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Dresdner gedenken Opfer von Hanau

Am Donnerstagabend wurde in Dresden-Neustadt gegen rechte Gewalt demonstriert. Dabei wurde nicht nur der Toten von Hanau gedacht.

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Mit Kerzen gedenken Menschen in der Neustadt der Toten von Hanau.
Mit Kerzen gedenken Menschen in der Neustadt der Toten von Hanau. © SZ/Christoph Springer

Dresden. In der Dresdner Neustadt fan am Donnerstagabend eine Mahnwache gegen rechte Gewalt sowie eine Demonstration statt. Am Jorge-Gomondai-Platz hatten sich bereits um kurz nach 18 Uhr rund 250 Menschen mit Kerzen versammelt, um der Toten zu gedenken, die von einem mutmaßlich ausländerfeindlichen Schützen in der Nacht zuvor getötet wurden

Vom Jorge-Gomondai-Platz aus sollte eine Demonstration erst zur Dresdner Synagoge, dann weiter zum Neumarkt und schließlich zum Postplatz führen. Ein Banner trug die Aufschrift: "Das Problem heißt immer noch Rassismus." Auf einem anderen stand: "In Gedenken an die Opfer rassistischen Terrors in Hanau." Wie ein Sächsische.de-Reporter berichtete, wurde auch der Toten und Verletzten durch die NSU-Attentate und den rechtsextremen Terrorangriff in Halle gedacht. 

"Rassismus ist das Gift in der Gesellschaft", sagte der SPD-Landtagsabgeordnete Albrecht Pallas, der mit vor Ort war. Die Gedanken seien bei den Opfern von Hanau und ihren Angehörigen, den Opfern des NSU und Walter Lübcke. 

Der Sohn einer Freundin sei bei dem Attentat getötet worden, sagte ein Dresdner mit Kontakt nach Hanau. Rassismus komme durch Ungleichheit zustande. "Wir sind traurig und zugleich wütend." Victor Vincze, der Vorsitzende des Ausländerbeirates, forderte: "Wach auf, Gesellschaft!" 

Am Gomondai-Gedenkstein wurden gegen 19 Uhr Blumen und Kerzen abgelegt. Jorge João Gomondai war das erste Todesopfer eines rassistischen Überfalls in Dresden nach der Wiedervereinigung. Inzwischen war die Anzahl der Teilnehmer auf rund 500 angewachsen, schätzte unser Reporter. 

Am Gomondai-Gedenkstein wurden Blumen und Kerzen abgelegt.
Am Gomondai-Gedenkstein wurden Blumen und Kerzen abgelegt. © SZ/Christoph Springer

Gegen 19.15 Uhr begann die Demonstration in Richtung Innenstadt loszuziehen. Sie führte über die Große Meißner Straße und die Carolabrücke, weshalb es kurz zu Verkehrsbehinderungen kam. Teilnehmer riefen unter anderem "Es gibt keine Recht auf Nazi-Propaganda" und "Alle zusammen gegen den Faschismus".

Gegen 21.20 Uhr teilte die Polizei auf Anfrage vom Sächsische.de mit, dass der Abend friedlich verlaufen sei. 

Hintergrund: Diese Gedenkveranstaltungen sind geplant

Nach dem mutmaßlich ausländerfeindlichen Anschlag von Mittwochnacht im hessischen Hanau, bei dem elf Menschen ihr Leben verloren, ruft das Dresdner Bündnis "Hope – fight racism" am Donnerstagabend zu einer Mahnwache gegen rechte Gewalt auf. Diese soll um 18 Uhr am Jorge-Gomondai-Platz in der Neustadt stattfinden. Für 19 Uhr ist außerdem eine Demonstration auf dem Albertplatz geplant.

Wie das Evangelisch-Lutherische Landeskirchenamt Sachsen mitteilt, soll ebenfalls um 19 Uhr ein Friedensgebet in der Dreikönigskirche stattfinden. Daran mitwirken werden  Superintendent Albrecht Nollau, Oberlandeskirchenrätin Margrit Klatte und der Friedensbeauftragte Michael Zimmermann. 

Oberlandeskirchenrat Dr. Thilo Daniel sagt zur Gewalttat in Hanau: "Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen der Opfer der Bluttat in Hanau. Angesichts dieser Gewalt, die sich offensichtlich gegen andere Religionen und Kulturen richtete, sind wir fassungslos. Als Christen stehen wir an der Seite derer, die unter Hass und Gewalt leiden. Wir treten ein für ein friedliches, wertschätzendes Miteinander in unserer Gesellschaft." 

Er zitiert aus dem Hebräerbrief: "Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht." Dieser Spruch mahne uns, "dass wir nicht müde werden dürfen, mit wachem Gewissen, mit Worten und Taten für Nächstenliebe einzustehen, die allen Menschen gilt". (SZ/dob)

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