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Musikschule im Homeoffice

Der Instrumentalunterricht ist derzeit nur online möglich. Aber dabei gibt es Grenzen.

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Seit Mitte März gibt es Instrumentalunterricht aus der Ferne. Dafür haben die Lehrer ihr häusliches Musikzimmer in eine kleine Musikschule umgewandelt. Hier gibt Andreas Berger (links) Max Stubenrauch Trompetenunterricht.
Seit Mitte März gibt es Instrumentalunterricht aus der Ferne. Dafür haben die Lehrer ihr häusliches Musikzimmer in eine kleine Musikschule umgewandelt. Hier gibt Andreas Berger (links) Max Stubenrauch Trompetenunterricht. © Dagmar Doms-Berger

Von Dagmar Doms-Berger

Döbeln. In wenigen Minuten beginnt der Trompetenunterricht für den 13-jährigen Max Stubenrauch. Wegen Corona entfällt der Anfahrtsweg von Erlau in die Musikschule Döbeln. Denn die Musikschule ist im Homeoffice.

Nur einen Knopfdruck später ist Max mit seinem Trompetenlehrer verbunden. Online-Unterricht via skype heißt die Alternative. „Wir geben seit 18. März digitalen Unterricht. An der Musikschule Döbeln wird bis auf Weiteres, zunächst bis zum 3. Mai, kein regulärer Unterricht stattfinden“, sagt Margot Berthold, Leiterin der Musikschule Mittelsachsen. Mit Videos, Telefonaten und Online-Unterricht bleiben die Lehrer kreativ und musikalisch mit ihren Schülern in Verbindung. Rund 65 bis 70 Prozent des Unterrichts seien auf diese Weise abgedeckt, so Berthold.

Für den Online-Unterricht via Skype braucht es zwar nicht viel, wichtig aber ist eine stabile Datenleitung. Wo die nicht zur Verfügung steht, nehmen die Schüler ein Video auf und schicken es ihrem Lehrer.

Nach anfänglicher Skepsis ist Gitarrenlehrer Thomas Keilhauer überzeugt, dass es mit dem Video-Dienst funktioniert. In der vergangenen Woche hat er etwa die Hälfte seiner Schüler auf diese Weise unterrichtet. Es klappt aber nicht mit jedem Schüler, meint er. Seine jüngsten Schüler seien fünf Jahre alt. In diesem Alter sei es schwierig, Technik und Spielen unter einen Hut zu kriegen, mit den Achtjährigen gelinge es besser. „Während man normalerweise die Finger der Kleinen selbst an die richtige Stelle legt und damit korrigiert, muss man im Online-Unterricht ganz viel erklären, was aber viel länger dauert“, so der Gitarrenlehrer.

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Natürlich hat es ein wenig Zeit gedauert, bis sich Schüler und Lehrer eingerichtet hatten und die Startschwierigkeiten überwunden waren. Nach ein paar Tagen hatten sich Technik, Schüler und Lehrer zusammengefunden. Und ein paar unkonventioneller Maßnahmen bedurfte es auch, sagt Trompetenlehrer Andreas Berger. „Da sich mein Musikzimmer zentral im Haus befindet, hatte anfangs die ganze Familie etwas vom Musikunterricht. Ein Dauerzustand aber war das nicht.“ 

Als Notlösung dienen nun schallschluckende Steppdecken, die vor der Zimmertür hängen, um den Lärm zu dämpfen. Der Unterrichtsablauf sei aber Technik bedingt anders. „Steht der Schüler neben mir, kann ich sofort abbrechen und korrigieren. Online funktioniert das aber nicht. Bei der Video-Übertragung schwankt die Datenmenge und die Musik kommt nur mit Zeitverzögerung an“, so Berger. Es kommt ebenso vor, dass die Verbindung ganz abbricht, der Bildschirm schwarz bleibt. Dann geht es für einige Minuten per Telefon weiter, bis das Programm wieder funktioniert. Trompetenschüler Max findet den digitalen Unterricht bis jetzt in Ordnung.

An der Unterrichtszeit hat sich für ihn nichts verändert. Die ist am selben Tag zur selben Stunde wie in normalen Zeiten. Dass es gut funktioniert, bestätigt auch Vater Thomas Stubenrauch und ist sich aber mit Trompetenlehrer Andreas Berger einig: Der Online-Unterricht kann den Eins-zu-Eins-Unterricht nicht ersetzen und es zeigt, wie wertvoll der persönliche Unterricht zwischen Schülern und Lehrern ist. In Zeiten von „Social Distancing“ sei der digitale Unterricht aber besser als gar nichts und er bietet seinem Sohn den Anreiz, weiter zu üben und dranzubleiben, so Stubenrauch.

Was aber Schüler und Lehrer vermissen, ist das musikalische Zusammenspiel. Das ist via Skype nicht möglich. Das betrifft bereits den Einzelunterricht, in dem Schüler und Lehrer gemeinsam spielen und erst recht die Orchester- und Chorproben. Hier stößt der digitale Unterricht an seine Grenzen. Die Proben für Orchester, Ensemble, Chor sowie Tanz müssen daher ausfallen. Die Freude auf eine normale Zeit ist auf beiden Seiten groß. Zumal auch die vielen Auftritte in den kommenden Wochen und Monaten nicht stattfinden werden. Das Jugendblasorchester wollte in Paris spielen und in Döbelns Partnerstadt Heidenheim. Es wird kein Sommerfest stattfinden, und keinen Tag der offenen Tür an der Musikschule in Döbeln geben können. „Die öffentliche Präsenz, die für unsere Arbeit so wichtig ist, entfällt“, sagt Margot Berthold.

Ist der Unterricht nicht oder nur teilweise möglich, will die Musikschule versuchen, die Unterrichtsstunden nachzuholen, sobald die Corona-Pandemie wieder einen normalen Unterricht zulässt, auch in den Sommerferien. Für den Fern-Unterricht mussten die Eltern ihr schriftliches Einverständnis geben. Die Musikschulgebühren für die Kinder laufen normal weiter. Wo der Unterricht nicht möglich ist, werden die Gebühren neu berechnet. Eltern müssen hierfür keinen gesonderten Antrag auf Rückerstattung stellen. Die Musikschule Döbeln hat 600 Schüler, die von vier festangestellten Lehrern und 30 Honorarlehrern unterrichtet werden.

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