilanz einen großen Anteil. Schließlich waren diese seit der Premiere 2009/10 mit jeweils zwischen 105.000 und 180.000 Gästen ein Besuchermagnet. Da die Schau im Winter 2020/21 ganz abgesagt werden musste und die im vergangenen Winter zunächst nur am Eröffnungswochenende im November zu sehen war, fehlen allein schon dadurch über 100.000 Besucher. An dem einen Wochenende waren 1.749 Aschenbrödelfans gekommen, nach der Wiedereröffnung vom 21. Januar bis 27. Februar dann unter den eingeschränkten Corona-Bedingungen dann weitere 17.656. Dabei war anfangs nur an den Wochenenden geöffnet, ab 4. Februar dann täglich.
Mehr Führungen zu neuen Themen
Die lange Zwangspause im vergangenen Jahr habe man auch genutzt , um an neuen Angeboten für die Besucher zu arbeiten. „Vor allem neue Führungen“, so die Schlossleiterin. So gab es im Winter bereits eine Aschenbrödel-Außenführung. „Allerdings gibt es da nicht so viel“, ergänzt Dominique Fliegler, daher gebe es die Überlegung, das Thema Film weiter auszubauen. Schließlich ist der beliebte Märchenfilm nicht der einzige, für den Dreharbeiten im und am Schloss stattfanden.
Auch die zahlreichen Skulpturen bieten aus Sicht der Museumschefin genügend Stoff für interessante Rundgänge. „Was haben diese für eine Geschichte, warum sind sie so angeordnet, woran erkennt man das Original oder eine Kopie und wie wird solch eine hergestellt“, zählt sie einige Aspekte auf. Und auch altes Kunsthandwerk, wie die Ledertapen-Herstellung, ließe sich im Schloss gut entdecken. Schließlich verfügt Moritzburg über einen der größten Bestände der historischen Wandbespannungen. Zudem konnte bei der Restaurierung in den vergangenen Jahren viel erforscht und ausprobiert werden.
Dominique Fliegler sagt, dass mit neuen Kollegen jetzt auch mehr Führungen selbst angeboten werden sollen. Denn manch einer der Museumsführer hat in den langen Lockdown-Zeiten aufgehört.
Freuen dürfen sich die Moritzburg-Besucher aber auch auf zwei interessante neue Ausstellungen. Die eine wird ab 30. April im Fasanenschlösschen zu sehen sein. Die andere soll Anfang bis Mitte Mai in den im Vorjahr fertiggestellten neuen Räumen für Sonderausstellungen im Schloss zu sehen sein. „Corona hat da leider unseren Zeitplan etwas durcheinandergebracht.“
Zwei ganz verschiedene Sonderausstellungen
Mit der Schau im Fasanenschlösschen wird es erstmals eine Ausstellung in dessen Räumen geben. Sie hat den Titel „Delicate Pleasures - Zarte Freuden.“ Zu sehen sein werden Arbeiten der britische Künstlerin Rebecca Stevenson. „Sie lässt sich in ihrer Arbeit von der Kunst des Barocks und des Rokokos inspirieren“, sagt die Schlossleiterin. Ihre Wachsskulpturen sind inspiriert von den üppigen Stillleben der Niederländer mit erlegtem Wild, Vögeln, Früchten und Blumen. „Zeitgenössische Kunst bildet in Räumen, wie denen im Fasanenschlösschen, ja sonst eher einen Kontrapunkt. Die Arbeiten von Rebecca Stevenson werden sich dort aber sicher sehr gut einfügen.“
Im Schloss soll mit der Ausstellung „August Afrika“ eine bisher wenig beachtete Facette der Regentschaft des bekannten Kurfürsten beleuchtet werden. Was den sächsischen Hof und insbesondere August den Starken an exotischen Ländern faszinierte und wie man sich im 18. Jahrhundert das Aussehen fremder Menschen vorstellte. Schließlich soll 1731 wohl die erste wissenschaftliche Expedition von Sachsen nach Afrika aufgebrochen sein. Überliefert ist zudem, dass sich August der Starke selbst bei Feierlichkeiten als Mohrenkönig verkleidete. So bei der großen Hochzeit seines Sohnes 1719 und auch bei einem Fest auf Schloss Moritzburg.