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Eine Bank für Nachhaltigkeit

Sachsens Aufbaubank SAB richtet ihr Geschäft stärker auf klimafreundliche Projekte aus – auch, weil immer mehr Unternehmen zu Nachhaltigkeitsberichten verpflichtet sind.

Von Sven Heitkamp
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Sebastian Kaden ist Nachhaltigkeitsmanager bei der Sächsischen Aufbaubank.
Sebastian Kaden ist Nachhaltigkeitsmanager bei der Sächsischen Aufbaubank. © PR/SAB

Es ist nur eine neue E-Mail-Adresse, aber sie sagt einiges aus über das sich wandelnde Selbstverständnis der Sächsischen Aufbaubank SAB: Unter [email protected] ist seit Kurzem ein neuer Manager für Nachhaltigkeit beim zentralen sächsischen Förderinstitut zu erreichen: Sebastian Kaden, 28, gelernter Bankkaufmann und studierter Betriebswirt mit einem Master der Uni Leipzig.

Er hat seinen Abschluss über nachhaltige Investments geschrieben und Berufserfahrung gesammelt als Projektfinanzierer im Energiebereich sowie als Experte für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung bei der Landesbank Hessen und Thüringen (Helaba).

Nach zwei Jahren in Frankfurt kehrte Kaden im Oktober nach Leipzig zurück und besetzt seither die Position im neuen SAB-Bereich Unternehmensentwicklung. „Es ist eine Chance, dass sich wirklich etwas bewegt“, sagt der junge Mann, der selbst immer mit dem Fahrrad und Zug fährt, statt mit dem Auto. Wenn es mal dienstlich sein müsse, sagt er, könnte er einen Dienstwagen aus dem kleinen Fuhrpark der SAB nutzen. Die 14 Autos seien inzwischen reine Elektroautos oder hätten zumindest Hybridantrieb. Und als Alternative zum Dienstwagen soll künftig auch eine BahnCard 100 angeboten werden.

Kaden ist zur richtigen Zeit gekommen: In diesen Monaten werden die Programme der vorherigen EU-Förderperiode mit zunehmend mehr ökologischen Aspekten neu gestrickt und auf mehr Nachhaltigkeit getrimmt. Beispielsweise sollen die bisherigen Förderrichtlinien „Klima“ und „Klimaschutz“, die auf ein ökologisches Energiemanagement und die Senkung der CO2-Emissionen ausgelegt sind, weiterentwickelt werden. Außerdem will die SAB unter ihrer Hausmarke „Sachsenkredit“ mit neuen Kreditangeboten für erneuerbare Energien und energieeffizientes Bauen stärkere Impulse setzen. Gerade beim Wohnungsbau, dem größten Kreditbereich der Bank, wolle man Anreize schaffen für energieeffizientes und trotzdem bezahlbares Wohnen.

Schon heute gibt es bei der Kredittilgung laufzeitverkürzende Zuschüsse für nachhaltige Projekte. Beim Sachsenkredit-Programm „Gründen und Wachsen“ etwa gilt dies bei Ressourcenschonungen im Betriebsprozess, umweltgerechte Produktgestaltung und Geschäftsmodelle in innovativen, nachhaltigen und klimafreundlichen Technologien. „Dieses Bonussystem wird künftig ausgebaut“, sagt Kaden. Oberstes Ziel sei die Emissionsreduktion in der Produktion und bei den Produkten selbst.

„Das Thema brennt vielen unter den Nägeln“

Für die Kurskorrektur der SAB gibt es handfeste wirtschaftliche Gründe. „Nachhaltigkeit wird in Zukunft ein wichtiger Wettbewerbsfaktor“, sagt Kaden. Schließlich werden Nachhaltigkeitskriterien künftig auch in Ratings berücksichtigt. „Wenn Unternehmen gut aufgestellt sind, bekommen sie mehr Fördermittel. Sie haben einen Vorteil bei der Bonitätsbeurteilung bei Banken und können besser Finanzierungskonditionen erhalten.“ Überdies habe die EU-Kommission im Zuge ihres „Green Deal“ und der neuen Taxonomie die nichtfinanziellen Berichtspflichten erweitert. Nach den neuen Regeln seien voraussichtlich in etwa zwei Jahren deutschlandweit Tausende kleinere und mittlere Unternehmen und Start-ups verpflichtet, einen Nachhaltigkeitsbericht mit Informationen rund um Umwelt, Soziales und Unternehmensführung in ihren Lagebericht aufzunehmen und über nachhaltige Investitionen zu berichten. Dabei biete die SAB nun Unterstützung an.

Erste Unternehmen verschiedener Branchen hätten mit ihm bereits Gespräche geführt über den Aufbau von Nachhaltigkeitsberichterstattungen und Nachhaltigkeitsstrategien. „Das Thema brennt vielen unter den Nägeln“, sagt Kaden. Gegenwärtig sei er zwar noch vor allem in internen Runden der Bank präsent, um die Abteilungen und Kundenbetreuer für das Thema zu sensibilisieren. Doch danach werde die externe Kommunikation ausgebaut. Erste Veranstaltungen sind bereits geplant. Für Anfang November bereitet die SAB zudem eine Dialog-Veranstaltung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung vor.

Die SAB selbst hat voriges Jahr ihre erste Nachhaltigkeitsstrategie verfasst und sich das Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu sein. Mitte 2020 wurde dazu ein umfassender Strategie- und Transformationsprozess begonnen. Das Credo: „Als Förderbank trägt die SAB eine besondere Verantwortung für die Verbesserung der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Bedingungen in Sachsen.“ Schon beim Bau der neuen Bankzentrale in Leipzig seien ökologische Aspekte eingeflossen. Der markante Säulengarten auf dem Vorplatz beispielsweise diene gleichzeitig zur Entlüftung der Tiefgarage und zur Verschattung der Büros. Selbst die Gehälter der Beschäftigten in der Leipziger SAB-Kantine haben einen höheren Standard als andere: Der Betreiber wurde verpflichtet, den Mitarbeitern zehn Prozent mehr als den Tariflohn für das Hotel- und Gastgewerbe zu zahlen. „Nachhaltigkeit“, sagt Kaden, „meint auch soziale Verantwortung.“

Förderprogramme der SAB:

1. Förderrichtlinie Klimaschutz: Langfristige Senkung der CO2-Emissionen sowie Erhöhung der CO2-Einsparpotenziale, Investitionen in öffentliche Infrastruktur und Gebäude, Förderung von kommunalen Gebietskörperschaften und deren Unternehmen

2. Förderrichtlinie Klima: Unterstützung der Umsetzung eines kommunalen Energiemanagements

3. KfW-Programm erneuerbare Energien: zinsgünstiges Darlehen für erneuerbare Energien und Energieeffizienz, Förderung von Fotovoltaik-, Solarkollektor-, Biomasse- und Biogasanlagen für Unternehmen, Landwirtschaftsbetriebe, freiberuflich Tätige und andere

4. Investitionsdarlehen Umwelt und Landwirtschaft: Finanzierung von erneuerbaren Energien für Landwirtschaft, Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie Wein- und Gartenbau, Marktdarlehen ab 50.000 Euro und bis zu 100 Prozent der Investitionssumme. sind möglich.