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Immer noch kein Fahrradparkhaus

Die Stadt will dafür eine Fläche am Schlesischen Platz kaufen. Die Bahn steht aber auf der Bremse.

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© René Meinig

Von Christoph Springer

Es hat nicht lange gedauert: Erst hat Konrad Krause mit einem Gratis-
computerprogramm einen Quader gezeichnet. Eine Tür rein, ein paar Fenster, drinnen Stellplätze für etwa 170 Fahrräder und einen Ticketautomaten, fertig. Einen Tag später hat er den Quader auf ein Internetbild des Schlesischen Platzes gepackt und schon hatte Dresden sein erstes Fahrradparkhaus. Rechteckig, praktisch, gut.

© Konrad Krause

So schnell geht das in Wirklichkeit natürlich nicht. Schon gar nicht in Dresden. Die Stadt hat kein einziges Fahrradparkhaus, obwohl seit mehr als eineinhalb Jahrzehnten darüber diskutiert wird. Auch passende Plätze sind längst ausgemacht. Wenigstens vor dem Bahnhof Dresden-Neustadt und am Hauptbahnhof sind dringend Lösungen gefragt. Doch sichtbar passiert ist bisher nichts. Immer, wenn die Stadt oder andere Anbieter neue Fahrradbügel montieren, sind sie im Nu belegt und es fehlt weiter an Stellplätzen. Wie auf dem Schlesischen Platz, auf dem der Landesgeschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs in Sachsen seinen Parkhaus-Entwurf auf eine der Stirnseiten gerückt hat. Fast an gleicher Stelle plant die Stadt seit Jahren eine Fahrradstation, vielleicht sogar mit einer kleinen Werkstatt. Doch das Gründstück mit einer Autovermietung darauf gehört noch immer der Bahn.

Besonderes Engagement für den Radverkehr ist seit jeher ein Anliegen der Grünen. Deshalb überrascht es nicht, dass Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) bei Facebook auf die Pläne des ADFC-Geschäftsführers aufmerksam geworden ist. „Aber wenn man das da schon macht, dann doch richtig. Nicht für 170 Räder. Wir versuchen doch weiterhin, ans Grundstück der DB zu kommen“, kommentierte er den Entwurf von Konrad Krause. Die Verantwortlichen der Bahn bestätigen die Interessensbekundung aus dem Dresdner Rathaus. Pressesprecher Jörg Bönisch kündigt an, dass die gesamte Fläche zwischen den Gleisen und der Dr.-Friedrich-Wolf-Straße zur Disposition steht. Die Frage ist nur, wann es so weit ist. „Die Entbehrlichkeitsprüfung der nachgefragten Fläche ist noch nicht abgeschlossen“, teilte er mit. „Eine frühere Prüfung war aufgrund von Umbaumaßnahmen im Knoten Dresden nicht möglich.“

Auf einen Zeitraum, in dem geprüft werden soll, welche Fläche tatsächlich entbehrlich ist, mag sich die Bahn auch auf konkrete Nachfrage hin nicht festlegen. „Die Stadt wird über den Termin der Ausbietung informiert“, lässt Bönisch lediglich wissen. Das heißt, Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain bekommt Post von der Bahn, sobald die Entscheidung gefallen ist.

Die Verkehrsplaner aus dem Rathaus haben also noch Zeit für ihre Machbarkeitsstudie zum Fahrradparkhaus am Neustädter Bahnhof. Dazu gehören laut dem Baubürgermeister unter anderem eine Potenzialabschätzung und Untersuchungen zu einem Betreiber- und Finanzierungsmodell.

Der ADFC ist da schon weiter. Vorstand Nils Larsen hat vor und hinter dem Bahnhof 274 offizielle Fahrradstellplätze gezählt. Dabei werden viel mehr gebraucht. Bereits im Januar vor zwei Jahren standen rund um den Bahnhof an allen möglichen und unmöglichen Stellen 370 Fahrräder. „Bei null Grad und Regen“, erinnert sich Larsen an die Zählung. Im Mai bei 16 Grad und leicht bewölktem Himmel waren es 437. Gute Stellplätze locken weitere Fahrradfahrer an, sind die ADFC-Verantwortlichen überzeugt. Deshalb steigen sie mit einer vierstelligen Zahl in die Diskussion um ein Parkhaus ein. Es müsste 1250 Stellplätze haben, meint der ADFC. Drinnen kostet es dann Geld, sein Fahrrad abzustellen, draußen gibt’s weiter Gratisstellflächen.

Bei der Europäischen Woche der Mobilität waren Fahrradparkhäuser im vergangenen Jahr Diskussionsthema. Derzeit gibt es aber keine Gespräche darüber zwischen der Stadt und dem ADFC. Nils Larsen geht davon aus, dass das ein schlechtes Zeichen ist und die Stadt in diesem Jahr nicht mehr mit einer Antwort der Bahn zum Ergebnis der sogenannten Entbehrlichkeitsprüfung rechne.

Deshalb bleibt ADFC-Landesgeschäftsführer Konrad Krause bei seinem Vorschlag. „Ich bin für den Spatz in der Hand“, antwortete er auf Schmidt-Lamontains Kommentar zu seiner Visualisierung. „Und wenn wir dann in 15 Jahren das Grundstück von der Bahn herverhandelt haben, womöglich noch eine Altlastensanierung durch haben, ausreichend Geld im Haushalt steht und sich zwischenzeitlich nicht die politischen Mehrheiten gegen eine Radstation entschieden haben, dann bauen wir dort für 2 000 Räder“, feuert er die Stadtverwaltung an.