Umweltfreundlicher Urlaub: Warum nicht in Sachsen bleiben?
Leckeres, regionales Essen, eine klimafreundliche Unterkunft und Spaß für die ganze Familie. Diese acht Freizeit- und Reiseziele zeigen, wie schön und nachhaltig Urlaub in Sachsen sein kann.
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In den Ferien will man sich etwas gönnen. Doch das muss nicht unbedingt Überfluss bedeutet - auch Entschleunigun kann schön sein.
Für einen tollen Urlaub braucht man auch gar nicht weit wegfahren. Erst recht nicht, wenn man nachhaltig verreisen will. Diese Beispiele für Urlaubs- und Freizeitangebote in Sachsen, zeigen, wie schön und umweltfreundlich Urlaub in der Heimat sein kann.
Mit Mensch und Tier
Bei der Falknerei fußt das ganze Unternehmen auf Umweltbildung. Mit den Walderlebnistouren bringt man Kindern und Erwachsenen die Natur näher, erzählt Hans-Peter Herrmann. Gerade ihm als ausgebildeter Forstwirt sei das wichtig. Bei der Tour wird alles behandelt, was den Besuchern im Wald vor die Füße falle, sagt Herrmann. So kann es um Käfer, Fotosynthese, verschiedene heimische Bäume oder das Spurenlesen gehen. Ab diesem Jahr bietet er auch eine Vogelstimmenwanderung, geführt von einem Ornithologen, an.
Das Herzstück der Falknerei sind die Flugshows. Mit den Greifvögeln hat sich Herrmann ein Kindheitstraum verwirklicht. Auch bei den Shows gehe es um Natur und Mensch. Es wird aufgegriffen, welche Rolle die Vögel in unserer Welt haben, was sie ausmacht und auch, wie die Bindung zwischen Tier und Mensch aussehen kann. Auch die Geschichte der Falknerei wird erklärt, während die Falken im Sturzflug oder die Eulen lautlos über die Köpfe fliegen.
Zu einer Reise in die Vergangenheit lädt das Vogtländische Freilichtmuseum ein. Die zwei Standorte in Landwüst und Eubabrunn zeigen, wie Menschen in den letzten drei Jahrhunderten gelebt haben. Dort lernen die Gäste, welche Nutztiere es früher gab oder wie die Landwirtschaft funktionierte. „Wir können so vermitteln, wie war es früher und wie ist es heute“, sagt Museumspädagogin Franziska Waldmann. Man tauche in die Vergangenheit ein, komme aber immer wieder auf die Gegenwart zurück.
Das Freilichtmuseum funktioniert gut über die Sinne – die Besucher können sich beim Brotbacken ausprobieren. Es sei eben nicht selbstverständlich, dass es im Regal zig verschiedene Mehlsorten gebe. Auch Nachhaltigkeit spielt in dem Museum eine Rolle. So wird im Museum erklärt, dass man früher Essen nicht wegschmiss. Trockenes Brot wurde für Brotsuppen genutzt. Das Leben von früher sei auch eine Inspiration, wie man heute nachhaltig leben kann.
Hotels sind nicht die bekanntesten Beispiele, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Das Bellevue Hotel in Dresden zeigt, dass es auch anders geht. 2021 wurde dem Hotel das Zertifikat „Certified Green Hotel“ verliehen. Besonders im Bereich der Corporate Social Responsibility, der gesellschaftlichen Verantwortung, lobt das Institut das Bellevue. Dazu zählen die Förderung sozialer Projekte oder Nachhaltigkeit im Personal. 85 Prozent der Mitarbeiter sind Festangestellte.
Positives Feedback kommt vor allem für die E-Ladesäulen, den Honig, der auf dem Dach des Hotels hergestellt wird und beim Frühstück probiert werden kann, sowie die Möglichkeit, dass die Gäste entscheiden können, ob das Zimmer jeden Tag gereinigt werden soll. „Für jede ausgelassene Zimmerreinigung spenden wir einen symbolischen Betrag, zum Beispiel an das Umweltzentrum Dresden“, sagt Pressesprecherin Cindy Knoblauch.
Alexander Hadam, Nachhaltigkeitsbeauftragter, merkt auch, dass Nachhaltigkeit immer wichtiger wird. „Viele Reisende achten auch auf das Nachhaltigkeitssiegel und wie die Hotels aufgestellt sind“, sagt er.
Schon von Beginn an war die Schokolade der Adoratio Schokoladenkunst biozertifiziert – das war der Gründerin Susanne Engler wichtig. „Im Privaten achten wir darauf, was wir essen und dass wir auch regional kaufen“, sagt Engler. Deswegen war Nachhaltigkeit auch beruflich ein Thema. Natürlich komme die Kakaobohne nicht bei uns vor, erzählt sie, es wird aber darauf geachtet, mit Kleinbauernverbänden zusammenzuarbeiten.
„Wenn eine Zutat nicht lieferbar ist, dann ist das entsprechende Produkt auch mal nicht zu verkaufen“, so Engler weiter. Die Verpackungen der Schokoladen kommen aus der Region und die Etiketten werden aus Graspapier hergestellt. Es gibt eine eigene Solaranlage im Haus, die 70 Prozent des Energiebedarfs abdeckt.
Neben Kuvertüre und Schokoladenmasse bekommt die Manufaktur auch Kakaobohnen geliefert. „Uns ist auch das Urprodukt wichtig“, sagt Engler. Sie merke, dass zunehmend mehr Menschen hinterfragen, was in Produkten eigentlich drin ist und dass sie ein höheres Bewusstsein für Nachhaltigkeit entwickeln. Die Manufaktur von Engler ist in Thürmsdorf, ein Ladengeschäft ist in Pirna zu finden.
Nachhaltigkeit gehört zu den sechs Hauptwerten des Deutschen Jugendherbergswerks. „Im DJH Landesverband Sachsen haben wir 2021 angefangen, das Thema neu aufzurollen“, sagt Andy Gotter, Projektkoordinator Nachhaltigkeit. Ab Herbst soll von allen Jugendherbergen zertifizierter Ökostrom bezogen werden, momentan arbeitet eine Arbeitsgemeinschaft daran, die CO2-Fußabdrücke zu erstellen.
„Die CO2-Menge, die nicht reduziert werden kann, wird dann über die Unterstützung von Partnerprojekten kompensiert werden“, ergänzt Frank Kaaden von Einkauf und Facility Management. Dafür soll mit dem Unternehmen Climatepartner zusammengearbeitet werden. 2023 sei dann der Start in die nachhaltige Gemeinschaftsverpflegung geplant.
Bereits jetzt gibt es schon einige Projekte, die der Umwelt guttun: Die Herberge in Schöneck hat begrünte Dächer. In Taltitz sind eigene Bienen und Blühwiesen zu finden. Der Landesverband bietet außerdem noch Umweltherbergen. Neben einer vorgeschriebenen Bio-Zertifizierung und regionaler Kost stehe dort ein Umweltpädagoge den Klassen hilfreich zur Seite.
Die wöchentliche Gemüsekiste, die man sich nach Hause bestellen kann, ist mittlerweile bekannt und beliebt. Genau das macht auch die Rainkost der Obermühle Görlitz – nur für Gastronomen. Jörg Daubner, Inhaber der Obermühle, hat mit dem Projekt 2018 angefangen. Mittlerweile arbeitet er mit 20 Partnern zusammen, darunter auch Betriebe in Dresden und Bautzen.
Eine Woche vorher bekommen die Gastronomen Bescheid, welches Gemüse sie erwartet. Die Rückmeldungen der einzelnen Betriebe zeigen, wie gut die Idee funktioniert. Aus dem Stand haben sich in Dresden sechs neue Partner gefunden. Rainkost setzt auf Permakultur sowie taggenaues Ernten und Liefern.
Neben der solidarischen Landwirtschaft kümmert sich Daubner um die Versorgung von 930 Kindern. Als er damals auf der Suche nach einem Kindergarten für seine Tochter war, ist in der Kita der Lieferant abgesprungen. „Was hältst du davon, eine Kitaküche zu machen?“, fragte daraufhin Daubners Mutter und so fing es dann mit 80 Kindern an. Daubner merkt, dass das Thema Essenversorgung für die Eltern immer wichtiger wird. Foto Obermühle:
Als André Meyer den Gasthof 2001 gegründet hat, war für ihn klar, dass kein Fisch, der auf der Roten Liste steht, auf die Karte kommt. Seitdem ist der Anspruch auf Nachhaltigkeit stetig gewachsen.
Seit 2013 ist der Gasthof biozertifiziert. Alle regionalen Lieferanten stehen auf der Karte – so kommt der Fisch etwa aus Aquakulturen in Kirschau, das Gemüse aus Zittau und das Fleisch aus der Nähe von Bautzen.
Beim Essen hört der Anspruch nicht auf: Beispielsweise werden atomfreier Strom bezogen, ökologische Reinigungsmittel genutzt oder wasserlose Urinale eingebaut. Meyer war bereits als Jugendlicher sehr umweltbewusst und hat das von Anfang an mit in die Firmenphilosophie eingearbeitet.
„Heute bleibt uns ja auch kein anderer Weg“, sagt er. Mittlerweile mache auch die breite Bevölkerung mit. Das merkt Meyer auch an dem Feedback der Gäste. Die Resonanz ist über die Jahre immer größer geworden, gerade nach Corona hat Meyer dies bemerkt. „Während der Corona-Zeit haben die Leute mehr zu Hause gekocht und dadurch auch mehr darauf geachtet, welche regionalen Produkte es hier vor Ort gibt.“
Nachhaltig Urlaub machen in der Sächsischen Schweiz? Ist möglich – in der PrimaKlimaVilla von Familie Lippert.
Klimafreundlichkeit war in der Familie schon immer Thema, so entstand auch die Idee, ein eigenes nachhaltiges Gewerbe aufzubauen, sagt Andreas Lippert. Bevor die Familie das Haus, welches am Elberadweg gelegen ist, gekauft und renoviert hat, stand es 15 Jahre leer.
Schon bei der Instandsetzung spielte Nachhaltigkeit eine große Rolle. Regionale Firmen wurden dazu gerufen, Baumaterialien vor Ort wiederverwendet und es wird überwiegend mit Erdwärme und Solarthermie geheizt.
Für die Gäste gibt es außerdem Ladestationen für E-Autos sowie Familienräder vor Ort. Auch Objekte regionaler Künstler sind in den zwei Wohnungen zu finden. „Bei der Vermietung versuchen wir, die Gäste so gut wir das können dabei zu unterstützen, einen klimafreundlichen Urlaub zu genießen“, sagt Lippert. Dazu gehöre auch das Angebot eines „Regionalen Kühlschranks“.
Von den Gästen gab es viel Lob. Im Schnitt waren die Gäste 2021 fast sechs Tage dort. Auch die Buchungen für 2022 stimmen Lippert optimistisch, dass dieser Trend bleibt.