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Musikschule auf der Straße

Die angestammten Räume in Dippoldiswalde sind aus Sicherheitsgründen gesperrt. Warum Neue so schwer zu finden sind.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Dippoldiswalde. Die Kunst- und Musikschule hat seit 2014 kein richtiges Zuhause mehr. Ihr Sitz war bis dahin im Obergeschoss des Kulturzentrums Parksäle. Diese Räume wurden damals wegen Mängeln bei der Brandsicherheit kurzfristig geschlossen zusammen mit dem großen Saal. Den Saal hat die Stadt brandschutztechnisch saniert. Die Musikschulräume sind aber weiterhin für den Aufenthalt gesperrt. „Ich gehe regelmäßig ins Büro, höre den Anrufbeantworter ab und sehe nach der Post. Aber arbeiten darf ich dort nicht“, sagt Schulleiterin Philina Gläser. Die Unterrichtsräume und das Lehrerzimmer im Kulturzentrum liegen seitdem verwaist.

Der Musikschulbetrieb geht aber weiter, wenn auch unter erschwerten Bedingungen. Seit drei Jahren zieht die Schule quasi in der Stadt umher. Sie hat Geschäftsräume in der Kleinen Wassergasse angemietet für den Keyboard-, Klavier- und Gitarrenunterricht. In der Oberschule Dippoldiswalde werden Violine, Flöte und Violoncello unterrichtet, in der Alten Pforte Schlagzeuge und Violine. Im Gymnasium in Dipps finden Klavier-, Violin- und Trompetenunterricht statt. Der kleine Parksaal steht für Harfe, Violoncello und die Orchesterproben zur Verfügung. Außerhalb von Dippoldiswalde gibt es Unterricht im Seeblick in Paulsdorf sowie in der Schule in Obercarsdorf, im Bürgerhaus in Schmiedeberg und in Altenberg in der Grundschule sowie in einem Raum neben dem Tourismusbüro.

Die Kunst- und Musikschule ist ein Verein, an dessen Spitze die Dippser Unternehmerin Annegret Reichel steht. Unter dem Dach des Vereins unterrichten vier angestellte Lehrer und 17 Honorarkräfte rund 250 Schüler. Der Vorstand bemüht sich seit Jahren darum, wieder ein festes Domizil für die Schule zu bekommen. Denn im jetzigen Zustand ist der Musikschulbetrieb schwierig zu organisieren. „Für Konzerte müssen wir die Instrumente aus den verschiedenen Standorten heranholen. Das bedeutet logistischen Aufwand“, sagt Annegret Reichel. „Früher haben sich die Lehrer im Lehrerzimmer getroffen. Dieser Kontakt ist auch schwieriger geworden“, ergänzt die Schulleiterin. Sie macht sich vor allem Sorgen, dass Lehrer abspringen wegen der schwierigen Bedingungen.

Daher haben sich die Vorstandsmitglieder schon verschiedene Möglichkeiten angesehen. Aber das ist nicht einfach. „Eine Wohnung reicht für uns nicht“, sagt Gläser. „Wir brauchen zehn Räume. Weniger löst unser Problem nicht.“ Dazu sollte die Nachbarschaft auch damit klarkommen, wenn die Musikschüler einmal schräge Töne spielen. Weiter sollte das Gebäude einigermaßen zentral liegen und für die auswärtigen Schüler mit dem Bus unkompliziert zu erreichen sein. Meistens scheitert eine Nutzung am gleichen Problem, wegen dem auch die Räume in den Parksälen gesperrt wurden: Die Brandschutzvorgaben sind nicht erfüllt. Es müsste erst ein zweiter Fluchtweg gebaut werden. Das würde ähnliche Kosten bedeuten wie eine Sanierung der Räume im Kulturzentrum. Aus Vereinsmitteln wäre ein solcher Umbau nicht zu bezahlen.

Finanzielle Basis des Vereins sind die Einnahmen aus dem Unterricht, Fördergelder, die das Land Sachsen und der Kulturraum für Musikschulen geben sowie Spenden. 30 Minuten Einzelunterricht pro Woche kosten beispielsweise monatlich 44,25 Euro für Schüler ohne eigenes Einkommen. Wer selbst verdient, muss 52 Euro im Monat bezahlen.

Zusätzliche Unterstützung kommt auch von dem Verein der Freunde und Förderer der Kunst- und Musikschule Dippoldiswalde, der im vergangenen Herbst gegründet wurde. Er organisiert zu den Sommer- und Weihnachtskonzerten einen Kuchenbasar und stellt den Erlös dem Schulverein zur Verfügung. Auch sammelt er Spenden. Damit werden Projekte für die Schule unterstützt.