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Mutmacher nach italienischem Vorbild

Weil sie zurzeit nicht gemeinsam proben können, suchten Chor-Mitglieder aus Königswartha nach einer Alternative - und bekommen dafür viel Lob.

Von Franziska Springer
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In Zeiten der Corona-Krise müssen die Chorproben ausfallen. Doch der Paulus-Chor aus Königswartha macht trotzdem gemeinsame Sache - und anderen Mut mit einem Lied.
In Zeiten der Corona-Krise müssen die Chorproben ausfallen. Doch der Paulus-Chor aus Königswartha macht trotzdem gemeinsame Sache - und anderen Mut mit einem Lied. © Screenshot

Königswartha. Über 2.000 Aufrufe in nur vier Tagen , dazu Kommentare mit  viel Lob – so manch aufgehender Stern am Youtube-Himmel mag sich diese Art von Aufmerksamkeit am Karrierestart wünschen. Umso erstaunlicher, dass es ein Kanal mit dem pragmatischen Namen "Kirche Königswartha" ist, der zurzeit die Herzen von Nutzerinnen und Nutzern der Video-Plattform erobert. Das klingt zunächst nicht nach Pop und Glamour, trifft aber offenbar den Zeitgeist.

Besonders erfolgreich: Ein Video mit dem Titel "NICHTabgesagt - Du bleibst in meiner Hand". Zu sehen sind auf vielen einzelnen Kacheln, wie manch einer sie derzeit aus täglichen Videokonferenzen kennt, 33 Menschen. Die meisten von ihnen sind allein, viele in geschlossenen Räumen, nur wenige draußen im Freien. Es sind Mitglieder des Paulus-Chors aus Königswartha. Und sie fachsimpeln nicht, sie singen.

Kein trauriges Lied

Initiator und Kirchenmusiker Norbert Binder erklärt, was hinter dem Video steckt: "Der Paulus-Chor probt seit zehn Jahren einmal wöchentlich, unterbrochen nur von den Schulferien. Durch Corona können wir uns derzeit nicht zum gemeinsamen Singen treffen. Ein Chormitglied von uns hat ein vergleichbares Video aus Italien gesehen und vorgeschlagen, dass wir mit so einer Aktion doch auch Mut machen könnten."

Parallel dazu habe die Kirchgemeinde an ihn als freiberuflichen Kirchenmusiker den Vorschlag herangetragen, die Corona-Krise mit einem medialen Angebot zu überbrücken, um nicht alle Umsätze einbüßen zu müssen. Die Idee war geboren.

Als nächstes galt es, ein passendes Lied für die Aufnahme auszuwählen. Er habe sich dabei am Repertoire des Chores und auch an den Vorschlägen seiner Chormitglieder orientiert, sagt Binder. "Jemand schlug zum Beispiel vor, 'Oh happy day' zu singen. Das erschien mir zu lustig-positiv. Aber ein dunkles, trauriges Lied sollte es auch nicht sein", erzählt Norbert Binder.

Er stieß auf "Du bleibst in meiner Hand", ein Lied, das der Chor im Rahmen eines Musicals schon häufig zum Besten gegeben hatte. "Im finstern Tal gehst du nie allein, ich werde immer mit dir sein", heißt es darin. "Dieses Lied passt vom Text her gut und ist auch allein nicht so schwer zu singen", sagt Norbert Binder. Außerdem lag von jeder Stimme eine Playback-Version vor.

Fortsetzung folgt – vielleicht

Reichlich die Hälfte aller Chormitglieder folgte Binders Aufruf und produzierte Videos mit Soloaufnahmen. Binder selbst ist dirigierend im fertigen Song zu sehen. Rund drei Tage brauchte er anschließend, um die 32 Ton- und Videospuren zu sichten und digital zu bearbeiten. Daraus schnitt er das fertige Video zusammen. Das war "wirklich enorm viel Arbeit – zumal ja teils auch die Qualität sehr schlecht war", berichtet er.

Dem fertigen Werk merkt man das nicht an. Im Gegenteil: "Die Leute finden das toll", sagt der Chorleiter, den schon viel Lob aus verschiedenen Ecken Deutschlands erreicht hat. Ob er sich vorstellen könne, ein weiteres Video zu produzieren? "Das hängt davon ab, wie lange die Corona-Krise noch dauert", sagt er und lenkt prompt ein: "Wenn wirklich viele Klicks kommen und uns noch ein neuer Dreh einfällt, machen wir das vielleicht nochmal." Wie viel "wirklich viele Klicks" sind, will Binder allerdings dann doch nicht verraten.

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