Merken

Müllkutscher mit großem Herz

Michael Schoen aus Löbau sammelt Hilfsgüter für Litauen. Die erste Spende gab die Stadt.

Teilen
Folgen
© www.foto-sampedro.de

Von Markus van Appeldorn

Tische stapeln sich in breiter Front beinahe bis zur Decke der Lagerhalle am Löbauer Güterbahnhof. Gleich daneben türmen sich 200 Stühle auf. Von leichten Gebrauchsspuren abgesehen, sind diese Möbel aus Löbauer Schulen tadellos in Schuss, genau wie einige Schultafeln. Doch ohne Michael Schoen wäre das Mobiliar demnächst wahrscheinlich samt und sonders auf dem Müll gelandet. Aber damit, was weg kann und was noch zu gebrauchen ist, kennt Michael Schoen sich aus. Er fährt bei der Entsorgungsgesellschaft Görlitz-Löbau-Zittau (EGLZ) in Lawalde einen großen Müllwagen. Und er sorgt dafür, dass arme Kinder in Litauen demnächst auf den Schulmöbeln aus Löbau lernen dürfen.

Als leidenschaftlicher Brummifahrer war er zufällig auf den gemeinnützigen Verein „Kinder brauchen unsere Hilfe e.V.“ (KibuH) aufmerksam geworden. „Vor drei Jahren habe ich eine Reportage im Fernsehen über den Verein gesehen“, sagt Michael Schoen. Eine Gruppe von Truckern aus Nordrhein-Westfalen hatte den Verein ins Leben gerufen und bringt nun seit 2006 im Lkw-Konvoi alljährlich Hilfsgüter in Kinderheime, Schulen oder Krankenhäuser nach Litauen. Sogar ein ausgemustertes Feuerwehrfahrzeug haben die großherzigen Trucker schon ins Baltikum gebracht.

Michael Schoen beschloss: Da mache ich mit! Einen Hilfstransport hat er bereits begleitet. Jetzt hat er in Löbau eine eigene Station des Hilfsvereins gegründet und sammelt Güter für den nächsten Konvoi, der Ende Mai startet. Die Ostsächsischen Eisenbahnfreunde Löbau (OSEF) haben ihm dafür kostenlos die Lagerhalle im Güterbahnhof überlassen. Tische und Stühle hat er bereits aufgetrieben. Aber in der Halle ist noch sehr viel Platz. Gebraucht wird alles. Denn obwohl Litauen mittlerweile zur EU gehört, sind die Menschen dort weit vom Standard Westeuropas entfernt. „In der Hauptstadt Vilnius sieht es aus wie in einer modernen westeuropäischen Stadt“, sagt Michael Schoen, „aber auf dem Land wohnen viele Menschen noch in einfachen Holzhäusern.“ Viele Schulen, Kinderheime oder Krankenhäuser seien in einem bedauernswerten Zustand. Peter Dittmar, Vorsitzender des Vereins KibuH, schildert, was Spenden bewirken: „Wir haben mit einem Konvoi mal gespendete Baustoffe wie Fliesen, Farben und Putz gebracht. Damit haben die Menschen in der Kleinstadt Elektrenai die Toiletten des Gymnasiums saniert. Und aus den Resten haben die Kinder noch ein großes Mosaik angefertigt.“

Auf der Wunschliste von Michael Schoen stehen nun Kinderkleidung, Waschmittel, Hygieneartikel und auch Fahrräder, Rollstühle, Rollatoren, Krankenbetten und saubere Matratzen sind willkommen. Ein ganz großer Wunsch wäre ein Achtsitzer-Bus für ein Kinderheim. Auch Möbel können die Helfer noch brauchen, müssen aber eine Einschränkung machen: „Es müssen Echtholzmöbel sein“, sagt Schoen, „Möbel aus Spanplatten bekommen wir nicht heil rüber.“

Am 29. Mai werden die Hilfsgüter in Löbau verladen. Wer etwas spenden möchte, kann sich bis dahin bei Michael Schoen melden. „Wir sammeln aber keinen Sperrmüll“, sagt er. Dafür ist er zwar auch zuständig. Dann allerdings mit seinem großen Lastwagen von der EGLZ.

Kontakt: Michael Schoen Tel. 0172-6028500