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Wasser - der unterschätzte Rohstoff

Wasser ist allgegenwärtig. Beim Thema Nachhaltigkeit wird es aber oft vergessen. Dabei sind die Verknüpfungen vielfältig, wie die Dresdner Abwassertagung zeigt.

Von Lea Heilmann
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Ein Teil der Kanalisation unter der Elbe. Bei den Dresdner Abwassertagung ging es auch um das Thema Nachhaltigkeit.
Ein Teil der Kanalisation unter der Elbe. Bei den Dresdner Abwassertagung ging es auch um das Thema Nachhaltigkeit. © René Meinig

Dürren, Starkregen, Sturm. Der Klimawandel ist schon längst da. Um ihm entgegenzuwirken, braucht es einen verantwortungsvolleren Umgang mit Ressourcen. Um eine ganz bestimmte ging es am Dienstag in Dresden: Wasser. Zum 23. Mal fand die Dresdner Abwassertagung mit rund 500 Teilnehmenden statt, bei der ein Panel über das Thema Nachhaltigkeit diskutierte.

Nachhaltigkeit und Wasser – da geht es um Wassereinsparung, die Aufbereitung und die Qualität, sagte Markus Lewe, Oberbürgermeister der Stadt Münster, aber es geht auch um den Wert des Wassers. „Dieser muss klar sein“. Die Verbraucher würden es selbstverständlich zum Wäschewaschen oder Duschen nehmen, aber Leitungswasser könne mehr. Es habe eine bessere Qualität als abgefülltes Wasser – das sollte den Menschen bewusst sein, betonte er.

Dem pflichtete auch Gunda Röstel, Geschäftsführerin der Stadtentwässerung Dresden, bei: „Wasser ist oft ein unterschätztes Thema, es ist aber mindestens genauso wichtig wie Energie“. Sie betonte auch die Wichtigkeit von Maßnahmen wie die globalen Klimaschutzziele. Daran müsse man jedoch anknüpfen und diese so runterbrechen, dass es für Menschen erlebbar und nachvollziehbarer wird.

Strategien müssen vor Ort angepasst werden

Die Bedingungen für Nachhaltigkeit sind in jeder Stadt und Ortschaft unterschiedlich. „Es gibt Städte und Kommunen, bei denen es schon an Mitteln fehlt, um die Abwasserleitung zu reparieren“, sagte Lewe. Andere Städte, vor allem mit gesunder Wirtschaftsstruktur, sind da schon viel weiter vorangeschritten. „Die Städte dürfen nicht allein gelassen werden, an manchen Stellen haben Bund und Land auch Mitverantwortung“, forderte er.

Ingbert Liebing, Geschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen, stimmte dem zu. „Es braucht örtlich angepasste Lösungen und nicht einen flächendeckenden Plan für Deutschland“. Die einzelnen Infrastrukturen müssen auf Ereignisse wie Dürre oder Flut angepasst werden. Laut Liebing besitzt Nachhaltigkeit bereits einen hohen Stellenwert in der kommunalen Unternehmenspolitik. Gerade in der Wasserwirtschaft engagieren sich Unternehmen zunehmend in der Entwicklungszusammenarbeit. „Grundsätzlich gilt: Nichts geschieht, wenn es nicht vor Ort geschieht“, sagte er.

Trotzdem ist es wichtig, sich auf globaler Ebene auch mit anderen Ländern auszutauschen, sagte Julia Braune, Geschäftsführerin des Vereins German Water Partnership. Manche Länder haben mit Fluten oder Dürren bereits vor Jahren ihre Erfahrungen gemacht, da könne man voneinander lernen. Grundsätzlich hat Deutschland eine gut funktionierende Wasserwirtschaft, stellt sie fest. Auch international gesehen sei sie stark aufgestellt.

Kritik an der deutschen Wasserwirtschaft gab es in der Diskussionsrunde aber auch. „Wir müssen Steuerungen entwickeln, die möglichst Schäden in der Umwelt von vorn herein vermindert“, sagte Röstel. Dabei geht um Schadstoffe, die ins Wasser geraten. Man müsse an der Quelle der Verunreinigung ansetzen und sich mit den Produkten und Schadstoffen befassen, ergänzt Liebing. „Also nicht nur reparieren, sondern frühzeitig vermeiden und die Herstellerverantwortung stärker in den Fokus rücken“.

Bei der Wasserwirtschaft spielt natürlich auch Klimaneutralität eine Rolle. „Wir als Dresdner Stadtentwässerung haben da schon eine ganz Menge getan“, sagte Röstel. Zu 80 Prozent seien sie unabhängig von Gas, weil sie ihre benötigte Energie klimaneutral erzeugen und Wärme aus den Abwasserkanälen gewinnen. „Auch da gibt es noch einige Hausaufgaben zu lösen, aber wir schaffen das bis 2045, wenn Deutschland klimaneutral sein will“, sagte sie.

Digitalisierte Rattenbekämpfung

Wie nachhaltiges Arbeiten in der Praxis aussieht, zeigten sieben Firmen nach der Diskussionsrunde. Beim Speed-Dating hatten die Unternehmen jeweils vier Minuten Zeit, sich und ihr Projekt vorzustellen. Besonders interessant die Firma ball-b, die ein neues Konzept zur Rattenbekämpfung vorlegte.

In der Nürnberger Kanalisation hatten sie Köderschutzboxen aufgestellt. Die Boxen bieten den Ratten einen geschützten Raum, um zu fressen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Tiere wiederkommen. Die Boxen vernetzen sich miteinander und registrieren, wenn eine Ratte einen Köder nimmt. Diese Informationen wurden dann in eine Datenbank übertragen, erklärt Geschäftsführer Jürgen Buchstaller. So konnte am Computer die Bekämpfung organisiert und das Gift nur dort eingesetzt werden, wo auch wirklich Ratten vorkommen.

Bei der konventionellen Bekämpfung wurden in Nürnberg bis vor fünf Jahren 4.500 Schächte beködert. Seit der Verwendung ihres Systems müssen nur 150 Schächte mit Ködern ausgelegt werden. Dadurch kann das Gift gezielter eingesetzt werden. Seitdem sinke auch die Anzahl der Tiere insgesamt. Das Konzept spart nicht nur Ressourcen, die Boxen sorgen auch dafür, dass die Giftköder nicht in das Wasser gelangen, was wiederum der Wasserqualität zugute kommt.