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Raus aus der Einsamkeit

Christine Wirth besucht seit Jahren die ASB-Tagespflege. Erst in Radebeul, dann das neue Domizil in Boxdorf. Das ist gerade auch jetzt eine wichtige Abwechslung.

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Christine Wirth und die Leiterin der ASB Tagespflege Boxdorf, Kerstin Wunderlich, beim Spielen auf der Terrasse der Einrichtung.
Christine Wirth und die Leiterin der ASB Tagespflege Boxdorf, Kerstin Wunderlich, beim Spielen auf der Terrasse der Einrichtung. © Arvid Müller

Moritzburg. Am meisten lobt Christine Wirth das Frühstück beim ASB. Sich an den gedeckten Tisch setzen, Wurst, Käse oder Konfitüre wählen und vor allem nicht alleine essen - das gefällt der 79-Jährigen. Die Radebeulerin besucht seit zehn Jahren immer mittwochs die ASB-Tagespflege, ein Betreuungsangebot für pflegebedürftige Menschen, die zu Hause leben.

Die Einrichtung befand sich viele Jahre in einer verwinkelten, zunehmend baufälligen Villa auf der Meißner Straße in Radebeul und zog vor knapp vier Jahren in das neu gebaute ASB-Pflegezentrum an der Boxdorfer Schulstraße um. Auch hier ist der Mittwoch für die Seniorin der Tag, den sie Gesellschaft verbringt. Bei schönem Wetter auf der Terrasse oder beim gemeinsamen Basteln, Singen und kräftigenden Bewegungsübungen.

Gegen 8 Uhr wird sie zu Hause abgeholt und am Nachmittag wieder nach Hause gebracht. Zwischen Frühstück und gemeinsamer Kaffeerunde gibt es viel Abwechslung und Unterhaltung, unterbrochen durch eine Pause nach dem Mittagessen, in der sie sich in einem der gemütlichen Schlafsessel ausruhen kann.

Das Zusammensein mit anderen Menschen ist für viele Pflegebedürftige enorm wichtig, um ihre geistigen und motorischen Fähigkeiten so lange wie möglich zu erhalten. Das wird in der Corona-Pandemie gerade sehr deutlich. Denn ein Jahr Corona-Pandemie bedeutet für viele betagte Menschen auch ein Jahr Isolation.

„Diese Einsamkeit sehen wir mit großer Sorge“, sagt Grit Klee, Leiterin Soziale Dienste bei der Arbeiter-Samariter-Bund Dresden & Kamenz gGmbH. „Nicht nur psychisch erleben die Pflegebedürftigen eine schwere Zeit. Sie erhalten oft keine Förderung, um ihre Fähigkeiten zu erhalten. Wenn demente Menschen kaum Kontakte haben, schreitet die Demenz viel schneller voran.“

Abwechslung und Unterhaltung

Mit diesem Wissen lädt der ASB Pflegebedürftige jetzt verstärkt zu einem Besuch in einer Tagespflege ein. Sie ergänzt die ambulante Pflege und ist eine Alternative zum Leben in einem Pflegeheim. Die betagten Menschen haben Abwechslung und Unterhaltung, sie üben sich im Kommunizieren und bleiben zum Beispiel durch Bewegungsübungen und Gedächtnistraining länger fit. Bei den Mahlzeiten sind sie immer in Gesellschaft, und nötige Pflegeleistungen werden professionell erbracht. Der Tag bekommt so eine feste Struktur.

Eine Tagespflege muss man nicht jeden Tag besuchen, sondern kann sich, wie Frau Wirth, auch für ausgewählte Tage anmelden. „Das ist für pflegende Angehörige eine große Entlastung, denn so haben sie einmal Zeit für sich“, erklärt Grit Klee. „Natürlich werden unsere Mitarbeitenden und die Gäste der Tagespflege regelmäßig auf das Coronavirus getestet.“

Neben der Einrichtung in Boxdorf betreibt die ASB Dresden & Kamenz gGmbH Tagespflegen auch in Radeburg sowie in Cossebaude und Dresden.

Doch wer finanziert den Besuch einer Tagespflege? Das ist gesetzlich geregelt, denn zusätzlich zum Pflegegeld gibt es für alle Menschen mit Pflegegrad den gleichen Betrag für die Tagespflege dazu. Lediglich die Mahlzeiten und einen Obolus für den Besuch der Einrichtung muss jeder selber tragen. Aber auch hier gibt es Möglichkeiten einer anteiligen Rückerstattung. Dazu kann man sich in der ASB-Tagespflege ganz individuell beraten lassen. Auch ein kostenfreier Schnuppertag ist möglich, der Gast zahlt dann nur für die Mahlzeiten. (SZ)