Erntebeginn in Radeburg

Radeburg. In Großdittmannsdorf beginnt am Dienstagmittag wieder die Zeit der Staubwolken. Gleich drei Mähdrescher drehen in der gleißenden Sonne auf einem rund 30 Hektar großen Feld oberhalb des Betriebsgeländes der Agrargenossenschaft Radeburg ihre Runden.
Für den größten Landwirtschaftsbetrieb der Region ist das zugleich der Auftakt zur diesjährigen Ernte. Übrigens ganz termingerecht, wie Heiko Hennersdorf, der Feldbauvorstand der Genossenschaft, im Gespräch mit der SZ sagt. In den letzten drei Jahren war die Wintergerste wetterbedingt immer schon zeitiger vom Feld geholt worden.
Bis zum Mai war der Landwirt diesmal recht zufrieden gewesen. Es gab Regen, nicht zu hohe Temperaturen und schließlich, als diese richtig frostig wurden, Schnee zur rechten Zeit. Frostschäden gab es so keine und das Getreide hatte Zeit, in Ruhe zu wachsen. Doch dann kamen die Tage mit über 30 Grad. „Die Pflanzen haben da auf Sommer umgeschaltet und dichtgemacht. Der Regen danach half dann nichts mehr“, ergänzt Heiko Hennersdorf.
Die Folgen sind an den Ähren zu sehen. Die auf zwei Seiten wachsenden Körner sind sehr klein. „Die eignen sich leider nur als Futtergetreide.“ Auf anderen Schlägen hofft der Landwirt allerdings auf bessere Ergebnisse. „In Reichenberg an der Tankstelle sieht es gut aus und wohl auch in Grünberg.“
Weizen hat es schwer erwischt
Noch schlimmer hat es allerdings den Weizen erwischt. „Vor allem auf den Kuppen sieht der total weiß aus.“ Allerdings, räumt der Feldbauvorstand ein, hätten sich die Preise deutlich nach oben entwickelt. „Was hier bei uns passiert, hat darauf keinen Einfluss, sondern eher Spekulationen an der Börse und das Geschehen in den USA.“ So sei der Preis für Raps zwischenzeitlich regelrecht explodiert und habe eine Höhe erreicht, „die einfach nicht realistisch ist“.

Auf die Erlöse der Agrargenossenschaft Radeburg hat das allerdings nur bedingt Einfluss. „Wir handeln für den Großteil unserer Ernte bereits vorher Verträge aus. Der Preis, zu dem wir abgeschlossen haben, erschien uns gut.“ Was den Raps angeht, hat Heiko Hennersdorf den Anbau drastisch zurückgefahren. „Vor ein paar Jahren war Raps noch wie Gold. Inzwischen ist das nicht mehr das Thema, weil Palmöl billiger angeboten wird.“ Und es gibt einen weiteren Grund: „Im vergangenen Jahr mussten wir siebenmal mit der Spritze durch den Raps fahren. Das sorgt nicht nur für Fragen und Diskussionen, sondern geht auch richtig ins Geld.“ Von ehemals 550 Hektar Raps sind in diesem Jahr nur noch 320 Hektar übrig geblieben, „einschließlich der Flächen in Grünberg“. Bei Roggen, Gerste, Weizen und Mais musste dagegen nur einmal Pflanzenschutzmittel angewendet werden.
Während ein Teil des Getreides unter der Mai-Hitze gelitten hat, entwickelt sich der Mais prächtig. Ganz anders als im Vorjahr. Auch der in diesem Jahr erstmals im Frühjahr auf fünf Hektar gedrillte Sommerroggen habe sich gut entwickelt.
Und noch etwas freut den erfahrenen Landwirt. „Wir haben endlich mal wieder richtig Grünschnitt machen können.“ Zweimal konnten bisher die Wiesen und das extra angebaute Feldgras geerntet werden. „Damit haben wir jetzt einen schönen Silostock.“ In den vergangenen trockenen Jahren hatte das Futter für die Milchkühe der Genossenschaft gerade immer so gereicht oder es musste sogar etwas zugekauft werden. „Momentan sieht es so aus, als könnten wir endlich mal wieder eine kleine Reserve anlegen.“
Futterroggen für die Biogasanlage
Der Futterroggen, der bereits geerntet wurde, als die Ähren geradeso rauskamen, wird dagegen für die eigene Biogasanlage verwendet und für die in Rödern. „Das bringt zwischenzeitlich schon mal etwas Geld rein, denn im Feldbau gibt es das erste sonst normalerweise im August.“
Da nicht nur die geernteten Körner, sondern auch das Stroh am Dienstag trocken genug sind, soll im Anschluss gleich noch die Strohpresse über das Feld fahren. Vorausgesetzt, das Wetter spielt so lange mit.