Bis zum Jahresende soll die einstige Moritzburger Mittelschule verschwunden sein. Damit will die Gemeinde Platz schaffen für einen an dieser Stelle geplanten Neubau. In diesem werden neben dem Gerätehaus der Moritzburger Ortsfeuerwehr und einer Rettungswache des Landkreises auch zusätzliche Unterrichtsräume für die benachbarte Grundschule entstehen. Die aktuellen Kostenberechnungen belaufen sich auf knapp acht Millionen Euro. Baustart soll im nächsten Jahr sein.
So weit der Plan. An diesem halten die Moritzburger Gemeinderäte weiterhin mehrheitlich fest, auch wenn die Kosten für den Abriss aus dem Ruder zu laufen drohen. Räte und Ortsvorsteher waren von der Verwaltung bereits in einer kurzfristig anberaumten nichtöffentlichen Sondersitzung am 19. November über den neuen Sachverhalt informiert worden, von dem das Rathaus bei einem Vor-Ort-Termin mit dem Planer acht Tage zuvor erfahren hatte.
In der öffentlichen Sitzung am Montagabend in der Kurfürst-Moritz-Schule sollte nun über den von der Firma für den Abriss vorgelegten Nachtrag entschieden werden. Dabei geht es sage und schreibe um eine Summe in Höhe von 135.000 Euro. Vergeben worden waren die Abrissarbeiten zum Angebotspreis von knapp 200.000 Euro. Unterm Strich geht es also um eine Erhöhung der Kosten um 67,5 Prozent!
Fehler des Planers
Nachträge sind im Baubereich nicht unüblich. Denn selbst bei bester Planung ist nicht immer alles vorhersehbar, was im Verlauf des Bauens passiert. Auch bei einem Abrissvorhaben können unliebsame Überraschungen warten, die das Vorhaben teurer machen. Zudem rechnen Firmen bei ihren Angeboten meist knapp, um den Auftrag zu bekommen. Denn den Zuschlag bekommt in der Regel der günstigste Bieter.
Im konkreten Fall war es allerdings ausnahmsweise einmal anders gewesen. Die Firma hatte den Zuschlag bekommen, obwohl es zwei preiswertere Angebote gegeben hatte. Diese wurden allerdings ausgeschlossen, weil sie den Schornstein nicht, wie in der Ausschreibung verlangt, von Hand abtragen wollten. Das ist erforderlich, um vorhandene Schadstoffe zu trennen.
Warum dann also diese Kostenexplosion? Die Schuld des beauftragten Unternehmens ist es nicht. Die Mehrkosten resultieren vielmehr vor allem aus Fehlern des Planers in den Ausschreibungsunterlagen, die nach dem Start der Arbeiten sichtbar wurden. Der von der Gemeinde beauftragte Planer räumte diese Fehler in der Sitzung an Montagabend auch noch einmal ein.

So hatte der Planer beispielsweise den wegen des Artenschutzes geforderten Rückbau der Blechfassade zwar in der Vorbemerkung des Leistungsverzeichnisses beschrieben, dann aber keine konkrete Leistungsposition erstellt. Zu den damit verbundenen Mehrkosten zählt auch eine Hebebühne.
Der Planer wies ebenso darauf hin, dass es zwar Untersuchungen zu Schadstoffen in dem Gebäude gegeben habe, aber keine Bauunterlagen dazu vorlagen. Eine Recherche im Spezialarchiv für DDR-Bauten sei nicht erfolgreich gewesen.
Deutlich ins Gewicht fällt allerdings, dass der Planer verschiedene Positionen falsch zugeordnet hat. Da die Abrissmaterialien nach Art und Schadstoffbelastung getrennt und entsorgt werden müssen, treibt das die Kosten ebenfalls in die Höhe.
Waren die Kosten unvermeidlich?
Der Planer bedauerte in seinen Ausführungen zwar seinen Fehler, machte aber deutlich, dass die jetzt auf dem Tisch liegenden Kosten von 335.000 Euro so oder so auf die Gemeinde zugekommen wären.
Die Gemeinderäte wollten dieser Argumentation allerdings nicht folgen. André Hettmann (AfD) sagte: „Die Schule ist doch ein Einheitsgebäude, wie es zigfach gebaut und inzwischen auch saniert und abgerissen wurde.“ Dem widersprach der Planer. Da die Schulen von verschiedenen Bau- und Montagekombinaten errichtet worden seien, gebe es auch bei diesen Typenbauten Unterschiede.
Bereits in der Sondersitzung hatten sich die Räte darauf verständigt, dass der Abriss weitergehen müsse, um weiteren Schaden von der Gemeinde abzuwenden. Die Verwaltung sollte die Nachträge aber noch einmal auf Schlüssigkeit prüfen und auch nach Alternativen für die Entsorgung suchen, um möglicherweise so noch Kosten zu minimieren. Dieser Prozess laufe derzeit noch im Bauamt, so Bürgermeister Jörg Hänisch (parteilos) am Montagabend.
Davon unabhängig stimmten die Räte bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen dem vorgelegten Nachtrag zu. Die dafür benötigten Mittel werden durch Umwidmungen im Haushalt bereitgestellt. Gleichzeitig wurde der Bürgermeister beauftragt, eine Anpassung der Fördermittel auf die aktuelle Summe zu beantragen. Der Abriss wird aus dem Brachflächenprogramm zu 80 Prozent gefördert.
Und schließlich stimmten die Gemeinderäte mit ihrem Beschluss auch dafür, dass die Verwaltung prüfen soll, ob die Gemeinde gegenüber dem Planer Schadenersatzansprüche geltend machen kann. Diese sollen dann auch entsprechend angemeldet werden.