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Zwei Designerinnen aus Dresden lassen Kleidung länger leben

Die Dresdnerinnen Susanna und Magdalena schneidern umweltfreundliche Mode für Frauen. Das hat seinen Preis. Wie sie sich über Wasser halten.

Von Beate Erler
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Die zwei jungen Dresdner Designerinnen Susanna Geißler (l., 28 Jahre) und Magdalena Hornig (37 Jahre) stellen nachhaltige Mode her.
Die zwei jungen Dresdner Designerinnen Susanna Geißler (l., 28 Jahre) und Magdalena Hornig (37 Jahre) stellen nachhaltige Mode her. © René Meinig

Dresden. Coco Chanel, Yves Saint Laurent, Karl Lagerfeld, Christian Dior, Calvin Klein: Das sind die großen Namen, die jeder kennt. Pippuri und Sasuli sind die Modelabels von zwei jungen Dresdnerinnen, die vor allem nachhaltige Mode entwerfen und herstellen. Wollen sie so berühmt werden wie Vivienne Westwood? Nein, das wussten Magdalena Hornig und Susanna Geißler, als sie anfingen, Modedesign zu studieren.

In ihrem gemeinsamen Atelier in der Judeichstraße, wo sie seit einem Jahr arbeiten, stapeln sich die Stoffballen, ein Bügelbrett mit schwerem Bügeleisen steht an der Wand, unzählige Rollen Nähgarn, zwei große Tische vor den Fenstern und vier Nähmaschinen neben der Eingangstür. Hinter dem Atelier liegt der Showroom. "Den öffnen wir ab April", sagt Susanna, "hier kann man unsere Mode anschauen, anprobieren und kaufen." Aufgrund der Corona-Situation war das bisher nicht möglich.

Dresdner Designerinnen: "Wir machen keine Haute Coutur"

Haute Couture machen sie nicht, sondern Alltagssachen, bequeme Streetwear, die jede tragen kann. Jede, weil sie vor allem Mode für Frauen machen. Nicht nur, weil sie selbst Frauen sind, sondern: "Weil Frauen mehr kaufen", sagen sie schmunzelnd.

Sie selbst tragen meist Secondhand-Sachen. "Bis auf Schuhe und Unterwäsche kaufen wir fast nur gebrauchte Klamotten", sagen beide. Susanna hat ihre Abschlussarbeit zum Thema "Fast Fashion" geschrieben. Die "schnelle Mode" ist ein Geschäftsmodell, bei dem die Kollektionen schnell und trendbezogen designt und zu niedrigen Preisen hergestellt und verkauft werden. "Im Studium war das ein großes Thema und ich habe verstanden, dass es das Beste ist, alte Ressourcen zu verwenden", sagt die 28-jährige Susanna.

Upcycling heißt auch Löcher stopfen

Auch Magdalena beschäftigt sich seit etwa drei Jahren mit dem Thema "Upcycling". Als sie Susanna bei einem Tanzkurs kennenlernt und erfährt, dass auch sie Designerin ist, beschließen sie, gemeinsam ein Atelier zu beziehen und ein Upcycling-Team zu gründen. Sie stellen nicht nur nachhaltige Mode her, sondern zeigen auch anderen, wie sie aus Alt Neu machen können.

Beim Upcycling wird alte Kleidung, die bereits im Kleiderschrank vorhanden ist, in neuwertige Stücke umgewandelt. Durch die Wiederverwertung von bereits vorhandenem Material wird die Verwendung von Rohstoffen reduziert.

Doch Upcycling heißt bei den zwei Jungdesignerinnen auch sticken und Löcher stopfen. Einmal wöchentlich bieten sie einen Upcycling-Nähkurs im Zentralwerk auf der Riesaer Straße an. "Bei der Stoffherstellung wird so viel Energie benötigt, und die meisten Sachen haben noch eine gute Qualität und man kann sie wiederverwenden", sagen sie.
Auch wenn sie im Atelier zusammenarbeiten, haben beide ihr eigenes Label.

Pippuri ist finnisch und bedeutet Pfeffer. Magdalena, die gebürtig aus der Oberlausitz kommt, war für ein Auslandssemester an einer Partnerschule in Finnland. "Mir hat einfach das Wort gefallen", sagt die 37-Jährige. Susanna ergänzt: "Und es passt gut zu deiner Mode, denn du verwendest gerne pfeffrige Stoffe."

Pfeffrige Stoffe? Kräftige und farbige Stoffe. An der Fakultät für Angewandte Kunst im erzgebirgischen Schneeberg hat sie Modedesign studiert. Danach war sie auf Stationen in Frankfurt und Berlin, bevor sie nach Dresden kam.

Susanna ist erst seit zwei Jahren selbstständig. Sie hat an der Fachhochschule in Dresden Modedesign studiert. Mittlerweile gibt es den Studiengang dort nicht mehr. Ihr Praxissemester hat sie bei dem kleinen Berliner Label "Icke Berlin" gemacht. Die beiden Frauen entwerfen ebenfalls nachhaltige Kleidung mit fotografierten Stadt- und Landszenen, die sie auf Kleidung drucken.

Umweltfreundliche, sportlich und elegant: Das hat seinen Preis

Den Stil ihrer Mode zu beschreiben, fällt beiden nicht leicht. Sportlich-elegant würde Magdalena ihre Mode nennen. Das Thema, das sich durchzieht, ist die Kapuze. Ihr Bestseller ist ein Hoodie-Kleid mit Kapuze, das sie vor sieben Jahren entwickelt hat. "Es besteht aus dickem Jersey und ich fertige es auf Kundenwunsch in verschiedenen Farben." Susanna zeigt ein Einzelstück, an dem sie drei Tage gearbeitet hat. Eine Jeansjacke aus mehreren alten Jeans, die sie wie ein Mosaik neu zusammengesetzt hat.

Für diese Jacke müsste sie einen dreistelligen Betrag verlangen. Nur wenige sind bereit, so viel für ein Kleidungsstück zu bezahlen. Deshalb fertigen sie neben Einzelstücken auch Kleinserien an und arbeiten auf Bestellung.

Beide sind regelmäßig auf den Dresdner Kreativmärkten dabei. "Die Leute kommen an unseren Stand und fragen dann immer, warum unsere Kleidung so teuer ist", sagt Magdalena. Wenn sie erklären, wie viel Zeit und Arbeit dahintersteckt, haben die Leute Verständnis, aber gekauft wird trotzdem nicht sehr viel. Deshalb haben beide noch andere Jobs und Projekte. Schließlich muss ihre Arbeit nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch nachhaltig sein.