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Nach Dresden im Zehn-Minuten-Takt

Die Stadt Wilsdruff möchte bessere Busverbindungen in die Landeshauptstadt. Doch das dürfte nicht so leicht werden.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Maik Brückner

Wilsdruff/ Dresden. Wilsdruff profitiert von der Entwicklung Dresdens. Weil dort Wohnen immer teuerer wird, bauen sich viele Dresdner ihr Häuschen in der 14 000-Einwohner-Stadt. Auch für Unternehmen ist die Stadt, die von zwei Autobahnen tangiert wird, attraktiv. Die Flächen in den Gewerbegebieten sind so gut wie alle verkauft. Wilsdruff wächst so stark, dass hier sogar ein neues Gymnasium entstehen kann. Dieses wurde in diesem Jahr gegründet und wird 2019 einen Neubau beziehen.

Trotz dieser Entwicklung gibt es eine Sache, mit der Bürgermeister Ralf Rother (CDU) nicht zufrieden ist: die Anbindung seiner Stadt an den öffentlichen Nahverkehr der Großstadt Dresden. „Zwischen Wilsdruff, Grumbach, Kesselsdorf und Dresden pendeln vor allem aufgrund unserer hohen Arbeitsplatzdichte – aktuell gibt es über 6 500 Arbeitsplätze – täglich etwa 15 000 Personen“, sagt der Rathauschef. Die Pendlerströme von und nach Dresden halten sich etwa die Waage. Die allermeisten Pendler fahren allerdings mit dem Auto. Nach Berechnungen der Stadt nehmen nur 6,5 Prozent den Bus. Das ist zu wenig, sagt Rother. Und das hat einen Grund. Das Angebot stimme nicht, so Rother.

Zwar wurden die Linien 333 und 424 vor einiger Zeit zu sogenannten Plusbussen aufgewertet und verkehren nun in kürzerer Taktfolge. Doch das könne nur als Anfang gewertet werden, sagt Rother. Er wünscht sich vor allem eine Schnellbuslinie, die Wilsdruff im Zehn-Minuten-Takt mit dem Dresdner Hauptbahnhof verbindet. „Das Interesse, insbesondere der Gewerbegebiete in Wilsdruff und Kesselsdorf, mit ihren allein über 5 000 Arbeitsplätzen, ist sehr groß. Ich sehe bei einer guten Verbindung mit einem kurzen Takt ein enormes Potenzial an Jobtickets“, erklärt Rother. Mit diesen Tickets können Arbeitgeber den Umstieg vom Auto auf den Bus fördern.

In Glashütte ist etwas Ähnliches bereits gelungen. Hier gibt es mit der Uhrenmanufaktur Glashütte Original und der Manufaktur Nomos Glashütte zwei große Uhrenhersteller, die ihren Mitarbeitern die Jobtickets anbieten und diese sogar zu 100 Prozent finanzieren. Die Zahl der Jobticket-Inhaber liegt seit Jahren bei weit über 200. Im Sommer waren es 260. Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) und der Regionalverkehr Dresden (RVD) haben auch auf Anregung der Stadt und mehrerer Unternehmen das Angebot, speziell die Verbindungen zwischen der Dresdner Innenstadt und dem 27 Kilometer weit entfernten Glashütte, immer weiter verbessert.

Es wurde eine Buslinie eingeführt, die werktags zu bestimmten Zeiten fährt und dazu beiträgt, dass Glashütte mit Bus und Bahn einen Halb-Stunden-Takt zum S-Bahn-Haltepunkt Heidenau hat. In Glashütte seien der RVD und der VVO vom gängigen Muster abgewichen, das sich der Nahverkehr grundsätzlich vor allem am Schülerverkehr orientiere, sagt VVO-Sprecher Christian Schlemper. Mit der Einführung der Plusbusse habe man in anderen Regionen nachgezogen.

Bürgermeister Rother möchte das Angebot vor allem für Pendler verbessern. Doch so schnell wird sich das nicht realisieren lassen. Sowohl beim VVO als auch beim RVD hält man das gegenwärtige Angebot für angemessen. Mit dem Plusbus 333 und die Linie F existiere bereits jetzt in der Hauptverkehrszeit ein 15-Minuten-Takt zwischen der Gompitzer Höhe in Dresden und Kesselsdorf, sagt RVD-Sprecherin Sabine Schuricht. Nicht außer Acht lassen könne man, dass das Stadtgebiet Wilsdruff gut über die beiden Autobahnen 4 und 17 zu erreichen ist. Das heißt, es dürfte schwer werden, Pendler zum Umstieg auf den Bus zu gewinnen. Bisher, so räumt Schuricht ein, habe der RVD aber noch nicht geprüft, ob sich eine Zehn-Minuten-Takt-Linie zwischen den Wilsdruffer Gewerbegebieten und der Dresdner Innenstadt rentieren würde. Denn bisher bestehe keine Aussicht, dass das Landratsamt eine solche Linie finanzieren würde.

Allerdings sieht man auch beim RVD, dass die hohe Zahl von Pendlern Potenzial habe, auch hier Jobtickets anzubieten. Bisher gibt es in Wilsdruff noch keine Firma, die mindestens 30 Beschäftigte aufbieten konnte, die mit einem Jobticket zur Arbeiten fahren würden. Diese Mindestzahl ist eine Voraussetzung, damit Firmen einen Jobticketvertrag schließen können, sagt Schurich.

Rother entmutigt das nicht. „Ich vertraue darauf, dass sowohl der Landkreis als auch der VVO ein großes Interesse an der Entwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs hat. Er hofft, dass sich im Sommer 2019 mit dem Umzug des Gymnasiums vom Übergangsstandort Kleinnaundorf nach Wilsdruff Veränderungen ergeben. Denn damit muss der Schülerverkehr neu geordnet werden. Es sollte auch über die Einführung einer Stadtbuslinie für Wilsdruff und der Etablierung einer Schulbuslinie zwischen Wilsdruff und der Dresdner Innenstadt entschieden werden, so Rother. Kommentar