Görlitz
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Mückenalarm an der Neiße

Am Berzdorfer See ist es gerade besonders schlimm, aber auch anderswo: Die Plagegeister stechen in diesem Jahr zu, wo sie nur können.

Von Gabriela Lachnit
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Eine Mücke saugt Blut aus dem Arm eines Mannes. Die Plagegeister freuen sich über das Schauerwetter und nutzen jede kleine Pfütze zur Vermehrung.
Eine Mücke saugt Blut aus dem Arm eines Mannes. Die Plagegeister freuen sich über das Schauerwetter und nutzen jede kleine Pfütze zur Vermehrung. © dpa/Patrick Pleul (Symbolbild)

Manja Schmidt* hatte es am Dienstagabend eilig, aus dem Garten ihres Vaters zu verschwinden: "Es war nicht auszuhalten mit den vielen Mücken", erzählt die Görlitzerin. Ihre Arme juckten und waren blutig - etliche Mücken hatte die Frau erschlagen, nachdem die Insekten sich an ihr gelabt hatten. Eine laue Dusche schuf Linderung und saubere Haut. 

Egal, ob am Berzdorfer See, an der Neiße, im Stadtpark, im Biergarten oder auf der Terrasse, eine Mückenplage macht den Menschen derzeit zu schaffen. Nach zwei sehr heißen und trockenen Jahren mit sehr wenig Mücken gibt es nun mit lauem Schauerwetter beste Bedingungen für Stechmücken. Warum, das erklärt Dr. Bernhard Seifert. Der Wissenschaftler ist Ameisenforscher am Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz, aber er kennt sich auch mit anderen Insekten aus. 

Eine Wasserpfütze reicht

Mücken nutzen jedes noch so kleine, stehende Gewässer für die Fortpflanzung. "Da reichen ein weggeworfener Autoreifen oder eine Spurrinne, in denen sich  Wasser gesammelt hat", erklärt Bernhard Seifert. Die feuchten Neißewiesen nach dem Hochwasser kürzlich und das warme Wetter boten optimale Bedingungen für Mücken.

Das Weibchen legt etwa 500 winzige Eier in Schiffchen, einer länglich gestreckten Struktur,  auf dem Wasser ab. Daraus entwickeln sich Larven, die sich verpuppen, bevor die neue Mücke schlüpft.  So ein Mückenleben dauert nur wenige  Wochen. Dann gibt es die nächste Generation. Fünf bis sechs können in einem Sommer heranwachsen. "In diesem aber wohl nicht, da es erst im Juni gute Bedingungen für diese Insekten gab", vermutet der Wissenschaftler. 

Mücken wandern ein

Forscher haben längst bemerkt, dass sich mit dem Klimawandel die Tierwelt verändert. Mücken, die in anderen Breiten vorkommen, fühlen sich mittlerweile bei uns heimisch. So ist  in Deutschland die Tigermücke nachgewiesen, die aus Asien stammt. 

Auch Insekten, die Krankheiten wie Geldbfieber, Dengue-Fieber und Zika-Virus-Infektionen übertragen, könnten bei uns künftig eine größere Rolle spielen. So wurden außerhalb ihres Ursprungsgebietes Malaria-Mücken gefunden,  allerdings ohne entwickelten Krankheitserreger. "Das könnte sich aber ändern", sagt Seifert.

Nicht jeder wird gestochen

Bei der Auswahl von Menschen für ihre Blutmahlzeit sind Stechmücken nicht wählerisch. Jeden kann es treffen. Allerdings werden offenbar manche mehr, andere weniger gestochen. "Das hängt von chemischen Eigenschaften des Körpers ab", sagt der Forscher. Aus eigener Erfahrung in der Kindheit weiß er, dass Menschen nach gewisser Zeit Mückenstiche nicht mehr wahrnehmen, weil das eigene Immunsystem reagiert und  die Einstichstelle nicht mehr anschwellen lässt.

Manja Schmidt will abends nicht mehr in den Garten. Sie hofft, dass die Mückenplage bald vorbei ist. Solange es aber warm und feucht ist, bleibt das nur eine Hoffnung.

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