Merken

Nach der Geburt auf Entzug

In sächsische Geburtskliniken kommen immer mehr drogenabhängige Schwangere. Deren Babys kommen schon mit Entzugserscheinungen zur Welt. Für zusätzliche Probleme sorgt die Droge Crystal.

Teilen
Folgen
© dpa

Leipzig/Dresden. Die Zahl der Babys, die in Sachsen wegen Drogensucht der Mutter mit Entzugserscheinungen zur Welt kommen, nimmt zu. Für die Kinder beginnt das Leben mit einer Entgiftung. Sie müssen mit Ersatzpräparaten entwöhnt werden.

Im Dresdner Universitätsklinikum ist die Zahl der betroffenen Babys in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen: Im Jahr 2012 seien 20 „Drogen-Babys“ geboren worden - fast doppelt so viele wie im Jahr zuvor, sagte ein Sprecher. Allein im ersten Quartal 2013 seien sieben weitere behandelt worden. In Leipzig waren laut einem Bericht der „Leipziger Volkszeitung“ (Donnerstag) von 2009 bis Ende 2013 im St.-Georg-Klinikum 83 Babys betroffen. Angefangen habe es 2009 mit acht, 2013 seien bereits 24 Babys mit Abstinenzsyndrom geboren worden. Im Universitätsklinikum setzt sich der Trend dem Bericht zufolge fort. Dort seien in den vergangenen fünf Jahren 78 betroffene Kinder gezählt worden.

Ärzte müssen Abhängigkeit erst mal erkennen

Die Sprecherin des Städtischen Klinikums Görlitz schildert eine ähnliche Entwicklung. Dort kamen im vergangenen Jahr sechs Babys mit Entzugserscheinungen zur Welt. Zuletzt habe es drei Fälle beinahe gleichzeitig gegeben. „Wenn vor einigen Jahren ein Kind nach der Geburt einen Krampf hatte, hätte niemand sofort an Drogen gedacht. Inzwischen müssen die Ärzte die Möglichkeit immer in Betracht ziehen“, sagte die Sprecherin. Symptome sind neben Krämpfen auch schrille Schreie oder Schwitzen.

Viele der drogenkranken Mütter sind nach Angaben der Ärzte abhängig von Crystal. Die Droge macht oft schon nach dem ersten Konsum süchtig und gilt in Sachsen als wachsendes Problem. Das Ausmaß der Langzeitschäden für die Babys durch den Stoff ist noch nicht bekannt.

Geburten bei drogenkranken Frauen stellten alle Beteiligten vor eine große Herausforderung. Die Ärzte, die das Problem der Mutter erkennen müssen, wenn sie es nicht von selbst anspricht; und Mutter und Kind, deren Bindung dadurch erschwert wird, dass die Frauen das Kind auf Entzug nicht stillen dürfen. Oftmals müssen die Kliniken das Jugendamt hinzuziehen, um zu klären, wie es nach der Entlassung mit den Babys weitergeht. (dpa)