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Drei Sachsen in den Sustainable Finance-Beirat der Bundesregierung berufen

In vielen Gremien auf nationaler Ebene fehlt oft die ostdeutsche Stimme. Die Neuaufstellung des Expertenrats für nachhaltige Finanzfragen zeigt, wie es anders gehen kann.

Von Nora Miethke
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Katrin Leonhardt:, Vorstandsvorsitzende der Sächsischen Aufbaubank, berät künftig die Bundesregierung bei nachhaltigen Finanzierungsstrategien.
Katrin Leonhardt:, Vorstandsvorsitzende der Sächsischen Aufbaubank, berät künftig die Bundesregierung bei nachhaltigen Finanzierungsstrategien. © SAB Sachsen/Pressestelle

Katrin Leonhardt, Vorstandsvorsitzende der Sächsischen Aufbaubank, die Unternehmerin Cornelia Jahnel und Professor Stefan Brunnhuber, ärztlicher Direktor an den Diakonie Kliniken Zschadrass sowie Professor für Nachhaltigkeit an der Hochschule Mittweida sind vom Bundesfinanz- und Bundesumweltministerium zu Mitgliedern des Sustainable Finance-Beirats der Bundesregierung berufen worden. Sustainable Finance steht für die Einbeziehung von ökologischen und sozialen Themen sowie einer guten Unternehmensführung in die Entscheidungen an den Finanzmärkten.

Der unabhängige deutschlandweit besetzte Sustainable Finance Beirat unterstützt die Bundesregierung dabei, den nachhaltigen Wandel der Volkswirtschaft voranzutreiben und Deutschland zu einem führenden Standort für nachhaltige Finanzen zu entwickeln. Gleichzeitig soll er die Bundesregierung sowie die Real- und Finanzwirtschaft beim Umsetzen und Weiterentwickeln von Vorgaben zu nachhaltigen Finanzen in den nationalen, europäischen und internationalen Diskussionen beraten.

Die Berufung der drei Sachsen ist bemerkenswert, auch deshalb, weil im Sustainable-Finance-Beirat der Vorgängerregierung unter Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesfinanzminister Olaf Scholz nicht ein einziges Mitglied aus Ostdeutschland kam.

Das sich dies nun ändert, ist ein Erfolg des Leipziger Finanzforums, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Perspektive kleiner und mittelständischer Unternehmen in Ostdeutschland in die Debatte um Sustainable Finance einzubringen. Alle drei sächsischen Beiratsmitglieder hatten im vergangenen Jahr bei der Kick-Off-Veranstaltung des Leipziger Finanzforums aktiv mitgewirkt. Das Grußwort zum Kick-Off des "Testlabs Sustainable Finance" des Leipziger Finanzforums sprach im Januar diesen Jahres Florian Toncar, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium.

Professor Stefan Brunnhuber, ärztlicher Direktor an den Diakonie-Kliniken in Zschadrass, engagiert sich seit 25 Jahren in verschiedenen Gremien für nachhaltige Entwicklung
Professor Stefan Brunnhuber, ärztlicher Direktor an den Diakonie-Kliniken in Zschadrass, engagiert sich seit 25 Jahren in verschiedenen Gremien für nachhaltige Entwicklung © Timm Ziegenthaler

Hinter den Kulissen setzte sich vor allem Silke Hohmuth, Initiatorin des Leipziger Finanzforums und Gründerin von Menschbank e.V. ein. "Ich habe das Leipziger Finanzforum ins Leben gerufen, um jenen Experten und Expertinnen aus dem Osten eine Bühne zu geben", betont Hohmuth.

Seit drei Jahren beklagte sie immer wieder öffentlich, dass die Ostdeutschen in dem Nachhaltigkeitsgremium fehlten. In Frankfurt am Main hieß es, man habe die Experten für den Beirat ausgewählt, die das Thema nachhaltige Finanzierung schon lange treiben. In Sachsen und Thüringen zuckte man mit den Schultern und sagte "Das ist überall so …" Silke Hohmuth, selbst FDP-Mitglied, wollte sich damit nicht abfinden und suchte den Kontakt zu allen politischen Parteien der demokratischen Mitte. Die sächsische FDP segnete die Empfehlungen – SAB-Chefin Katrin Leonhardt und Professor Brunnhuber (auch FDP) zu berufen – ab.

Cornelia Jahnel, als Unternehmensberaterin und Vorsitzende der Jury für den sächsischen Gründerinnenpreis, soll in dem Beirat auch einen Fokus auf Gründerinnen und Unternehmerinnen lenken und so den oft vergessenen S-Aspekt in den ESG-Kriterien betonen. ESG steht für Environmental, Social, Governance. Diese drei Schlagwörter verdeutlichen, wie breit das Thema Nachhaltigkeit heute gedacht werden soll – vom Klimawandel über die Diversität von Unternehmerschaft und Belegschaft bis hin zu nachhaltigen Finanzierungsstrategien. Für die Empfehlung setzten sich laut Hohmuth Sachsens Gleichstellungsministerin Katja Meier und Yvonne Magwas ein. Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages hatte die Jahresveranstaltung des Leipziger Finanzforums in diesem Jahr eröffnet.

Cornelia Jahnel (Mitte) bei der Preisverleihung des Gründerinnenpreises 2021 an Steinmetzin Jacqueline Hausotte (r). Jahnel wurde von Katja Meier (l, Bündnis 90/Die Grünen), Sächsische Staatsministerin der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstell
Cornelia Jahnel (Mitte) bei der Preisverleihung des Gründerinnenpreises 2021 an Steinmetzin Jacqueline Hausotte (r). Jahnel wurde von Katja Meier (l, Bündnis 90/Die Grünen), Sächsische Staatsministerin der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstell © Daniel Schäfer/dpa

"Letzten Endes war es ein wirklich gutes Miteinander und das Parteiübergreifend", freut sich Silke Hohmuth über das Ergebnis. "Großartig" findet sie, dass speziell mit Leonhardt und Jahnel wirklich Frauen mit Praxiserfahrung in den Beirat kommen, die den Mittelstand im Blick haben.

Bei Sustainable Finance gehe es um die Frage, wie die Finanzbranche ihre Rolle im Rahmen der nachhaltigen Transformation der Wirtschaft gestaltet. Gerade vor dem Hintergrund der beschleunigten Energiewende und der damit verbundenen Kosten komme dem Thema nachhaltiger Finanzierungsstrategien eine wichtige Rolle zu, betont Katrin Leonhardt. "Zur Finanzierung von Innovationen und langfristigen nachhaltigen Investitionen brauchen unsere Unternehmen ein stabiles Finanzsystem als verlässlichen Partner an ihrer Seite", so die SAB-Vorstandsvorsitzende.

Die konstituierende Sitzung des Sustainable Finance Beirats findet am 10. Juni in Berlin statt.

  • Eine Liste der Beirats-Mitglieder gibt es hier.