Bischofswerda
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Nach dem Sturm ist vor dem Käfer

Die Aufräumarbeiten am Valtenberg gleichen einem Wettlauf gegen den Borkenkäfer. Waldbesitzer werben dafür um Verständnis bei Wanderern.

Von Franziska Springer
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Bevor der Borkenkäfer wieder aktiv wird, muss gefährdetes Schadholz aus dem Forst geschafft werden. Maschinen dafür sind derzeit rar.
Bevor der Borkenkäfer wieder aktiv wird, muss gefährdetes Schadholz aus dem Forst geschafft werden. Maschinen dafür sind derzeit rar. © Carmen Schumann

Neukirch. „Willst du den Wald vernichten, pflanze nichts als Fichten“, rät der Volksmund. Wie ernst der lockere Reim im Kern ist, zeigt sich derzeit gut an der höchsten Erhebung im Landkreis Bautzen. Am Valtenberg, dessen Wald zu gut 65 Prozent aus dem schnell wachsenden und anspruchslosen Nadelholz besteht, lässt die Fichte den Forstbesitzern keine Verschnaufpause. Folgen hat das auch für Wanderer.

Nach Dürre, Stürmen und Schneebruch tobte zuletzt mit Eberhard erneut ein Sturmtief über den Gipfel. Rund 800 Festmeter Holz fielen dem Wind dabei allein auf den rund 650 Hektar Revier von Konrad von Posern zum Opfer. Was davon noch verwertbar ist, kann er derzeit allenfalls mit hohen Verlusten verkaufen. Der Holzmarkt ist übersättigt, die Aufarbeitung teurer als gewöhnlich. „Wir laufen nunmehr dem Schaden nach“, fasst er zusammen.

Ein Problem, das auch sein Forstnachbar Wilderich Graf von Schall-Riaucour nur zu gut kennt. Die beiden Stürme allein in diesem Jahr haben in seinem Waldstück Vermögen im Wert von einer Million Euro vernichtet. Für ihn eine Katastrophe. „Wir Waldbesitzer stehen mit dem Rücken zur Wand“, sagt er.

Maschinen laufen bei jedem Wetter

Doch nicht nur finanzielle Verluste machen den Waldbesitzern zu schaffen. Argwöhnisch schauen sie derzeit auch auf das steigende Thermometer. „Sobald über einen längeren Zeitraum 16 Grad herrschen, wird der Borkenkäfer wieder aktiv“, erklärt von Posern. Etwa 90 Prozent der Käferpopulation aus dem vergangenen Jahr habe den milden Winter überstanden, schätzt er. Die schwärmen nun bald aus zur Brut. Aus einem befallenen Baum können dabei so viele Käfer kriechen, dass nach einer Saison bis zu 8 000 weitere Bäume befallen sein könnten. Dem wollen die Waldbesitzer zuvorkommen, indem sie geschwächtes Holz schnellstens aus dem Wald schaffen. „Damit die Käferplage über die Jahre nicht noch schlimmer wird, ist die derzeit wichtigste Strategie, den Wald intensiv zu säubern“, erklärt von Schall.

Doch auch das gestaltet sich schwierig. „Da ganz Sachsen von diesem Problem betroffen ist, bekommt man derzeit keine Maschinen, um das Holz herauszuholen“, sagt Graf von Schall. Er selbst beschäftigt im April drei Unternehmer – zwei davon kommen eigens aus Bayern. Aller 14 Tage durchstreift der Förster den Wald, um Neubefall zu dokumentieren. Ähnlich handhabt es von Posern. Um den Wald maschinell vom Bruchholz zu reinigen, werden zunächst die Wege freigeschnitten. Dann kommt schweres Gerät zum Einsatz. Im Fall großer, befallener Flächen ist der Harvester nötig, bei einzelnen Bäumen reicht ein Rückezug. An den Waldwegen geht das nur spurlos vorbei, wenn es während des Einsatzes absolut trocken bleibt. Die Forstbesitzer können darauf keine Rücksicht nehmen. „Die Maschinen müssen bei jedem Wetter laufen, um dem Problem Herr zu werden“, wirbt von Schall um Verständnis. Von Posern stimmt ihm zu: „Die drohenden Folgeschäden sind so gravierend, dass wir keinesfalls auf besseres Wetter warten können.“ Frühestens im Herbst rechnen beide damit, etwaige Wegeschäden beseitigen zu können. Denn auch die Bücher der Bauunternehmen sind voll.

Für den Augenblick rät von Posern bei Waldspaziergängen ohnehin zur Vorsicht: „Der Forst ist sehr instabil, überall hängen Bäume“, warnt er. „Grundsätzlich sollte man Acht nach oben geben. Bei Wind würde ich den Wald derzeit nicht betreten.“