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Und wieviel Geld verdient Ihr Auto?

Ein Bonussystem belohnt E-Auto-Halter mit bis zu 400 Euro pro Jahr. Branchenexperte Steven Handau erklärt die sogenannte THG-Prämie und woher das Geld kommt.

Von Andreas Rentsch
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Mit dem eigenen Auto jedes Jahr Hunderte Euro steuerfrei verdienen - die THG-Quote macht's möglich.
Mit dem eigenen Auto jedes Jahr Hunderte Euro steuerfrei verdienen - die THG-Quote macht's möglich. © 123rf; Montage: SZ/Bildstelle

Die meisten Fahrer eines Verbrenners haben noch nie davon gehört, selbst für viele Elektroauto-Besitzer ist das Thema neu: Seit einigen Monaten lässt sich mit dem eigenen Elektrofahrzeug Geld verdienen. Möglich macht es die Treibhausgasminderungsquote, kurz THG-Quote. Sie schreibt Mineralölkonzernen Einsparziele für CO2-Emissionen vor.

Um die Quote zu erfüllen, können Unternehmen mehr emissionsärmeren Sprit verkaufen oder sich die CO2-Einsparungen von Dritten, beispielsweise E-Auto-Fahrern, anrechnen lassen. Über die Zertifizierung und den Verkauf eingesparter Emissionen an die Konzerne können E-Auto-Halter Prämien von bis zu 400 Euro im Jahr verdienen, sagt Steven Handau. Der 36-jährige Leipziger berät Privatpersonen und Unternehmen zur THG-Quote.

Steven Handau (36) aus Leipzig arbeitet hauptberuflich als IT-Administrator und berät nebenberuflich Firmen und Privatleute zur THG-Prämie für Elektrofahrzeuge.
Steven Handau (36) aus Leipzig arbeitet hauptberuflich als IT-Administrator und berät nebenberuflich Firmen und Privatleute zur THG-Prämie für Elektrofahrzeuge. © privat

Herr Handau, ist die THG-Quote eine Art moderner Ablasshandel?

Zusatzsteuer, Greenwashing, Ablasshandel: Solche Begriffe höre ich öfter. Aber mit Biodiesel und E10 allein erreichen die Mineralölkonzerne die gesetzlich vorgegebenen CO2-Minderungsziele nicht. Also „helfen“ E-Auto-Fahrer. Was ich spannend finde: Bisher sind Strafzahlungen immer dem Staat zugeflossen. Bei der THG-Prämie haben wir erstmals die Situation, dass auch Privatleute direkt von der Umlage profitieren können. Ein Bonus-Malus-System also.

Wer profitiert neben Autobesitzern noch?

Die THG-Prämie gibt es für diverse Fahrzeugkategorien. Speziell bei E-Mopeds und kleinen elektrischen Nutzfahrzeugen stellt sie die einzige Förderung dar. Was viele nicht wissen: Für Busse und Nutzfahrzeuge gibt es noch einmal deutlich mehr Geld als für Pkw. Außerdem können öffentliche Wallboxen gefördert werden.

Wann genau wurde die THG-Prämie eingeführt, und wie hoch sind die Einnahmen, die man im Idealfall erzielt?

Privatkunden können seit Anfang dieses Jahres ihr Fahrzeug registrieren und die Auszahlung beantragen. Erste Firmen, die die Abwicklung übernehmen, sind schon 2021 gegründet worden. Anfangs war die Prämienhöhe noch völlig unklar, und die ersten Anbieter sind eher zaghaft mit rund 75 Euro pro Jahr gestartet. Mittlerweile gibt es bei einigen Anbietern 400 Euro.

Was genau muss man tun, um in den Genuss der Prämie zu kommen?

Eigentlich nicht viel. Man muss sich online bei einem Anbieter registrieren, seinen Namen und die eigene IBAN für die Auszahlung eingeben sowie ein Foto oder einen Scan der Fahrzeugzulassung hochladen. Dann heißt es warten.

Wie lange?

Aktuell ist das Umweltbundesamt leider völlig überlastet. Wir haben durchschnittliche Wartezeiten von 16 Wochen. Einige Anbieter sind deshalb dazu übergegangen, in Vorleistung zu gehen und innerhalb weniger Tage auszuzahlen.

Welche Funktion hat denn das Umweltbundesamt?

Es ist im Verfahren die zuständige Behörde und stellt in nächster Ebene eine Prüfinstanz dar. Das Amt prüft die eingereichten Anträge und zertifiziert sie. Dann sammeln THG-Anbieter diese Zertifikate ein und verkaufen sie gebündelt an die Unternehmen der Mineralölindustrie.

Wer bietet das meiste Geld?

In den vergangenen Wochen hatten wir gute Quotenpreise, sodass Anbieter wie Geld-für-eAuto oder Elektrovorteil bis zu 400 Euro ausgezahlt haben. Üblich sind aber eher 300 bis 350 Euro.

Ist es sinnvoll, nicht nur auf die Höhe der Auszahlung zu schauen?

Ja. Ich bin in Foren von einigen Antragstellern angeschrieben worden, weil sie noch keine Auszahlung erhalten hatten oder die Reaktion vom Anbieter gänzlich ausgeblieben ist. Ich habe die Unternehmen dann selbst kontaktiert und dabei teilweise katastrophale Zustände festgestellt.

Eine Auszahlung von 415 Euro klingt erst mal gut - aber nur so lange, bis sich herausstellt, dass man die Summe für zwei Jahre erhält. Vor solchen Maschen warnt Steven Handau.
Eine Auszahlung von 415 Euro klingt erst mal gut - aber nur so lange, bis sich herausstellt, dass man die Summe für zwei Jahre erhält. Vor solchen Maschen warnt Steven Handau. ©  Screenshot: SZ

Was konkret?

Beispielsweise wirbt ein Anbieter mit einer Auszahlungssumme von 415 Euro, doch weder im Anmeldeprozess noch in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen wird ersichtlich, dass sich diese Quote auf zwei Jahre verteilt. Man tritt also die THG-Quote für diesen Zeitraum ab und landet bei knapp 210 Euro pro Jahr. Ich rate daher dazu, unbedingt auf Seriosität, Kontaktmöglichkeiten und Transparenz zu achten. Der Versuch, Kunden durch unklare AGB abzuzocken, schadet meiner Meinung nach der gesamten Branche.