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Nach Randale: Ausweispflicht im Spaßbad

Mehrfach gab es zuletzt Ärger in einem Düsseldorfer Schwimmbad. Jedes Mal wurde die Polizei alarmiert und das Bad geräumt. Nun handelt die Stadt.

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Der Eingangsbereich vom Rheinbad in Düsseldorf.
Der Eingangsbereich vom Rheinbad in Düsseldorf. © dpa/Oliver Berg

Düsseldorf. Nach einer erneuten Räumung wegen Tumulten unter den Badegästen müssen Besucher eines Düsseldorfer Freibads am Eingang künftig auf Verlangen den Ausweis vorzeigen. Beschlossen wurde diese drastische Maßnahme, nachdem am Freitag das weitläufige Rheinbad im Norden der Stadt zum dritten Mal innerhalb von vier Wochen wegen Ausschreitungen von Badegästen geräumt werden musste.

Die per Notruf alarmierte Polizei schickte in der Sommerhitze etwa 1500 Besucher aus dem Becken und von den Wiesen nach Hause. Der Grund: Eine rund 60-köpfige Gruppe junger Männer hatte Sprungbrett und Rutsche in Beschlag genommen und andere Gäste nicht durchgelassen. Die Bademeister konnten sich nicht durchsetzen. Der Hinweis auf Haus- und Baderegeln verpuffte.

"Den Anweisungen wurde nicht Folge geleistet", sagte Lena Eich, Sprecherin der Bädergesellschaft Düsseldorf, am Sonntag. Bei den Jugendlichen und jungen Männern habe es sich laut Polizei ausschließlich um Personen nordafrikanischer Herkunft gehandelt. Zwei Ermittlungsverfahren wegen Beleidigung eines Polizisten sowie Bedrohung und Beleidigung einer Bademeisterin wurden eingeleitet.

Dabei hatte das Rheinbad in den vergangenen Wochen schon aufgerüstet. Schon am letzten Juni-Wochenende musste es nach Streits und Schlägereien vorzeitig schließen. Der Anlass: Einige junge Männer waren über Decken und Badegäste gesprungen. Als ein Familienvater sich das verbat, ergriffen mehrere Hundert Jugendliche Partei für die Unruhestifter. Die Situation eskalierte, die Polizei kam und setzte Pfefferspray ein. Und die Städtische Bädergesellschaft heuerte eine Security-Firma an.

Das Bundesinnenministerium verurteilte die Ausschreitungen. "Die örtlichen Behörden müssen alles ihnen Mögliche tun, um die Bevölkerung vor Randalierern und Gewalt in Freibädern zu schützen", sagte ein Sprecher des Ministeriums der "Rheinischen Post" in Düsseldorf (Montag). Allerdings seien der Bund und die Bundespolizei für den Schutz in Freibädern nicht zuständig. Dafür seien die Kommunen sowie die Polizei in den Ländern verantwortlich.

Nach dem neuerlichen Vorfall platzte Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) der Kragen: "Eine solche erneute Provokation ist vollkommen inakzeptabel", erklärte das Stadtoberhaupt. Als Konsequenz sollen die Besucher den Ausweis vorzeigen. Damit wäre sichergestellt, dass bei weiteren Tumulten die Personalien der Beteiligten aufgenommen werden können.

Es gab viele Meldungen über Streit und Schlägereien in Schwimmbädern in den vergangenen Wochen. Bei vollen Bädern, drangvoller Enge und großer Wärme prallten gereizte Gemüter aufeinander. Immer wieder wurde die Polizei gerufen und Security-Mitarbeiter bestellt. In Düsseldorf sind die Sicherheitsleute in dem Bad auch auf den Liegewiesen und am Beckenrand unterwegs.

Der Bundesverband Deutscher Schwimmmeister beklagt seit längerem eine zunehmende Aggressivität in Freibädern. "Man hat sicherlich einiges erlebt, aber was sich in den letzten 40 Jahren getan hat, ist doch erschreckend. Das Wort "Respekt" hatte früher eine ganz andere Bedeutung als heute", sagte Verbandspräsident Peter Harzheim. In den vergangenen 10 bis 20 Jahren habe sich das gründlich geändert. Eltern lebten ihren Kindern häufig vor, dass sie sich nichts gefallen lassen müssten. Dazu kämen kulturelle Unterschiede, etwa im Umgang mit Frauen.

Am Sonntag hatten sich die Außentemperaturen abgekühlt. Unter einem bewölkten Himmel war das Rheinbad fast leer. Nicht jeder der wenigen Besucher musste einen Ausweis vorzeigen. Denn Stammgäste kenne man ja, sagte die Sprecherin der Bädergesellschaft. (dpa)