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Muggen mit den Profis

Schüler des Bischofswerdaer Goethe-Gymnasiums stehen jetzt mit Berufsmusikern auf der Bühne. Das soll beiden Seiten etwas bringen.

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© Rocci Klein

Von Nicole Preuß

Bischofswerda. Die einen lernen viele Jahre ein Instrument, besuchen die Spezialschule, vertiefen ihr Können in einem Musikstudium und stehen dann, im Idealfall, mit anderen Berufsmusikern auf der Bühne. Die Schüler der 8. Klasse des Goethe-Gymnasiums in Bischofswerda gehen gerade einen anderen Weg. Sie geben schon jetzt mit Musikern des Kammerorchesters der Neuen Lausitzer Philharmonie ein Konzert.

Antonia, Annabell, Birk und ihre Klassenkameraden proben für den Auftritt eine Woche lang. Sie haben das Spiel auf ihren Instrumenten in der Spezialausbildung des Goethe-Gymnasiums gelernt. Schülern wird dabei ermöglicht, ein Instrument neben dem Unterricht zu lernen und sich auch im Ensemble auszuprobieren. Antonia und Annabell spielen eigentlich Keybord. Sie werden im Konzert am Freitag aber im Percussionbereich zu erleben sein. Birk lernt bereits seit einigen Jahren Bassgitarre und wird im Konzert ebenfalls mitspielen. „Das ist schon was Besonderes“, sagt der 14-Jährige. „Wir haben zuvor zwar in Ensembles gespielt, aber in so großer Besetzung noch nicht.“

Das Orchester setzt sich aus Schülern der 8. Klasse und Profimusikern aus Görlitz zusammen. Der Verein Philharmonische Brücken organisiert solche Projekte regelmäßig im Kreis Görlitz, er ist auf Initiative der Musiklehrerin Cornelia Symank nun zum ersten Mal damit im Kreis Bautzen unterwegs. Martin Bandel ist Solofagottist in der Neuen Lausitzer Philharmonie und überrascht vom Potenzial in Bischofswerda. „Es gibt hier auffallend viele Kinder und Jugendliche, die ein Instrument spielen“, sagt er. Der Verein hat deshalb ein Projekt entwickelt, das die Möglichkeiten nutzt. Martin Bandel und seine Musikerkollegen studieren mit den Schülern in drei Tagen Stücke ein, die sie sich zum Teil gewünscht haben. So wird zum Beispiel die Filmmusik der Fantasie-Serie „Game of Thrones“ aufgeführt. Dazu kommt ein mitreißendes Klezmer-Stück.

Zudem werden die Schüler ein Experiment in Sachen Improvisation wagen. Ein Schauspieler entwickelt mit den Jugendlichen, die kein Instrument spielen, ein Theaterstück. Die Gymnasiastin Pauline Dreier hat sich dafür entschieden. „Wir haben nur einen groben Ablauf und entwickeln Emotionen, die wir darstellen wollen“, sagt die Schülerin. Die Musiker begleiten das Theaterspiel mit ebenfalls improvisierter Musik. Fagottist Martin Bandel ist immer wieder verblüfft, was in der kurzen Probezeit geschafft werden kann. „Es ist erstaunlich, was die Schüler in der Zeit immer wieder auf die Beine stellen“, sagt er.

Die Schüler und die Musiker verbindet aber nicht nur die Probenzeit, sondern vor allem das Konzert, das zwingend am Ende eines solchen Projekts steht. „Unser grundsätzliches Bestreben ist die Identifikation mit der Musik“, sagt der Musiker. Er hat die Erfahrung gemacht, dass Jugendliche erst einmal wenig mit Sinfonieorchestern anfangen können. Schulkonzerte können nur wenige Hemmungen abbauen, weil die Kinder und Jugendlichen sich von der Musik auch einfach nur berieseln lassen können. „Wenn sie aber beteiligt sind, lernen sie auf viel feinere Mechanismen zu hören, als sie es vom Musikkonsum bisher gewohnt waren“, sagt er. Diese Einstellung greift auch auf Stücke über, die gar nicht gemeinsam erarbeitet wurden. So werden die Musiker auch ein Streichtrio von Joseph Haydn und eine Violinenmeditation von Jules Massenet aufführen. Antonia, Annabell und Birk haben bereits aus den Proben einiges mitgenommen. „Die Musiker geben einem Tipps, wie man manches besser spielen könnte“, sagt Annabell. Und Eltern und bestimmt auch Freunde werden beim Konzert in der Aula dabei sein.

Konzertabend in der Aula des Goethe-Gymnasiums am Freitag, 19 Uhr. Eine Karte kostet 10 Euro. Jugendliche bis 16 Jahre zahlen keinen Eintritt.