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Solarfabrikant Meyer-Burger bestellt Rohstoff in Norwegen

In Freiberg produziert Meyer-Burger Solarmodule, künftig auch mit dünnen Siliziumscheiben aus europäischer Produktion. Die Fabrik fährt aber langsamer hoch als erhofft.

Von Georg Moeritz
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Da wird Silizium genutzt: Gunter Erfurt, Vorstandschef von Meyer-Burger, mit einer Solarzelle. Der Konzern kauft künftig in Norwegen ein.
Da wird Silizium genutzt: Gunter Erfurt, Vorstandschef von Meyer-Burger, mit einer Solarzelle. Der Konzern kauft künftig in Norwegen ein. © Arvid Müller

Freiberg. Der Fotovoltaik-Spezialist Meyer-Burger mit Fabrik in Freiberg schließt die letzte Lücke in einer europäischen Lieferkette: Das Unternehmen mit Zentrale in der Schweiz teilte am Dienstag mit, es habe einen Liefervertrag für Siliziumscheiben mit dem norwegischen Hersteller Norwegian Crystals unterschrieben.

Das Polysilizium als Basis für die Herstellung der Solarmodule stamme "aus europäischer und amerikanischer Produktion", schrieb Meyer-Burger. Schon bisher seien wichtige Komponenten "anteilig" in Europa gekauft worden: Solarglas, Folien, Zellverbinder, Chemikalien und Prozessgase.

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Meyer-Burger setzt in der Solarzellenproduktion unter anderem eine eigene patentierte Technologie ein, für die dünnere Siliziumscheiben genutzt werden können als üblich. Nach Angaben des Unternehmens haben die europäischen Scheiben einen "besonders niedrigen CO2-Fußabdruck", auch weil die Energie für die Herstellung beispielsweise aus norwegischer Wasserkraft komme.

Corona bremste die Produktion in Freiberg

Mit dem Lieferanten in Norwegen spricht der Schweizer Konzern auch über eine Ausweitung des Nachschubs für die kommenden Jahre, denn Meyer-Burger hat Wachstumspläne. Die Vorteile globaler Lieferketten würden allerdings weiterhin genutzt, sagte der zuständige Manager für die Produktion, Daniel Menzel. Das Unternehmen achte darauf, dass möglichst keine unerwünschten Abhängigkeiten die Expansion beeinträchtigten.

Das Wachstum der Solarmodul-Produktion geht allerdings nicht so schnell voran wie angekündigt. Erst bremste Corona die Fabrik in Freiberg aus: Im Dezember meldete Meyer-Burger, wegen zu vieler Kranker und Mitarbeiter in Quarantäne könne nur eine von zwei Montagelinien laufen. Inzwischen hat der Konzern auch die Produktionspläne für dieses und nächstes Jahr geändert - mit kleineren Zahlen als bisher.

Für dieses Jahr erwartet Meyer-Burger nun ein Produktionsvolumen von 320 bis 370 Megawatt statt der bisher angekündigten 500. Gemeint ist die elektrische Leistung, die alle Solarmodule aus der Produktion dieses Jahres maximal schaffen können. In der ersten Hälfte dieses Jahres wurden Solarplatten mit insgesamt 108 Megawatt maximaler Leistung hergestellt, für die zweite Jahreshälfte rechnet Vorstandschef Gunter Erfurt nun mit 210 bis 260 Megawatt.

Engpässe bei Lieferung von Anlagenteilen

Der Hochlauf der ersten Produktionslinie in Freiberg sei technisch abgeschlossen, meldete Meyer-Burger zu Monatsanfang. Sie habe eine Nennkapazität von 400 Megawatt pro Jahr. Voraussichtlich im September beginne der Hochlauf der weiteren Linien, um die angekündigte Kapazität von insgesamt 1,4 Gigawatt zu erreichen. Für nächstes Jahr rechnet Meyer-Burger aber noch nicht mit dieser Ausbeute, sondern reduzierte die Erwartung von 1,35 auf 1,0 bis 1,2 Gigawatt im Jahr 2023.

Das Unternehmen schrieb, der Durchsatz der ersten Anlage in Freiberg sei voraussichtlich geringer als ihre "Nominalkapazität". Und die anderen Produktionsanlagen würden wohl mit Verzögerung hochlaufen, wegen Engpässen bei Lieferanten von Bestandteilen. Außerdem müsse die Produktion immer mal planmäßig stillstehen, um die neuen Anlagen integrieren zu können.

Solartechnik für Hausbesitzer bringt mehr ein

Die Nachfrage sei unterdessen hoch - und zwar nach allen drei Produktvarianten. Das führe dazu, dass häufig Produktwechsel auf den Montagelinien nötig seien. Meyer-Burger berichtet wie viele Hersteller von gestiegenen Materialkosten und hat seine Verkaufspreise auch erhöht - deutlich stärker als geplant. Dennoch müssen sich die Kunden der "Premium-Solarmodule" laut Firmenangaben die Produkte zuteilen lassen, derzeit für das zweite Quartal nächsten Jahres.

Bisher hatte Meyer-Burger geplant, bis zu 30 Prozent der Solarmodule im nächsten Jahr an Solarkraftwerke zu liefern - also große Anlagen, wie sie meist auf dem Lande stehen. Doch inzwischen geht das Unternehmen davon aus, fast die gesamte Produktion des kommenden Jahres an Hausbesitzer für ihre Dächer zu verkaufen. In diesem wachsenden Marktsegment seien auch die Gewinne höher, teilte Meyer-Burger mit.