Merken

Teigwaren-Streit in Riesa findet kein Ende

Erneut tritt die Belegschaft in den Warnstreik – diesmal gleich für 24 Stunden.

Von Stefan Lehmann
 4 Min.
Teilen
Folgen
Bei den Teigwaren Riesa wurde am Montag erneut gestreikt. Erstmals dauerte der Arbeitsausstand einen vollen Tag.
Bei den Teigwaren Riesa wurde am Montag erneut gestreikt. Erstmals dauerte der Arbeitsausstand einen vollen Tag. ©  Sebastian Schultz

Riesa. Die Gewerkschaft hatte es bereits vergangenen Mittwoch angekündigt – und ihre Drohung am frühen Montagmorgen wahrgemacht: Der Arbeitskampf bei den Teigwaren Riesa geht weiter. 

Um 5.30 Uhr legten die Mitarbeiter des Unternehmens die Arbeit nieder. Es war der dritte Warnstreik innerhalb von zwei Monaten – und mit Abstand der größte. Erstmals dauerte der Ausstand 24 Stunden. Die beiden Streiks im Dezember hatten jeweils nur zwei und vier Stunden gedauert. 

Auf die Produktion in der Nudelfabrik wirke sich der Streik aber deutlich länger aus, erklärt Daniel Zielke, Betriebsrat und Mitglied der Tarifkommission. „Die Nachtschicht hat bereits nur Reinigungsarbeiten übernommen.“ 

Insgesamt werde die Produktion wohl etwa 40 Stunden stillstehen. Und wahrscheinlich am Dienstagmittag wieder normal laufen. Die Endverbraucher werden von dem 24-Stunden-Streik aber nicht direkt etwas mitbekommen, so Zielke. 

Die Supermärkte hätten noch Ware für zwei bis drei Wochen auf Vorrat, sodass sich ein so kurzer Streik noch nicht auswirkt. Ehe sich die Reihen in den Regalen zu lichten beginnen, müsste die Produktion wohl mindestens eine ganze Woche stillstehen.

Direkt bemerkbar machte sich der Warnstreik am Montag dagegen im Nudelmuseum, im Werkverkauf sowie dem Restaurant Makkaroni. Alles sei geschlossen, so Zielke. Verglichen mit den beiden Warnstreiks im Dezember hatten am Montag auch deutlich mehr Mitarbeiter die Arbeit niedergelegt. 

Mit rund 130 Streikenden rechneten die Mitglieder der Tarifkommission, das wäre fast die komplette festangestellte Belegschaft. Nach einer Kundgebung gegen 13 Uhr liefen die Streikenden noch ums Firmengelände, mit Trillerpfeifen, Plakaten und Fahnen der NGG.

Mit dem erneuten Arbeitsausstand protestierte die Belegschaft gegen das Verhalten der Geschäftsleitung. Die hatte nach einer Betriebsversammlung am vergangenen Mittwoch mitgeteilt, nicht mehr mit der Gewerkschaft NGG zusammenarbeiten zu wollen, „da die unternehmensspezifischen Herausforderungen ohne externe Beteiligung schneller und erfolgreicher angegangen werden können“.

Das sei etwas paradox, sagt Daniel Zielke. Schließlich seien die NGG-Mitglieder in der Tarifkommission auch Mitarbeiter der Teigwaren. „Wir werden nicht eher ruhen, bis die Geschäftsführung sagt: ‚Wir verhandeln weiter‘“, sagt Frank Meyer, ebenfalls Mitglied der Tarifkommission und stellvertretender Betriebsrat bei den Teigwaren.

Leichter werden die Verhandlungen wohl nicht. „Die Einigung wird teuer“, sagte Uwe Ledwig auf der Kundgebung am Montagmittag. Gleichzeitig sprach der Gewerkschafter der Teigwaren-Belegschaft Mut zu: „Ihr müsst kein schlechtes Gewissen haben.“ Die Teigwaren hätten ihren Eigentümern eine Monatsrendite zwischen fünf und 7,5 Prozent eingebracht. Die Familie Freidler habe keinen schlechten Gewinn mit dem Standort erzielt.

Die bereits umgesetzte Lohnerhöhung um sieben Prozent reicht der Arbeitnehmerseite jedenfalls noch nicht. Noch einmal plädierte der NGG-Verhandlungsführer für mehr Lohngerechtigkeit im Vergleich mit dem Stammwerk.

 In Trochtelfingen zahle man mittlerweile 17 Euro Stundenlohn. In Riesa seien es zwischen zehn und elf Euro. Auch branchenweit gebe es viele Firmen, die besser bezahlen. „Selbst Möwe zahlt 13 Euro – obwohl die halb so viel Umsatz haben.“

Was das bedeutet, versucht Uwe Ledwig mit einer Anekdote aus der Betriebsversammlung zu verdeutlichen. Nach der Versammlung sei eine Mitarbeiterin der Teigwaren zu ihm gekommen und habe erzählt, dass sie als Mutter zweier Kinder nicht nur in der Nudelfabrik in Schichten arbeiten gehe, sondern außerdem noch einen Zweitjob brauche, weil das Geld sonst nicht ausreicht. 

Andere Mitarbeiter fürchten vor allem, dass ihre Rente angesichts der derzeit gezahlten Löhne nicht ausreichen könnte. In jedem Fall könne auch das Unternehmen von besseren Arbeitsbedingungen profitieren, sagt Daniel Zielke. Schließlich sei damit auch die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern einfacher. Derzeit sind laut NGG bei den Teigwaren 30 Stellen unbesetzt.

Die Geschäftsleitung der Teigwaren äußerte sich am Montag zunächst nicht zu den Streiks. Die NGG werde den Arbeitskampf fortsetzen, kündigte Uwe Ledwig am Montag noch an. Ob man dann wieder für 24 Stunden die Arbeit niederlegen wird, ließ der Gewerkschafter offen.