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Döbeln: Warum Jugendliche Bestatter werden wollen

Neuntklässler des Lessinggymnasiums beschäftigen sich mit einem Thema, das viele verdrängen. Es geht um den Tod und alles, was dazu gehört.

Von Sylvia Jentzsch
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Der Inhaber des Bestattungsinstitutes Illgen, Thomas Hannuschka, erläutert Felix Petzsch-Weinhold, Anton Ziemer und Aaron Mann, was alles benötigt wird, um einen Verstorbenen zurechtzumachen.
Der Inhaber des Bestattungsinstitutes Illgen, Thomas Hannuschka, erläutert Felix Petzsch-Weinhold, Anton Ziemer und Aaron Mann, was alles benötigt wird, um einen Verstorbenen zurechtzumachen. © Lars Halbauer

Döbeln. Auch wenn es oft viele Menschen nicht wahrhaben wollen und lieber verdrängen, Tod und Abschied gehören zum Leben.

Im Fach Ethik beschäftigten sich die Jugendlichen der 9. Klasse des Gymnasiums mit dieser Problematik. Sie setzten sich mit unterschiedlichen Trauerreaktionen auseinander, erfuhren, wie diese verarbeitet werden können. Und nicht nur das. Es ging auch darum, welche Möglichkeiten der Bestattung es gibt.

Deshalb besuchte die Klasse 9c des Lessinggymnasiums mit ihrer Lehrerin Heike Keiper das Bestattungshaus Illgen. Inhaber Thomas Hannuschka, der in vierter Generation ein Bestattungshaus führt, stand den Jugendlichen Rede und Antwort – auch zum Thema Kosten, die einige Jugendliche interessierten. Sie hatten gehört, dass eine Bestattung sehr teuer sei.

Warum sind Bestattungskosten so hoch?

Sie wollten wissen, warum das so ist. „Die Bestattungskosten müssen, sofern der Verstorbene nicht selbst Vorsorge getroffen hat, von den Hinterbliebenen komplett übernommen werden Es fallen viele Gebühren für verschiedene Ämter an. Unsere Dienstleistung muss auch bezahlt werden. Und dann kommen noch die Kosten für den Bestattungsplatz sowie die Folgekosten hinzu“, so Thomas Hannuschka.

Der Einstieg in das nicht ganz so einfache Thema Bestattung wurde über eine 120 Jahre alte Kutsche gefunden, die im Trauersaal stand. „In unserem Beruf geht es auch um die Erhaltung des Kulturgutes“, erklärte Thomas Hannuschka. Früher seien die Verstorbenen im Sarg mit dieser Kutsche vom Wohnort zum Friedhof gefahren worden. Dahinter reihte sich der Trauerzug auf.

„Heute sterben die meisten Menschen nicht mehr zu Hause, sondern in Krankenhäusern oder anderen Institutionen wie Pflegeheimen. Das sind etwa 90 Prozent der Sterbefälle“, so Thomas Hannuschka. Er ist ein fachgeprüfter Bestatter.

40 Bewerber auf eine Stelle

Den Beruf der Bestattungsfachkraft gibt es erst seit dem Jahr 2003 und ist damit die jüngste Berufsgruppe in der Bundesrepublik Deutschland, obwohl es seit Menschengedenken Bestattungen gibt. Das macht bei den Jugendlichen Eindruck. Auch, dass sich um die eine Lehrstelle im Unternehmen für das kommende Ausbildungsjahr 40 Jugendliche beworben haben.

Interessant fanden die Gymnasiasten auch, welche Arten der Bestattung möglich sind. Einige waren ihnen bekannt. Dazu gehörten die Seebestattung, der Lebensbaum, die Erd- und die Urnenbestattung.

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Grundsätzlich geht es bei der Bestattung auch um Nachhaltigkeit. So müssen sich zum Beispiel Urnen bei einer Seebestattung innerhalb von 24 Stunden im Wasser auflösen. Die Aschekapsel, die sich in der Schmuckurne befindet, ist aus einem ökologisch vergänglichen Kunststoff gefertigt und der Sarg darf nicht aus Tropenholz sein. Außerdem wird das Holz mit umweltverträglichen Farben und Lacken bearbeitet.

Schüler stellen viele Fragen

„Warum wird überhaupt ein Sarg bei einer Feuerbestattung benötigt?“, wollte ein Schüler wissen. Zum einen ist er als Transportmittel und zum anderen für die Einäscherung erforderlich. Das sei eine gesetzliche Vorschrift, so Hannuschka.

Er erklärte auch, dass es einen Friedhofszwang in Sachsen gebe und deshalb die Urne nicht mit nach Hause genommen werden dürfe. Überhaupt ist in der Region die Feuerbestattung bedeutend mehr nachgefragt als die Erdbestattung.

Er bezog die Schüler in den Prozess der Erläuterungen rund um seine Arbeit mit ein, ließ sie zum Beispiel schätzen, wie viele Bestattungen es in Deutschland im Jahr gibt und wie schwer ein Sarg ist. Als der Bann gebrochen war, hatten die Schüler noch viele Fragen.