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So nachhaltig ist Glashüttes Uhrenindustrie

Ein Unternehmen hat eine neue, abgasfreie Dienstflotte in Betrieb genommen. Auch die Mitbewerber setzen auf Nachhaltigkeit.

Von Maik Brückner
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Tutima hat 13 fabrikneue VW E-Up in Dienst gestellt. Diese wurden langjährigen und erfahrenen Mitarbeitern zur Verfügung gestellt.
Tutima hat 13 fabrikneue VW E-Up in Dienst gestellt. Diese wurden langjährigen und erfahrenen Mitarbeitern zur Verfügung gestellt. © Tutima Uhrenfabrik

Sächsische Unternehmen sind im Wandel. So stark wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Nicht nur die Lieferkettenproblematik durch die Corona-Pandemie oder die Probleme, die auf die einzelnen Betriebe durch den Russland-Ukraine-Konflikt beschäftigen die Firmen, auch die Klimakrise sorgt in vielen Teilen für ein Umdenken.

Das Thema Nachhaltigkeit ist immer stärker in den Fokus gerückt. Der Trend geht zu klimaneutralen und CO2-armen Lösungen für Strom, Wärme und Mobilität. Sächsische.de zeigt, wie die Uhrenindustrie in Glashütte ihren Teil dazu beiträgt, nachhaltiger zu produzieren und arbeiten.

Tutima investiert in E-Autos

Die Zahl der in Glashütte fahrenden E-Autos ist in den letzten Tagen deutlich größer geworden. Der Grund: Die Uhrenfirma Tutima hat 13 fabrikneue VW E-Up in Dienst gestellt. "Die kleinen, rein elektrisch angetriebenen E-Flitzer stellen wir langjährigen und im Wortsinn erfahrenen Mitarbeitern zur Verfügung", sagt Geschäftsführerin Ute Delecate. Diese sind fortan abgasfrei und Kohlendoxid-neutral im Müglitztal unterwegs – und das nicht nur im Auftrag von Tutima, sondern auch privat.

Die E-Flotte - es dürfte die größte unter den Glashütter Uhrenbetrieben sein - ist Tutimas Beitrag zur nachhaltigen Unternehmensmobilität. "Wir verstehen dieses Engagement, gerade in diesen bewegten Zeiten, auch als positiven Ausblick in die Zukunft. Es geht weiter aufwärts am Standort Glashütte", so die Geschäftsführerin.

Auch bei der geplanten Betriebserweiterung werde man die neuesten energietechnischen Erkenntnisse berücksichtigen. Vorgesehen ist, die Betriebsstätte im Müglitztal um einen Neubau zu erweitern. "Nachhaltigkeit verstehen wir nicht als Trend, sondern Tugend", so Ute Delecate. Nach dieser Vorgabe handeln auch andere Uhrenfirmen.

Lange besitzt Sachsens größte Geothermie-Anlage

So auch Lange Uhren. Alle Investitionen werden unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit geprüft und entschieden, versichert Unternehmenssprecher Arnd Einhorn. Man prüfe auf Energieeffizienz und schaue, ob erneuerbare Energien genutzt oder Energie rückgewonnen werden könne. Und das schon sei längeren.

So wurde mit der Einweihung des neuen Manufakturgebäudes vor sieben Jahren auch Sachsens größte Geothermie-Anlage in Betrieb genommen. "Wir nutzen in unserer Manufaktur 100 Prozent grünen Strom und klimaneutrales Gas." Auch beim Kauf neuer Fahrzeuge setzt Lange Uhren auf Nachhaltigkeit. Es werden nur noch Hybrid- oder E-Autos beschafft, so Einhorn.

Nomos besitzt einen Niedrig-Energie-Bau

Auch bei Nomos Glashütte setzte man auf Nachhaltigkeit. Die Fertigungsstätte in Schlottwitz, in der CNC-Drehmaschinen und -Fräsen stehen, und die 2017 in Betrieb ging, wurde als Niedrig-Energie-Bau errichtet. Geheizt wird dort mit der Abwärme der Maschinen und einer Luftwärmepumpe. Das Gebäude wurde nicht ans Gasnetz angeschlossen, sagt Unternehmenssprecher Florian Langenbucher.

Seit 2018 sind alle Dienstfahrzeuge E-Autos. "Die alten Verbrenner wurden ersetzt", so der Sprecher. Noch warte man auf eine Alternative für die Transportfahrzeuge. Darüber hinaus übernimmt das Unternehmen die Ticketkosten für die Mitarbeiter, die mit dem öffentlichen Nahverkehr anreisen. "Und auch in der Lieferkette achten wir auf CO2-neutralen Transport", versichert Langenbucher.

Mühle erzeugt selbst Hälfte seiner Strombedarfes

Auch die Firma Mühle setzt auf Klimafreundlichkeit. Im August wurde auf dem Dach der Firma eine neue Fotovoltaikanlage installiert. Insgesamt sind rund 400 Quadratmeter Solarfläche entstanden. Die Anlage hat eine Leistung von 99 Kilowattstunden. "Ziel ist es, die Hälfte des Stromes zu erzeugen, den die Firma braucht", sagt Geschäftsführer Thilo Mühle. Für die Anlage hat seine Firma rund 110.000 Euro investiert.

Mühle hat die Anlage nicht nur wegen der sich anbahnende Krise der Energiewirtschaft erbauen lassen. "Wir haben eine Verantwortung für die nächsten Generationen", erklärt Thilo Mühle. Für sein Unternehmen ist das ein Beitrag, nachhaltiger zu produzieren. Und das funktioniert sogar, obwohl sich der Firmensitz im Tal befindet.

Geschäftsführer Thilo Mühle vor der Fotovoltaik-Anlage seiner Firma.
Geschäftsführer Thilo Mühle vor der Fotovoltaik-Anlage seiner Firma. © Karl-Ludwig Oberthür
Mit der Anlage kann das Unternehmen die Hälfte seines benötigten Stroms selbst erzeuge.
Mit der Anlage kann das Unternehmen die Hälfte seines benötigten Stroms selbst erzeuge. © Karl-Ludwig Oberthür
Die Anlage wurde nicht nur auf dem Dach installierte, sondern auch an einem der Giebel.
Die Anlage wurde nicht nur auf dem Dach installierte, sondern auch an einem der Giebel. © Karl-Ludwig Oberthür

In den kommenden Monaten sind weitere Investitionen geplant. Die Fahrzeugflotte des Unternehmens, zu dem bereits drei Hybrid-Fahrzeuge gehören, wird um ein E-Auto ergänzt. Mühle selbst glaubt nicht, dass die Elektromobilität die Lösung der sich auftuenden Probleme ist. "Für mich ist Wasserstoff die bessere Alternative. Leider gibt es da noch keine Versorgungssicherheit." Er hofft, dass die jüngste Initiative der Bundesregierung, Wasserstoff als Energieträger attraktiver zu machen, bald Früchte trägt. "Früher oder später werden wir alle nicht drumherum kommen, mit Fahrzeugen zu fahren, die mit alternativen Energien angetrieben werden."